Leider zeigt sich wieder einmal in aller Dramatik, dass die FPÖ bzw. deren Federführer Strache und Kickl nicht nur brandgefährlich, sondern trotz manchen guten Ansätzen de facto unwählbar sind. Opportunistisch wie eh und je, ohne eine weitere Sekunde sowohl an die Auswirkungen auf das Land als auch auf das eigene Image zu denken, wird nun die Bundespräsidentenwahl angefochten.

Nehmen wir einmal an, dass es bei einer Neuauszählung wirklich zu einem Wahlsieg von Norbert Hofer kommt. Freilich, es wäre eine riesige Sauerei, dass in einem Wahlsystem, bei dem sich Vertreter aller Parteien gegenseitig kontrollieren sollten, so etwas passieren kann. Die Folgen? Hofer wäre Präsident. Allerdings in einem Land, in dem jegliches Vertrauen in die Demokratie zertrümmert wäre. Gerade jetzt, da das Volk ganz offensichtlich zu je etwa 50% zu traditionellen Regierungsparteien (SPÖVP) tendiert bzw. zu 50% eine neue Regierungsmannschaft wünscht, kann man sich gut vorstellen, dass der politische Diskurs von Facebook & Co. auf die Straßen verlagert wird. Ein Pyrrhussieg für die FPÖ, der das Land auf lange Zeit nachhaltig beschädigt.

Nehmen wir an, dass die Anfechtung fehlschlägt und Van der Bellen – wenn auch mit noch weniger Abstand – Bundespräsident bleibt. Dann würde sich vermutlich HC wieder als Hüter der Demokratie aufspielen, denn man hätte es immerhin versucht. Leider unterminiert Strache damit wieder einmal die Wählbarkeit seiner Partei. Er bewiest wieder einmal, dass ihm jedes Mittel zur Unruhestiftung Recht ist und er populistisch und vor allem opportunistisch jede Gelegenheit wahrnimmt, politisches Kleingeld zu machen und die PR-Pauke zu dreschen. Doch wollen wir so einen Kanzler wirklich, der gut in Erdogans Fußstapfen passt?

Wieder einmal hat Strache eine für ihn geniale Gelegenheit versäumt, sich staatsmännisch zu präsentieren oder – OMG! – mit gutem Beispiel voran zu gehen und auf eine Anfechtung im Sinne der Ruhe im Land zu verzichten. Es ist ein Leichtes, mit anderen Mitteln eine dringende Wahlrechtsreform anzuschieben.

(Ähnliches gilt in punkto Credibility auch für den Versorgungsjob Ursula Stenzels in Wien als nicht amtsführende Stadträtin. Wie perfekt hätte Gudenus hier die anderen Parteien vorführen können, hätte man darauf verzichtet, eine gescheiterte Wahlhelferin und Pensionärin mit Steuermitteln großzügig auszusteuern.)

Schade, dass HC und seine FPÖ leider immer wieder versäumen die Kurve zu kriegen, im richtigen Moment einfach nur den Mund zu halten und sich gemäßigt staatstragend zu geben. Denn nur so klappt‘s vielleicht auch mit dem Kanzler…

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