Ein überaus bizarres Phänomen des postmodernen Zeitgeistes ist es, dass von wem eine Realität beschreibt, folglich angenommen wird, er fände diese Realität gut, oder es sei gar ein Realitätskonstrukt nach seinem eigenen gefallen. Es ist als Projektion zu werten, als Übertragung des eigenen Verhaltens, da das postmoderne Denken selbst über das Definieren gefälliger Realitätskonstrukte agiert, indem dieses aus der Endlosigkeit von Information gemäss der emotionalen Vorliebe konstruiert wird. Somit ergibt sich das Paradox, dass der postmoderne Geist selber seine Realität gemäss dem Wohlgefallen definiert, diese aber als objektiv kolportiert, und zugleich jeglichen Versuch einer Annäherung an die objektive Realität als emotionales Konstrukt bezeichnet.
In gewisser Weise ist diese Situation nachvollziehbar: Existiert kein Bewusstsein darüber, dass Realität zumal von einem selbst und gemäss des Emotionalen konstruiert wird, so bleibt dieser „Eigenbetrug“ unbemerkt, und das Individuum handelt voll und ganz in der Ignoranz, Realitätserkenntnis durch Realitätskonstrukt supplantiert zu haben. Die Konfrontation mit einer anderen Realitätserkenntnis führt somit unweigerlich zur Folgerung, dass diese andere Erkenntnis ein Konstrukt sein muss. Das Vertrauen auf das eigene Konstrukt ist hierbei aufgrund der dialektischen Untermauerung durch das Simulacrum so gross, dass zumeist kein neuer dialektischer Anlauf unternommen wird, um die bestehende Erkenntnis unter Betrachtung des Simulacrum als argumentatives Fundament erneut zu debattieren.
Indem alsdann kollidierende Realitätsauffassungen nur noch als Konstrukt verstanden werden können, und davon ausgegangen werden muss, dass die Konstrukte entweder der Emotion oder der Boshaftigkeit obliegen, entsteht das zu Beginn beschriebene Paradox, dass die emotionale Realität sich selbst als objektive Realität sieht, und die kollidierende objektive Realität als emotionale Realität.
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Die Frage drängt sich hierbei auf, wie zwischen objektiver und emotionaler Realität unterschieden werden kann. Die Antwort hierbei liegt im Simulacrum: Inwiefern die argumentative Grundlage einer Realitätserkenntnis tatsächlich eine Abbildung der Realität ist, oder eben ein Simulacrum, das „Abbild einer Realität die nicht existiert“. Dies ist an sich dialektisch ergründbar, jedoch setzt es zuvor den Schritt voraus, die Existenz des Simulacrum anzuerkennen, und folglich vermeintliche Bilder der Realität, z.B. Berichterstattung in den Medien, unter dem Blickpunkt zu betrachten, dass diese Realität, so wie sie präsentiert wird, nicht tatsächlich existiert.
Dieser Vorgang ist mühsam, da er nicht nur eine Dialektik beim Erörtern der Realität erfordert, sondern zusätzlich einen dialektischen Vorgang beim Betrachten der Bilder, welche die Grundlage zur Erörterung unserer hochkomplexen Realität darstellen. Solcher geistiger Aufwand steht im Widerspruch zu einer wachsenden menschlichen Trägheit, welche immer mehr der Angewohnheit nachgeht, das eigene Denken auszulagern, und zugleich ist es diese Auslagerung welche die Verbreitung emotionaler Realitäten begünstigt.
Eine emotionale Realität ist an sich dialektisch kaum durchdringbar, da sie für den, der diese emotionale Realität als objektive Realität anerkennt, voll und ganz als solche existiert. Wo Meinungen schon tief in die menschliche Psyche verwurzelt sind und nur schwer geändert werden können, ist es umso schwieriger, einen Ansatz von Zweifel in die Realitätsauffassung einzubringen, wenn dieser nicht im Vornherein aus dem Individuum selbst hervortritt.