Nach Wochen von relativer Ruhe zum Thema ist die Ukraine zumindest im öffentlichen Diskurs nach der erfolgreichen Gegenoffensive wieder in Aller Munde. Als wäre ein erfolgreicher Feldzug gleichbedeutend mit einem vollkommenen Sieg, wird dieser vor allem den angeblichen „Schwarzmalern“, „Putinverstehern“ und „Russlandfreunden“ ordentlich unter die Nase gerieben, als seien alle, die nicht nur blau-gelb sehen, die die Ukraine nicht als unsere tapfere Helden sehen Verräter am eigenen Volk. Aber warum eigentlich? Die Frage kommt auf, warum so viele Leute in Europa so sehr an einem Land hängen, welches sie höchstwahrscheinlich vor dem 24. Februar nicht hätten auf einer Landkarte platzieren können, geschweige denn dessen Fahne korrekt zu identifizieren.
Bis zum 24. Februar war die Ukraine bekannt als das ärmste und korrupteste Land auf dem Europäischen Kontinent, nebst welchem Russland wie ein fortschrittlicher Erstweltstaat erschien. Aus diesem Grund ist es auch, dass Ukrainer, vor allem aus dem Osten des Landes, vielmals nach Russland emigrieren, um dort ein besseres Leben zu suchen, so, wie viele Leute aus Afrika oder Mittelost versuchen, nach Europa zu kommen, oder Mittel- und Südamerikaner in die USA. Jetzt aber hängt dieses Land den Leuten am Herzen als sei es ihr Eigenes, ein Land welches sie nie besucht haben und sicherlich nie besuchen werden; ein Land von dem sie nichts über dessen Kultur oder Geschichte wissen. Woher diese Leidenschaft nach dieser erbärmlichen, korrupten Bananenrepublik? Warum dieser Fanatismus in einem Konflikt, von welchem die meisten Leute im Irrglaube leben, dass er erst am 24. Februar 2022 begann, und dass er sich lediglich auf einen völlig unprovozierten Einmarsch der teuflischen Russen gegen die heiligen Ukrainer begrenzt? Wieso dieses Gelüste, alle, die nicht bedingungslos die Ukraine unterstützen, als Kollaborateure mit dem Feind darzustellen?
Kann es nicht sein, dass manche Leute einfach verstehen, dass dieser Konflikt uns nichts angeht, dass wir nichts davon haben, uns in fremde Kriege einzumischen, und dass die Idee, dass Russland anschliessend der Ukraine fröhlich in Polen und dann Deutschland einmarschieren wird, womit ein Weltkrieg mit der NATO ausgelöst würde, haltlose Propaganda ist? Mal ganz davon abgesehen, dass man einerseits meinen sollte, Russland hat schon Mühe gegen die Ukrainische Armee, aber sich dann gleich noch mit der Atommacht NATO anlegen würde. Logik sucht man hier vergeblich.
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Womöglich gibt es hier einen moralischen Reflex, das arme Opfer Ukraine vor dem bösen Angreifer Russland zu unterstützen. Nicht dass uns das beim Afghanistan-Krieg, bei Irak-Krieg, beim Syrien-Krieg, beim Jemen-Krieg oder bei einem der zahllosen grauenhaften Kriege der letzten Jahre interessiert hätte. Oder haben uns etwa die Opfer nur zu interessieren, wenn sie Europäer sind? Und wieso genau fühlt man sich überhaupt berufen, die Weltpolizei zu sein, welche in Konflikten von fernen Ländern entscheiden darf, wer nun Recht hat und wer nicht? Manch einer ist alt genug sich zu erinnern, als man die USA vor etwa 20 Jahren zu Recht kritisierte, dass sie sich die Weltpolizei meinten. Heute tut Europa es ihnen gleich.
Es stellt sich auch die Frage, ob Europa der Ukraine irgend etwas schuldig ist. Hat die Ukraine denn jemals etwas für uns getan? Vor allem in diesen Zeiten der moralischen Hysterie klingt das wohl erbarmungslos, aber zum Erwachsenwerden gehört dazu, dass man lernt, wie ungerecht die Welt ist, und dass man oftmals nichts gegen diese Ungerechtigkeit tun kann. Sich selber zu geisseln bringt dabei herzlich wenig, ausser dass man in das eigene Land auch noch Ungerechtigkeit bringt, indem man die Leute durch den Wirtschaftskrieg verarmt oder arbeitslos macht. Russland hingegen war über lange Jahre ein zuverlässiger Rohstofflieferant, und die günstige russische Energie hat mitgeholfen, den Europäischen Wohlstand zu festigen, wie nun in dessen Abwesenheit schmerzhaft ersichtlich wird.
