Ärzte, die Cannabis zur Behandlung ihrer Patienten einsetzten, sucht man in Österreich wie Stecknadeln im Heuhaufen. Doch es gibt sie, die Einzelkämpfer für den vernünftigen, medizinischen Umgang mit Hanfprodukten. Einer der wenigen Ärzte in Wien der auf die heilende Kraft der Inhaltsstoffe des Hanf baut, ist Dr. Thomas Herrmann-Meng.
Sogar das konservative Amerika hat (zum Teil) erkannt, dass das Verbot von Marihuana keinen Sinn macht: Übertrieben lange Haftstrafen für den Besitz einer kleinen Menge lassen das US-System krachen. Viele Bundesstaaten haben längst die unübersehbaren Vorteile der Legalisierung von Cannabis entdeckt – und ernten die Früchte: Weniger Straßenkriminalität beim Dealen mit Gras & Co., tausende neue Arbeitsplätze in der Hanfindustrie, Steuereinnahmen in der Höhe von hunderten Millionen Dollar, eine Entlastung des überstrapazierten Polizei- und Gefängnisapparats.
In Österreich mahlen die Mühlen wie gewohnt langsam. Die Politik scheut sich, die Thematik vorurteilsfrei zu diskutieren und Patienten werden hier zu Lande wohl so lange auf eine Cannabis-Therapie warten, bis internationale Pharmakonzerne auf den Zug aufspringen, um weitere Milliarden in ihre Kassen zu schaufeln.
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„Ich betrachte Cannabis-Medizin als einen Teil der Behandlungsmöglichkeiten, der sonst nicht ausreichend ausgeschöpft wird“, bringt er sein Credo auf den Punkt. Hierzulande, so ist Herrmann-Meng überzeugt, handelt die Politik und die Schulmedizin nicht immer im Sinne des Patienten. „Cannabis in der Medizin nicht einzusetzen ist ganz sicher nicht sinnvoll und zum Schaden der Patienten“, meint er, „Im Prinzip sollte man jede Substanz einsetzten, bei der es sich lohnt. Es gibt eine geschichtliche Tradition und Erfahrungsmedizin, Cannabis wird bereits seit Beginn des dritten Jahrhunderts vor Christus eingesetzt. Das ist in chinesischen Schriften dokumentiert. Später findet man es in der indischen und tibetanischen Medizin.“
Die Substanz THC, mit der, so Herrmann-Meng, einiges bewerkstelligt werden kann, sucht man in Österreich meist vergeblich im Arzneischrank. Eines der beiden Präparate das bei uns eingesetzt wird ist eine Kombination von THC und CBT: „Das ist extrem teuer und wird in die Mundhöhle gesprüht. Es ist für die Behandlung schmerzhafter Spasmen bei MS (Multipler Sklerose, Anm.) zugelassen, extrem teuer und wird so gut wie niemals von den Krankenkassen bewilligt.“ Natürlich ist Cannabis als begleitende Maßnahme bei Krebstherapien ein Thema. „Es hat auch eine gute appetitanregende, schmerzstillende, angstlösende und beruhigende Wirkung“, plaudert Herrmann-Meng aus der Praxis und ist überzeugt: „Da sollte man eine breitere Anwendung vorantreiben.“
Österreich als Cannabis-Wüste? Dr. Herrmann-Meng: „Mein Hauptkritikpunkt ist, dass die Patienten die Medikamente meist selbst bezahlen müssen und ein Fläschchen mit 10ml zwischen 130 und 260 Euro kostet. Bei einer Erkrankung geht es oft auch wirtschaftlich prekär zu, wie soll sich das jemand je leisten können?“
In Österreich ist sogar die Forschung an Hanf und dessen Inhaltsstoffe ein absolutes No-Go. „Erst wenn sich große Pharmaunternehmen dessen annehmen, wird es auch Forschung und Präparate geben, das ist leider immer so. Wenn sich ein Konzern für etwas interessiert, setzt er sich mit Lobbyismus schon durch“, weiß der Cannabis-Doc aus Erfahrung, „Das Problem ist auch, dass die Zulassung eines Medikaments in Europa sehr lange dauert, in der Regel bis zu zehn Jahren. Bis es also soweit ist, ist ein heute betroffener Patient vielleicht längst verstorben.“
Deshalb hat Dr. Herrmann-Meng einen Wunsch an die heimische Politik. „Ich wünsche mir eine unaufgeregte und pragmatische Behandlung des Themas, und nicht ein ewiges Schielen der Politiker nach den Zeitungen, speziell auf Boulevardmedien“, seufzt er, „Denn das hat alles nichts mit der Legalisierungsdebatte zu tun. Es hat damit zu tun, dass Patienten, die eine Cannabismedizin benötigen, sie auch erhalten. Und das unproblematisch und unbürokratisch.“
Das gesamte Interview und viele interessante Informationen zum Thema Hanf – nein, nicht zum Kiffen – gibt’s in der aktuellen Ausgabe des Planet.tt-Magazins, das am 26. Februar erscheint.