Einmal mehr tagt das WEF im alpinen Resort Davos, Politiker und Unternehmer aller Welt treffen sich dort, um hinter verschlossener Tür was auch immer zu besprechen. Alle möglichen Behauptungen kursieren um diese seltsame Institution, bis hin zur Auffassung, dass dies das sagenumwobene dunkle Kämmerlein sei, von wo aus die ganze Welt gesteuert wird. Wie ich schon im Beitrag „Politisches Networking ist keine Verschwörungstheorie“ schrieb, scheint es das wahrscheinlichste, dass das WEF im Grunde von den allermeisten Teilnehmern lediglich als grosses Networking-Event gesehen wird, wo man Kontakte zu anderen Einflussreichen Figuren knöpfen kann, was auch die eigene Position stärkt.

Die karikatureske Idee einer Elite, die sich in einem ominösen Sitzungszimmer trifft, um das Schicksal der Welt zu entscheiden, ist letztlich eine, für das WEF und seine Mitläufer wünschenswerte, Hyperbel. Wünschenswert, weil es im Grunde von der tatsächlichen Bedeutung dieser Institution und dieser Tagung ablenkt, nämlich dem vorpreschen einer neofeudalistischen Ordnung, worin Politiker und Geschäftsleute nur noch aufeinander Bedacht nehmen, während die Bürgerschaft und damit der Nationalstaat als Konzept nur noch zu einer Kulisse reduziert werden. Letzteres natürlich nur möglich, indem die Medien, welche sich wie Blutegel versuchen an diese Feudalherren zu heften, den öffentlichen Diskurs entsprechend lenken, um diese Politiker im guten Licht zu halten, während opponierende Kräfte attackiert werden. So wird die Demokratie auf eine Reflexhandlung, eine Posse reduziert, alle Paar Jahre, während den Rest der Zeit diese Regenten dann nach ihrem eigenen Interesse (welches hauptsächlich der Erhaltung der eigenen Macht gilt) tun und lassen, wie es ihnen am besten bekommt.

Diese Mechanismen sind um einiges komplexer als die all zu sehr vereinfachte Idee der geheimen Weltregierung. Denn die Auffassung dieser Weltregierung stösst gleichwohl an gewisse logische Grenzen, wie zum Beispiel die eigenen Machtambitionen der einzelnen Akteure, oder die Schwierigkeit, ein solches Geheimnis unter hunderten oder gar tausenden Beteiligten auch geheim zu halten. Verschwörungen bewegen sich deshalb für gewöhnlich im kleinen Kreise. Die Idee, dass das WEF und die Teilnehmer ihren eigenen Stuss den sie erzählen einfach selber glauben, ist unangenehm, aber letztendlich glaubhafter. Und Stuss erzählt das WEF zu genüge. Wenn man sich Kommunikationen und Verlautbarungen dieser Organisation ansieht, erkennt man, dass diese extrem wenig Substanz beinhalten, aber stattdessen grosszügig mit den Floskeln sind. Das Gefasel um einen „great reset“, über „stakeholders“, über „cutting-edge ideas“ und über eine gerechtere Welt könnten genauso gut von einer 08/15 Linkspartei kommen, welche auch Experten darin sind, über Utopien um einen revolutionären Neuanfang zu palavern.

Stattdessen entlarven diese Floskeln lediglich ein fehlen von wirklich überzeugenden Ideen. Wer keine konkreten Vorschläge hat, versucht sich mit schön klingenden Phrasen herauszureden, und es ist obendrein noch sehr praktisch, weil es wenig Angriffsfläche bietet. Wie soll man etwas kritisieren, was nur oberflächliche Redensarten sind, welche, als solche, kaum zu bemängeln sind? Das gleiche machen schmierige Politiker in jedem Wahlkampf, sie versprechen alles wird gut und toll, und reden lieber nicht darüber, wie sie das machen wollen. Das Problem ist nun weniger, dass sie das tun, als dass man es zulässt. Die Kritik ist kinderleicht auf der Meta-Ebene zu finden: Zu kritisieren ist, dass sie nur nichtssagende Floskeln zu bieten haben!

Es ist bedenklich, was bei so viel Floskelideologie am Ende raus kommt, bekanntlich ist der Weg zur Hölle nämlich mit guten Absichten gepflastert. Meistens läuft es auf fast schon totalitaristische Mechanismen der Kontrolle und Umerziehung der Bürgerschaft raus, was nicht verwunderlich ist, denn die grössten Tyrannen der Geschichte handelten zumeist unter fehlgeleiteten noblen Idealen, den guten Absichten ihr Land irgendwie zu bessern oder vor etwas zu retten. Wie C.S. Lewis erkannte, ist das Problem dass solche Tyrannei die Zustimmung des eigenen Gewissens erhält, und somit keinen Einhalt kennt.

Die Fallstudie der sog. Corona-Pandemie ist hierbei interessant: Eher als dass das WEF wie ein perverser Puppenspieler das ganze gelenkt haben soll, scheint es, dass man einfach versucht hat, auf die Mode aufzuspringen, sich wie Salt Bae beim WM-Finale irgendwie ins Rampenlicht drängt um die vermeintliche eigene Relevanz geltend zu machen. Was dabei raus kam, ist bei besonders WEF-Gläubigen Politikern wie z.B. Justin Trudeau oder Jacinda Ardern zu sehen, nämlich Restriktionen die nur noch als tyrannisch, totalitaristisch und menschenverachtend beschrieben werden können, sogar im Kontext weltweiter Unterdrückung der Freiheit im Zuge einer Massenpsychose. Es ist das immer wiederkehrende Phänomen von Politikern mit Erlöserkomplex, welche meinen, nur sie könnten die Welt vor drohendem Unheil retten. Das gleiche erleben wir mit der sog. Klimakrise, wo sich erneut irgendwelche Witzfiguren meinen, sie müssen jetzt die Welt vor dem unmittelbaren Untergang retten. Erneut aber das Grundproblem: Sie werden weitgehend ernst genommen.

All das soll weder eine Verteidigung noch Verharmlosung des WEF sein. Wie schon gesagt, handelt es sich um eine Veranstaltung, die in einer Linie mit den sich dieser Zeit ausbildenden Phänomenen feudalistischer Gesellschaftsordnung steht, einer Vereinheitlichung bzw. Gleichschaltung von Wirtschaft, Politik und Medien zu einer Elite, welche dem Volk keine Rechenschaft mehr schuldig ist, sondern wie Feudalherren nach ihrem eigenen Wille und Interesse quasi-autokratisch durchregieren. Es ist auch unter diesem Blickpunkt, dass das WEF klare Ablehnung erhalten sollte, nicht aus manichäischer Einbildung über eine Weltregierung, sondern aus klarer Erkenntnis über undemokratische Machtkrämerei. Wenn das Wahlvolk WEF-Teilnehmer an der Urne abstrafen würde, wenn mehr bodenständige Kritik geäussert wird, dann würde das Kartenhaus sehr schnell in sich zusammen fallen. Kaum jemand von Einfluss würde mit so einer „toxischen“ Institution in Verbindung gebracht werden wollen.

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