Letztens war ich bei meinem lieben Freund P. zu Besuch. Alles war perfekt. Bis nach dem Kaffee. Da hat er sich mir offenbart. Einfach so. Schonungslos. Als ob wir Frauen das einfach so verkraften würden. Er hätte da ein kleines Problem. Sorry, aber DAS Problem war A) riesengroß (ok nicht in seinen Ausmaßen, aber in seinem Ursprung) und B) wieder einmal typisch männlich.

Ich soll doch einmal mit in sein Büro kommen, dort würde er es mir zeigen. Zeigen auch noch – hab ich bei mir gedacht! Aber was macht man nicht alles für einen lieben Freund? Ich also hinter ihm her in sein Büro. Ein superaufgeräumtes Büro übrigens. Für mich ist es immer wieder ein Wunder, wie es Menschen schaffen, einen Schreibtisch zu besitzen, auf den sich nicht die diversesten Zettel stapeln. Wenn ich da an mein Büro denke. Aber das ist alles nichts, gegen das kleine große Problem meines lieben Freundes P.

Eingepackt am Fensterbrett

Mit einem fast verlegenen Gesichtsausdruck deutete er in die eine Ecke. Und da sah ich das Problem. Feinsäuberlich in einer Schachtel. Dicht aneinander gekuschelt lagen sie da. Eine Schraube neben der anderen. Und darunter, gestapelt, die einzelnen Bretter. Es sollte ein Kästchen werden. Bisher war er irgendwie daran gescheitert. Ok, ist nicht jedermanns Sache, dieses Baukastensystem, doch dann stellte ich diese eine Frage. Die Antwort: Ein verlegenes Grinsen. Erwischt! Eingeschweißt in Folie lag sie da am Fensterbrett, unberührt! Die Bauanleitung. Mein dezenter Hinweis, dass es mit der Bauanleitung vielleicht möglich wäre, das Kästchen zusammenzubauen erntet nur ein Achselzucken.

Mein lieber Freund P. ist kein Einzelfall. Ich spreche aus Erfahrung. Ich hab nämlich auch so ein Exemplar zu Hause. Jede Neuanschaffung im Baukastensystem wird zur Dauerbeschäftigung, weil die Beschreibung ungenützt bleibt. So etwas braucht ein echter Mann nicht. Ich sag nur soviel, die letzten Regale habe ich mir selbst aufgebaut – mit Beschreibung; in kürzester Zeit. Zugegeben, bei Überraschungseiern scheitere ich sogar mit Beschreibung, aber das ist ein Rätsel für sich. Genauso wie die Tatsache, dass Männer so sehr auf Navis stehen und dann auch noch den Anweisungen folgen – im Gegensatz zu diversen Aufbauanleitungen. Ein echtes Rätsel im Bauanleitungszusammenhang betrachtet.

Wenn er sagt „Er steht“ - bloß nicht nachfragen!

Drei Wochen später habe ich wieder mit meinem lieben Freund P. telefoniert. Triumphierend hat er mir erzählt, dass sein Kästchen steht. Nein ich korrigiere, genau genommen sagte er „Das Gerüst des Kastens steht“. Abgesehen davon, dass das Kästchen zum Kasten mutiert ist, war der Nebensatz weitaus interessanter. Ganz leise und unvermittelt kam da nämlich hinterher: „und die Schublade steht daneben“. Zugegeben das klang recht fortschrittlich. Auch, wenn ich nicht wissen will, was ich unter: „die Schuhblade steht daneben“ verstehen soll. Und dann stellte ich DIE Frage. Rein zu Recherchezwecken versteht sich. Immerhin hatte ich ein wenig Hoffnung, dass die Steinzeit der Vergangenheit angehört. Naja das Ergebnis hätte ich mir denken können. Was ich gefragt habe? Ob die Beschreibung noch originalverpackt ist. Die Antwort:

  • Schweigen
  • zwei Worte: „keine Details“

Vielleicht sollte ich wieder auf einen Kaffee bei ihm vorbeischauen und die Beschreibung auspacken. Nur so interessehalber, um zu schauen wie viel Ähnlichkeit das Kästchen (sorry lieber P. natürlich der Kasten) mit dem Original hat. Und dann ist da ja immer noch die Schublade, die daneben steht. Lieber P. schalte bitte die Kaffeemaschine ein ;)

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Bernhard Juranek

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