Der Terror sucht den jüdischen Staat wieder einmal nachdrücklich heim. In den vergangenen Tagen gab es eine ganze Reihe von Angriffen bewaffneter Palästinenser, bei denen mehrere Israelis verletzt oder sogar getötet wurden. In der Nähe von Itamar etwa erschossen Terroristen das Ehepaar Eitam und Naama Henkin in deren Auto, vier Kinder der beiden saßen auf der Rückbank des Fahrzeugs und mussten den Mord mit ansehen. In Jerusalem erstach ein Palästinenser die beiden jüdischen Israelis Aharon Banita und Rabbi Nehemia Lavi, zudem verletzte er die Frau von Banita schwer und ihr zwei Jahre altes Kind leicht. Ebenfalls in Jerusalem näherte sich eine 18-jährige Palästinenserin einem israelischen Mann von hinten und stach ihm mit einem Messer in den Rücken. Einen Tag später nutzte ein 19-jähriger Palästinenser im Norden der Stadt die gleiche Waffe, um einen 25-jährigen jüdischen Seminarschüler niederzustechen und ihn schwer zu verletzen. Und das sind nur einige Beispiele von vielen – alleine am Mittwoch haben Armee und Polizei in Israel 145 solcher und ähnlicher Attacken gezählt. Wie gehabt rühmt und feiert die Hamas diese Taten überschwänglich, während die Fatah die Ermordung israelischer Siedler nicht nur für rechtmäßig hält, sondern sie sogar als »nationale Pflicht« bezeichnet.
Unter den Palästinensern wird bereits offen von einer »dritten Intifada« gesprochen. Anders als bei der zweiten (zwischen 2001 und 2005), die vom palästinensischen Regime selbst losgetreten wurde, ist es diesmal allerdings nicht so eindeutig, wer sie organisiert und orchestriert. Mahmud Abbas, der längst schon nicht mehr legitimierte Präsident der Autonomiebehörde, hat mit seiner Brandrede vor den Vereinten Nationen – in der er die Osloer Abkommen mit Israel aufkündigte – und durch seine mehrmals wiederholte Unterstellung, die Israelis wollten sich den Tempelberg inklusive der Al-Aksa-Moschee unter den Nagel reißen, zwar kräftig Öl ins Feuer gegossen. Doch seine Macht erodiert zusehends; gestützt wird sie derzeit noch von der israelischen Regierung, die kein Interesse daran hat, sich auf einen noch imponderableren Ansprechpartner auf palästinensischer Seite einstellen zu müssen. Auch deshalb beteuerte Abbas, »weder eine militärische Eskalation noch eine Zuspitzung der Sicherheitslage« zu wollen.
Seine Untergebenen halten sich jedoch vielfach nicht daran. Sie ziehen verstärkt auf die Straße und attackieren wahllos Juden: mit Steinen, mit Molotow-Cocktails, mit Messern, mit Schusswaffen. Die Angreifer, sagt Khaled Abu Toameh, »haben Smartphones, Computer, eigene Internetseiten, Facebook und Twitter« – kurz: Sie sind gut vernetzt. Die Social Media seien ein wesentlicher Faktor bei den derzeitigen Attacken, berichtet der arabisch-israelische Journalist: »Die Anstiftungen haben verschiedene Arten und Formen, die systematische Aufwiegelung durch Mahmud Abbas ist eine davon, aber es gibt auch zahlreiche Aufrufe zu organisierten Unruhen von Aktivisten über die sozialen Netzwerke, wo man sich gegenseitig ermuntert, zu ›Märtyrern‹ für die Sache zu werden.« Eine Art Flashmob-Intifada also. Gegenüber der amerikanischen Zeitung »The Algemeiner« präsentiert Abu Toameh Beispiele von den Facebookseiten einiger palästinensischer Messerstecher. »Jeder von ihnen sagte, er sei darauf vorbereitet oder sogar glücklich darüber, für den Mord an Juden zu sterben. Und sie alle kaufen Abbas seine Lügen vom israelischen Missbrauch des Tempelbergs ab.«
Auf Facebook und Twitter haben palästinensische Nutzer sogar Fotos gepostet, die das bei Itamar ermordete Ehepaar in seinem Auto zeigen, wie »Palestinian Media Watch« unter Berufung auf »Al-Hayat Al-Jadida«, eine Tageszeitung der Palästinensischen Autonomiebehörde, berichtet. Die User hätten dabei ihrer Freude über die »heroische Tat« Ausdruck verliehen. Auf dem Portal YouTube würden derweil immer wieder Videos hochgeladen, in denen zum Mord an »Zionisten« aufgerufen werde, schreibt »The Algemeiner«. Das israelische Außenministerium ist, wie sein Sprecher Emmanuel Nahshon berichtet, zwar eifrig bemüht, die Filmclips so schnell wie möglich löschen zu lassen, und YouTube sei diesbezüglich auch sehr kooperativ. Aber für jedes Video, das gelöscht werde, erscheine sofort ein weiteres. »Wir müssen deshalb sehr aufmerksam sein«, sagt Nahshon.
Längst haben sich die Feinde der Juden und ihres Staates also auch die Social Media zunutze gemacht. Und selbst wenn die gegenwärtige Intifada (noch) nicht die mörderische Intensität ihrer beiden Vorläufer hat, stellt sie doch für Israels Bürger eine tödliche Gefahr dar. Zumal kein jüdischer Israeli vor ihr sicher ist. Nirgendwo.