Flüchtlinge Go Home!

Bizarr und krankhaft – anders kann man manche Wortmeldungen, Kommentare und Aktionen angesichts der aktuellen Flut an Flüchtlingen, die ihre zerbombten und terrorisierten Heimatländer verlassen, nicht bezeichnen.

Sprachlos sehe ich im deutschen Fernsehen den Schweizer Andreas Glarner, seines Zeichens Millionär und Bürgermeister des kleinen Ortes Oberwil-Lieli. Er lässt schon mal gerne und wiederholt Zweifamilienhäuser abreißen, „damit uns der Kanton keine Flüchtlinge auf’s Aug‘ drückt“. Zudem zahlt er aus der prall gefüllten Gemeindekasse mehr als 2.000 Euro „Strafe“ pro Kopf und Monat für jene acht (!) Flüchtlinge, die eigentlich aufgenommen werden müssten. Immerhin an die 290.000 Euro sind das bereits im laufenden Jahr. Einer Mutter mit zwei Kindern würde er am Grenzzaun erklären: „Sie hat ihre Reise umsonst gemacht und soll umkehren und zurück gehen.“ (…und dort verrecken, wo sie hergekommen ist.)

Was der ungarische rechte Premier Viktor Orban begonnen hat, will FPler Harald Vilimsky sichtlich nachmachen: Grenzzäune bauen, sich einkasteln, Polizei und Soldaten zum Schutz des Heimatlandes abstellen. Irgendwie ging beim gestrigen „Im Zentrum“ im ORF unter, was denn die Konsequenz wäre: Hunderttausende Flüchtlinge lassen sich nicht mit Grenzzäunen aufhalten, da müsste schon scharf geschossen werden. Wo 71 tote Asylbewerber in einem LKW ganz Europa schockierten, sollen nun Leichenberge an unseren Grenzen die gewollte Lösung sein?

Überspitzt ausgedrückt: Herr Glarner aus der Schweiz schickt lieber Mütter und Kinder zurück in die Arme des mordenden IS und zu den Fassbomben Assads. Herr Vilimsky möchte lieber staatlich abgenickten Massenmord an unseren Grenzen, als Wohlstand zu teilen.

Karim El-Gawhary, der es aus eigener Erfahrung wohl am besten weiß, brachte es in Ö3 gestern bei am besten auf den Punkt: Man kann eine derartige Masse an Flüchtlingen nicht aufhalten, Europa wird sich verändern müssen.

Es macht also keinen Sinn, sich über rechte Grenz- und Schutzfantasien den Kopf zu zerbrechen und weiterhin Zeit mit den wirren Thesen der Orbans, Glarners und Vilimskys dieser Welt zu verschwenden. Nur müssten die Regierungen Europas endlich aufwachen und die enormen Chancen in der Krise, die eigentlich keine ist, sehen und nutzen: Statt Milliarden in Banken zu versenken, Registrierung- und Aufnahmezentren schaffen; neuen Wohnraum bauen, soziale Einrichtungen wie Schulen und Fortbildungsinstitute fördern; die medizinische Versorgung auf neue Beine stellen. Mit den Bankenmilliarden hätte – richtig eingesetzt – Europa sich längst selbst aus einer noch immer ungelösten Wirtschafts- und Sozial-Krise ziehen können. Es würden so nicht nur Chancen für eine gelungene Integration der neuen europäischen Bürger entstehen, sondern eine Unzahl an neuen Arbeitsplätzen für die einheimische Bevölkerung. Fängt man jetzt endlich damit an?

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