Als Vater bin ich regelmäßig – und das bereits seit den Volkschultagen meiner heute bald elfjährigen Tochter – mit dem Thema „Ausländer“ beschäftigt. Und das aus den unterschiedlichsten Gründen, die sich im Alltag so ergeben. Drei Beispiele, wie Kinder vorgefertigte, mit Vorurteilen behaftete Meinungen von zu Hause mitbekommen – und wie man zulässt, dass sie sich eine eigene Sichtweise zum Thema bilden.
Es ist bereits länger her. Vor der letzten Nationalratswahl fragte mich meine Tochter Elizabeth: „Papa, will der Strache wirklich viele meiner Freunde aus der Schule woanders hinschicken?“ Ich war ein Wenig erstaunt, wo meine Kleine derartiges wohl aufgeschnappt hatte. Es stellte sich rasch heraus, dass einige ihrer Klassenkameraden mit Migrationshintergrund eine gewisse undefinierbare Angst vor den rechtspopulistischen Stehsätzen entwickelt hatten. Ich beruhigte meinte Tochter, wohl wissend, dass ich allerdings nicht wusste, ob nicht der eine oder andere Schulkollege wirklich von Abschiebung bedroht war. Dem war übrigens nicht so. Es ist nur ein erschreckendes Beispiel, wie die Hetze und Bedrohung von rechts bereits in Kinderköpfe Existenz- und Verlustängste pflanzt.
Nicht viel später war wieder einmal ihre beste Freundin bei uns zu Gast und ich musste kurz schlucken, als die damals neunjährige meinte: „Alle Chinesen sind blöd!“ Im Wohnhaus ihrer Großeltern, so erzählte sie, gibt es eine asiatisch stämmige Familie mit möglicher Weise etwas anderen Gewohnheiten als bei „Einheimischen“ üblich. „Eigentlich sind ja alle Ausländer blöd“, meinte sie im folgenden Gespräch. Diese Einstellung schockierte mich und ich fragte daraufhin: „Wo wird denn dein Nintendo hergestellt? Du isst doch gerne Pizza? Oder auch Kebap? Das müsstest du alles weglassen. Auch dein neues Handy, denn es kommt wie der Nintendo kommt aus China. Die Pizza stammt aus Italien, das Kebap aus der Türkei – also alles von blöden Ausländern gemacht? Damit war das Thema für einige Zeit erledigt, die „Ausländer“ waren ein Bisserl weniger „blöd“…
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Seit September besucht meine Tochter nun das Gymnasium und in ihrer Klasse hat die Hälfte der Kinder einen Migrationshintergrund, was die ganze Sache sympathischer und bunter gestaltete. Liza findet vor allem ihren Kollegen mit chinesischem Hintergrund spannend. Dass aber auch in einer neuen Schule das Thema „Ausländer“ sofort wieder akut war, machte mich nachdenklich. Nach dem Besuch eines Sportgeschäfts erzählte sie: „Eine Klassenkameradin mag Adidas nicht, denn diese Marke tragen nur Ausländer.“ Daraufhin fragte ich, welche Ausländer ihre Freundin denn gemeint hatte. Die Antwort stimmte mich zuversichtlich, denn meine Kleine hatte eine sehr gescheite Sichtweise entwickelt. „Papa, es gibt keine Ausländer, nur Menschen, die woanders geboren sind. Und meine Freundin meinte, sie sei ja selbst von ihren Großeltern her eigentlich eine Ausländerin.“
Dass Liza eine ganz coole Socke geworden ist, freut mich: „Einer meiner Skype-Freunde hat das Chat-Motto ,Kein Mensch ist illegal‘, das ist schon genial!“