"Panama Leaks" und "Panama Papers" - seit Sonntagabend geflügelte Begriffe. Nach einem Datenleck bei der Anwaltskanzlei "Mossack Fonseca" in Panama City werteten Medien in 80 Ländern Monate lang mehr als 11,5 Millionen Dokumente aus. Sie zeigen, wie Reiche, Politiker, Diktatorenfreunde und Sportler seit 1977 mehr als 180 Milliarden Euro an Steuern pro Jahr "vermeiden". Ein Sturm im medialen Wasserglas? Oder kommt es endlich zum internationalen Schulterschluss bei der Jagd auf die Jet-Set-Steuersparefrohs?
Die "Panama Papers" belegen es nun schwarz auf weiß, was jeder vernünftige Mensch längst mehr als nur geahnt hatte: Es gibt Menschen zweier Klassen. Jene, die Geld en masse haben und jene, die es nicht haben. Zweitere bezahlen brav Steuersätze, die die Schmerzgrenze längst überschritten haben. Erstere finanzieren Firmen wie "Mossack Fonseca", um ihre Kohle - erschreckender Weise meist legal - vor Steuerbehörden zu verstecken.
Weshalb bin ich nicht einmal angesichts der Dimensionen der "Panama Papers" von mehr als 214.000 Briefkastenfirmen, von denen mehr als 100 im Eigentum von Politikern stehen und geschätzte 180 Milliarden Euro an Abgaben pro Jahr "vermeiden", schockiert? Auch nicht darüber, dass die "Panama Papers" bis ins Jahr 1977 datieren? Es war doch irgendwie klar...
...und erinnert mich an Konzerne wie Amazon, Facebook, Starbucks & Co., die mit ihren Firmensitzen in Irland Abermillionen an Steuern in der EU "vermeiden". Der Aufschrei war groß, als die Dimension der "legalen Steuersparmaßnahmen" bekannt wurden - bisher werden die Konzerne aber nach wie vor nicht zur Kasse gebeten. Umgeben von Lobbyisten mahlen auch nach Megaskandalen die Mühlen in Brüssel langsam.
Gut, dass es jetzt den Aufschrei mit den "Panama Papers" gibt. Doch kaum ist die Message "on air", schon wittert der Kreml eine "Schmutzkkampagne des Westens". Jeder betont, dass alles völlig legal ist (Raiffeisen Int.).
Doch was wird bleiben? Die "Panama Papers" werden dem Verlangen nach der Abschaffung des Bargeldes neue Nahrung geben. Doch rückwirkend wird wohl kaum ein Steuer-Euro fließen. Und die Schließung von Schlupflöchern wird im gewohnten EU-Schneckentempo angegangen. Bis dahin bleibt wohl Panama oder die Karibik ein begehrtes Reiseziel. Zumindest für Cash.
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