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Viele waren verwundert, viele wussten nicht, was sie damit anfangen sollten, viele orteten eine neuerliche Selbsterfindung und Weiterentwicklung. Doch das Album „Blackstar“, der 25. Longplayer David Bowies, ist sein Vermächtnis. Ein – garantiert – bewusster Schlusspunkt unter einer der bemerkenswertesten und wichtigsten Musik-Karrieren des vergangenen Jahrhunderts. Drei Tage nach der Veröffentlichung und zahllosen grandiosen Kritiken wirken nach dem Tod Bowies nun viele Textpassagen und auch Details des letzten Videos „Lazarus“ wie ein Kommentar, eine Auseinandersetzung. Und es war vielleicht auch die Bewältigung des allzu menschlichen Schicksals des David Robert Jones.
Es ist schweinekalt, weit unter minus 20 Grad, der Schnee liegt mehr als einen Meter tief, der Taxler flucht. Helsinki, irgendwann im Winter 1996. Die vergangene Nacht hatten Blinis und ich viel zu viel Wodka in der Gesellschaft der Leningrad Cowboys. Kein Problem an einem normalen Tag. Doch ich war auf dem Weg zum Date mit einer Legende…
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Mit „Outside“, seinem damals aktuellen Album, hatte sich Bowie gerade (wieder einmal) neu erfunden. Nach seiner Zeit mit Tin Machine. Nach den Pop-Hits der 80er Jahre, die ihm viele übel genommen hatten. Nach seinem Ziggy Stardust, nach… Und vor dem Drum ‘n‘ Bass-„Earthling“. Bis hin zum finalen „Blackstar“, das sich wieder in keine Schublade legen lässt. Das mochte Bowie sowieso nie.
Ein fester Händedruck, musternde, aber freundliche Augen, wie immer perfekt angezogen. Bowie ist kleiner, als ich gedacht hatte. Doch die Stimme ist genau jene, die Millionen seit Jahrzehnten in ihren Bann zieht. Obwohl wir eigentlich ein verkaufsförderndes Gespräch über „Outside“ führen sollten, verplaudern wir uns über das Schreiben von Texten. Und Bowie erzählt über die gerade begonnene Zusammenarbeit mit Trenz Reznor, und wie einfach es nun ist, digitale Tracks über den Atlantik und wieder zurück zu schicken. Um virtuelle Duette aufzunehmen. Oder einfach nur mit den letzten Änderungen und neuen Elementen des anderen herumzuspielen.
Viel zu schnell vergehen die 30 Minuten mit der Rock-Ikone. In keiner Minute hatte ich den Eindruck, dass einer der größten Superstars unserer Tage mir gegenüber sitzt, bescheiden, sympathisch, "normal". David Bowie war ein Gesamtkonstwerk, menschlich wie künstlerisch. „I only write for myself“ – dorthin bringen uns viele der zu kurz angerissenen Themen. Nicht für die Fans, nicht für Kritiker. Nur aus Freude. Und aus Neugier, wohin die Geschichte führen könnte. Vielleicht ist es genau das, was David Robert Jones auszeichnete und zu einer künstlerischen Lichtgestalt machte. „Nothing I do ist straight forward.“
Noch einmal sollten sich unsere Wege bei einer Pressekonferenz kreuzen und von der Ferne rief mir Mr. Jones zu: "Hello, I hope Austria is well!"
„I don’t usually tell a lot of people where I am going. I just turn up and do things.” David Bowie, 1996.