Ist es wirklich das Worst Case-Szenario für alle zivilisierten Menschen, dass die USA Donald Trump zum Präsidenten gewählt haben?

Freilich, bereits die Siegesrede von Trump ist – dieses Mal in Kreide-seidene, staatsmännische Worte verpackt – eine nationalistische Kampfansage an die Welt. Die Interessen der USA zuerst! Er wolle mit allen friedlich zusammenarbeiten und kooperieren – solange es im Interesse der USA ist. Er will den „vergessenen Menschen“, die der Kapitalismus, dessen höchster Protagonist Trump nun ist, an den Rand der Gesellschaft gespült hat, wieder auf die Beine helfen. Er will sich um Kriegsveteranen kümmern, unterstrich die Wichtigkeit der Army, des Secret Service und der Polizei. Mit einem Wort: Law and Order.

Wenn man die politische Message Donald Trumps destilliert, kommt beinahe Gleiche heraus wie bei den FührerInnen der rechten Parteien Europas: Die etablierte Politik hat in den Wohlstandsjahren – die bereits auch wieder bald zwei Jahrzehnte vorbei sind – auf die Menschen vergessen, ihre Sorgen und Ängste ignoriert. Wenigen Gewinnern, die in sozialen Netzwerken ihren Reichtum paradieren, stehen frustrierte Massen ohne Zukunft gegenüber.

In welchem Bereich auch immer: Die USA haben stets internationale Trends in sich aufgesogen und noch größer gemacht. Wäre Trump in Europa, hätte man ihn längst in das rechte Eck zu Populisten wie Le Pen, Wilders, Strache und die Proponenten der AfD gestellt. Man hätte ihn vielleicht als Neonazi bezeichnet.

Trump ist das beste Beispiel was passiert, wenn man den Willen und die Stimmung des Volkes zu lange überhört und ignoriert. Europa ist auf ebendiesem Weg. Doch es ist die Quadratur des Kreises, dass ein Kapitalist der übelsten Sorte nun die Armen retten soll.

Noch bevor Trumps Wahlsieg fest stand, hörte man schon deutsche Minister und EU-Granden kommentieren: Die etablierte Politik in den USA hätte eben an den Menschen vorbei regiert; man hätte die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt; das Establishment wäre nicht volksnah genug bzw. zu dumm, Erklärungen der Politiker zu folgen und das „Große Ganze“ zu kapieren.

Es ist eine Autobahn ohne Abfahrt und Umkehrmöglichkeit, auf der sich die Welt in nur eine Richtung zu bewegen scheint: Das Zeitalter der starken Männer ist wieder angebrochen! Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die s.g. „westlichen“ Demokratien kippen. In den USA ist 11/9 ein Meilenstein: Der Präsident ist republikanisch, der Kongress und der Senat auch, eine Partei de facto die einzige Staatsmacht.

Ein klitzekleiner Blick vom ganz Großen ins kleine Österreich: Ich gehe so weit zu prognostizieren, dass es nicht nur einen BP Hofer geben wird, sondern baldigst auch eine Regierung mit FP-Beteiligung. Und die Grande Nation wird auch ihre rechte Führerin bekommen, denn Trumps Sieg ist vor allem eines: Ein Sturzbach auf die Mühlen nationalistischer und protektionistischer Politik.

Mit einem Wort: 100 Jahre retour… Beim letzten Mal ging das Experiment gehörig schief.