Fay(er)mann hat die Sozialdemokratie verkauft

Jetzt ist es also soweit. Der Herr Kanzler, einst Hoffnungsträger der sozialdemokratischen Wähler, hat alle Werte, für die er (angeblich, muss ich nun leider unterstellen) gestanden ist, restlos verkauft. Spätestens seit dem Kanzlerfest vergangenen Freitag hat er - und alle anwesenden Mandatare, die in der Hoffnung auf soziale Gerechtigkeit, (ein Bisserl) Umverteilung und als letztes Bollwerk gegen das immer unmenschlich werdende Kapital und die rechte Flut gewählt wurden - verraten. Ja, ein Wiener Bürgermeister detto, der durch seine Anwesenheit die "Haltung" des Fayermanns unterstützte.

Die rote Staatsspitze ist zu den Leckern der Lackschuhe der Wirtschaft geworden. Sie versucht der Masse eine Steuerreform noch immer als großen Gewinn für die Einkommensschwachen zu verkaufen, doch vollführt jeden Tag wieder den Kniefall vor gnadenlosen Kapitalisten á la eines Ministers Schelling. Der Schweigekanzler braucht den honorigen HBP, vielleicht der letzte Anständige Politiker in diesem Land, der ihn an den Haaren nach Traiskirchen schleppt, um sich die Zustände selbst anzusehen. Doch ein Staatsnotstand - nichts anderes ist die s.g. Flüchtlingskrise - ist unwichtiger, als die Vorbereitung der eigenen Party.

Auch auf der Titanic spielte das Orchester, der Sage nach, bis ihnen das Wasser bis zum Hals stand. Der Rest ist Geschichte. Sie sind alle ersoffen.

Doch haben ein Herr Fayermann und Konsorten nun das Recht, uns alle, diese Republik, die noch vor wenigen Jahren ein Garten Eden war - Herr „Kollege“ Jéannee... (Wos? A Kollege san se? Na, a Funs'n san se) bemühen Sie bitte nicht einen Vergleich, der manchen heilig ist, mit unter freiem Himmel schlafenden Menschen und gebärenden Müttern - mit in die Tiefen eines eisigen Meeres zu reißen?

Nein, sie haben dieses Recht nicht! Doch leider fehlen die Perspektiven, die Alternativen. Schön langsam beginne ich all jene zu verstehen, die den Herrn Strache gut finden. Ihm ist - wie seinem faschistischen Gesinnungsgenossen Orban in Ungarn - zuzutrauen, dass er all seine Versprechen, die eigentlich Drohungen sind, umzusetzen. Wenn er sagt, er wird Flüchtlinge - ob Mann, Frau oder Kind deportieren - wird er das tun. Genauso wie Orban den ersten Schritt zur "Festung Europa" getan hat. Mit NATO-Stacheldraht. Mitten in Europa. Damit keine Kinder, Familien, unbewaffnet und nach Rettung flehend, unseren noch immer existierenden Wohlstand „bedrohen“ (was sie im Übrigen nicht tun, solange wir uns gleichzeitig die Subventionierung eines Golf-Tourniers leisten können).

Ist das das Szenario, in das uns Herr Fayermann, Herr Millionär Schelling, dem Registrierkassen für Kleinunternehmer wichtiger sind als Erbschafts- und Vermögenssteuern (oh, Hilfe, ich müsste ein paar Euro hergeben um sozialen Frieden zu sichern, was für eine Katastrophe), steuert? Ist es dieses Szenario, in das das Boulevard in Rechtsform einer "Verlassenschaft nach Hans Dichand" uns hineinschreibt, wo man sich am Familientisch das Land aufteilt, wer denn besser rechten Speichel leckt als der andere? Naja, es geht um die Erhaltung der Dynastie eben, die heiligt die Mittel...

Tu felix Austria nube - nur ist niemand mehr da, der heiratsfähig ist. Wer will denn schon einen Fayermann? Eine Braut, mit der immer arroganten Fratze eines Vizekanzlers? Eine Ministerin, deren Abscheu vor Elend, verursacht durch ihr Ressort, ins Gesicht geschrieben ist, und die lieber wegschauen würde... Nicht würde, sondern solange wegsah, bis es nicht mehr ging? Vielleicht hätte sie besser mit Fayermann tanzen sollen, gestern, im noblen, schwarzen Hiezing. Und Schampus saufen sollen, bis sie kotzt. So wie den meisten Österreichern vermutlich in diesen Tagen zu Mute ist. Dann hätte sie wenigstens eines mit dem Volk gemein.

Dieser Text ist nicht in meiner Eigenschaft als Redakteur von fischundfleisch entstanden, sonder spiegelt meine persönliche Meinung wieder.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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