Die besten Argumente, die für die Unterstützung der Ukraine in diesem Krieg hervorgebracht werden, begrenzen sich nebst der haltlosen Angstmache und der perversen Idee, lieber sollen die Ukrainer verrecken damit wir selber nicht gegen Russland kämpfen müssen, als wären sie nur unser Kanonenfutter, auf das altbackene reductio ad hitlerum, also dem Vergleich mit Hitler, in dem Fall die gescheiterte Appeasement-Politik, wobei natürlich die Existenz der NATO und des Atompatts erst mal völlig ausgeblendet werden müssen. Ein Vergleich hingegen mit der Kubakrise, wo Kennedy bekanntlich vor der Wahl stand, einen Atomkrieg mit der Sovietunion zu beginnen, oder gegenüber deren Forderung, die Atomraketen aus der Türkei und Italien zurückzuziehen, nachgab, im Gegenzug dass die Sovietunion die Atomraketen aus Kuba zurückzog, hat noch niemand erbracht. Gemäss der heutigen, fanatisch kriegswütigen Anschauung, hat sich Kennedy von der Sovietunion erpressen lassen, und diese wäre anschliessend in die USA einmarschiert. Doch Chruschtschow hielt sein Wort, und diese Entscheidung Kennedys, die aus heutiger Sicht ein Akt der Schwäche, des Appeasements gewesen wäre, verhinderte einen Atomkrieg, und liess Kennedy als einen der besten US-Präsidenten in die Geschichte eingehen. „Es ist doch nicht das Gleiche“, würde wohl manch einer hier einwerfen. Das stimmt. Aber genauso ist Putin auch nicht Hitler, das ist auch nicht das Gleiche.
Klingt dieser Text also amoralisch (und man kann sich auch so manche emotionale Reaktion darauf vorstellen), so stimmt das, denn Geopolitik ist nun mal amoralisch. Der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Absichten gepflastert, und die hochmoralistische Reaktion auf diesen Konflikt hat bisher nicht viel gebracht, ausser den Krieg in die Länge zu ziehen, und der europäischen Wirtschaft und damit dem Wohlstand einen Schaden zugefügt hat, der viele Jahre oder gar Jahrzehnte erfordern wird, um ihn zu beheben. Dafür, dass man mit Klimapolitik und Energiewende den Nachkommen eine heile Welt übergeben wird, hat man sich wenig darum gesorgt, diesen Nachkommen erst einmal einen angemessenen Wohlstand zu geben. Und falls die Ukraine, wie es so viele Leute nun geifernd herbeiwünschen, schliesslich den Endsieg gegen Russland schaffen würde, was wäre dann das Resultat davon? Ein zerstörtes Land, mit fehlendem Wohnraum, mit zerstörter Infrastruktur, mit zusammengebrochener Wirtschaft, mit einem Schuldenberg, und, angesichts der Vorkriegssituation, ohne wirkliches Potential für einen Aufschwung, welches die EU wiederaufbauen darf; sowie ein zerstörtes Verhältnis mit Russland, was uns günstige Energie und Rohstoffe unzugänglich macht. In der Ukraine wären derweil russischstämmige oder russischsprachige Bürger zum Abschuss freigegeben, denn schon jetzt hat die Ukraine Gesetze verabschiedet, die hohe Strafen darauf auslegen, sich in den besetzten Gebieten einen russischen Pass ausgestellt haben zu lassen, und die Bewohner der nun von den Ukrainern zurückeroberten Gebieten flüchten panisch vor den „Befreiern“, von denen sie nur das schlimmste erwarten können. Wahrlich ein Bild von demokratie und westlichen Werten, diese Ukraine.
Wenn sogar von der Zurückeroberung der 2014 annektierten Krim gesprochen wird, fragt man sich eigentlich überhaupt einmal, was die dortigen Einwohner dazu denken, oder haben die einfach nur das Maul zu halten und zu gehorchen? In der Krim ist es gemäss international durchgeführter Umfragen und Recherchen nicht leicht Leute zu finden, die sich die Ukraine zurückwünschen. Nach Einmarsch der Russen vor acht Jahren wurde Investiert, Infrastruktur verbessert, die Wirtschaft angekurbelt. Es ist gleichwohl kein Schlaraffenland, aber trotzdem war es für die einheimische Bevölkerung eine spürbare Besserung. Was genau wäre hier der Gewinn einer Ukrainischen Zurückeroberung? Dass diese Region dann auch noch bombardiert wird, die Leute verarmt werden, und die Krim auf Ukrainisches Entwicklungsniveau gebracht wird? Haben sie, werter Leser, vor, nach dem Ukrainischen Endsieg, in der zerbombten aber ukrainischen Krim Ferien zu machen? Oder wird es nicht doch eher Spanien, Italien oder Griechenland?
Wahrlich scheint es heute, dass Erkenntnisse und Emotion nicht mehr im Widerspruch stehen können. Die Emotion, dass die Ukraine als unschuldiges Opfer und Russland als schuldiger Angreifer gesehen wird, muss also mit der Erkenntnis über die Zustände der jeweiligen Länder übereinstimmen. Die Ukraine wird als moderne, westliche Demokratie imaginiert, wo die Menschen Hand in Hand unter dem Regenbogen frohlocken und im Überfluss leben, Russland hingegen als deprimierte, dunkle Diktatur, wo niemals die Sonne scheint, wo alle hungern und traurig mit gesenktem Kopf herumschlurfen, und an jeder Wand ein grosses Bild von Putin hängt, vor welchem man einen Hitlergruss machen muss. Denn schlussendlich ist es einfacher, sich mit solch einer kindisch ausgemalten Realität zu konfrontieren, wo man genau weiss, wer die Guten und wer die Bösen sind, wo es keine moralische Grauzone gibt, wo es keine guten Absichten mit schlechten Auswirkungen gibt, als aus dieser geistigen Trägheit herauszusteigen und auch die Tatsachen zu betrachten, die diesem Weltbild widersprechen, und eine differenzierteren Betrachtung nachzugehen, als nur solch hirnlosem Fanatismus.