Es ist vielleicht die letzte Chance der EU in ihrer derzeitigen Form mehr oder weniger zu gesunden. Die britische Insel als Mitglied wird, wenn der Brexit vollzogen ist, wohl keiner vermissen: Außer Extrawürsten, Discounts, Meckereien ohne Ende und, in maßgeblichen Fragen, die Verwässerung von Gesetzen erinnere ich mich an wirklich nichts Bahnbrechendes, das die Briten jemals in die EU eingebracht hätten. Im Gegenteil.

Der Häuptling der Briten hat in den vergangenen zehn Jahren nichts anderes getan, außer die EU schlecht zu reden, jetzt wird er sich einen neuen Job suchen müssen. Denn wie hätte Cameron in nur wenigen Wochen seine Tiraden gegen Brüssel rückgängig machen sollen? Auch das Blut einer Märtyrerin konnte schlussendlich die Flut nicht drehen.

In Brüssel unterstrich man zuletzt, dass die Engländer zu wichtigen Nachdenkprozessen und Änderungen beigetragen und damit EU-Gesetze besser gemacht. Nun ja, man schmierte London und Umgebung halt Honig ums Maul, um die mehr oder weniger EU-verdrossene Hälfte der Untertanen ihrer Majestät doch noch milde zu stimmen. Naja, ehrlich: Nicht nur Tusk, sondern auch der Rest der EU steckte in den vergangenen Tagen mit dem Kopf ganz tief im Hintern Britanniens.

Es ist ein sehr wichtiger, längst überfälliger Wake-Up-Call für die verbliebenen EU-Staaten, um sich an deutliche und umgreifende Reformen des Staatenbundes zu machen. Denn die europäische Rechte bereitet sich längst darauf vor, in die Fußstapfen des Vereinigten Königreichs zu treten. Von Wien über Paris bis Holland und Schweden werden die nationalistischen und populistischen Parteien nun zur Zertrümmerung der EU aufrufen und, da bereits in den kommenden zwei Jahren in vielen Nationen wichtige Wahlen anstehen, separatistische Tendenzen voran treiben.

Was wird das für uns Bürger bedeuten? Es ist ein weiterer großer Schritt hin zur Zertrümmerung der Nachkriegsweltordnung, die längst an allen Ecken und Enden knirscht. Wird es nun krachen?

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