Die Hysterie um den brennenden Majo-Kübel

Zugegeben, das Bild war spannend und spektakulär, an Dramatik nicht zu überbieten: Hinter mal offenen, mal geschlossenen Türen der Londoner Tube brannte auf kleiner Flamme ein weißer Majo-Kübel, der in einer Lidl-Kühltasche stand. Drei weiße Kabel mit roten Enden waren auch noch da. Ganz und gar nicht hysterisch starrten zwei Passantinnen Sekunden lang auf das skurrile Bild. Als zweites tragendes Bild gab es eine Luftaufnahme eines, in der Station stehenden U-Bahn-Zuges.

Es war die Hilfe für die Hurrikan-Opfer in den USA und der Karibik, die bis zum Weltalarm „Security Situation“ in der Londoner –U-Bahn CNN, n-tv und Konsorten dominierten. Und der neuerliche Raketentest Nordkoreas. Und die angelaufenen Manöver Russlands und Weißrusslands im Baltikum. Doch dann war er da: Der weiße, auf kleiner Flamme vor sich hin bruzzelnde Majo-Kübel.

Einen halben Tag lang starrte die Welt auf ihren neuen Star. Auch am Abend wusste man noch nichts von den möglich gewesenen Ausmaßen des verunglückten Terroranschlags. Eine Verpuffung, dramatisch als Feuerball bezeichnet, verbrannte zwei Dutzend Menschen leicht. Klar, das ist tragisch. Aber ist das wirklich ausreichend für einen Welt-Alarm?

Sogar die 400.000 flüchtenden und hunderte tote Rohingya waren Stunden lang aus der News-Landschaft radiert.

Der weiße Majo-Kübel mit seinen verebbenden Flämmchen und das U-Bahn-Luftbild hatten alles in den Schatten gestellt.

Damit haben die Terroristen erreicht, was sonst nur mit geglückten Anschlägen mit dutzenden Toten gelingt: Die Headlines der Welt zu dominieren und Panik zu verbreiten. Von einer „Manhunt“ in London ist die Rede, von der Jagd nach einem bisher Gesichts- und Namenlosen Täter. Die Terrorwarnstufe wurde erhöht, mit Anschlägen sei jederzeit zu rechnen – hier fehlt jede konkrete Begründung der britischen Premierministerin. Dass sich der IS zu dem – glücklicherweise – dilettantischen Versuch bekannte, ist keine Überraschung.

Die Terroristen haben längst gewonnen, wenn eine misslungene Amateur-Bombe die Welt in Angst und Schrecken versetzen kann. Dabei beten internationale Medien immer wieder vor, dass es den IS-Schergen vor allem um weltweite Schlagzeilen geht – und dennoch lassen sie sich jetzt schon durch einen brennenden Majo-Kübel von den Karren der Terroristen spannen.

Es wird weiterhin Anschläge in Europa geben, unkalkulierbar, unvorhersehbar. Darin sind sich Experten einig. Doch dass bereits ein missglückter Terror-Akt die Welt erschüttert wie die Toten von Barcelona, Berlin, Nizza oder St. Petersburg ist ein neuer Höhepunkt in einer medial gehypten und von der Politik missbrauchten Terror-Hysterie.

RT YouTube Screenshot https://www.youtube.com/watch?v=Y0_w0Rau4is

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