Flüchtlinge = Sondermüll?

Das Prinzip ist seit Jahren bekannt: Westliche Länder verschiffen Länder ihren giftigen Sondermüll, von Computern bis zu Chemieabfällen, in Länder der Dritten Welt und lassen ihn dort um ein Trinkgeld von meist minderjährigen Tagelöhnern entsorgen. Dort, wo es keine Umweltstandards gibt, dürfen ruhig Gifte frei in Flüsse, Meer und Boden versickern und die Bevölkerung krank machen. Wir können es uns leisten, Hauptsache net bei uns!

Outsourcing der besonderen Art nennt man das.

Ministerin Mikl-Leitner hat nun das Flüchtlings-Outsourcing erfunden, für das sie ein Patent anmelden sollte – denn der „österreichische Weg“ könnte Schule machen: Man nehme unliebsame Asylwerber, karre sie über die Grenze in ein wirtschaftlich schwächeres Nachbarland und übernehme, wie großzügig, ihre „Betreuung“, für Unterkunft und Verpflegung sorgt ein anderer. Es mangelt sichtlich also weder an Geld noch an Betreuungspersonal, nur feste Unterkünfte rückt man hier zu Lande nur ungern raus. Auch wenn es sie gibt. Und zum Drüberstreuen schaut sich das unser HBP kommende Woche persönlich an, und er heißt diese Lösung übrigens enttäuschender Weise noch gut.

Die Situation führt nur ein weiteres Mal vor Augen, woran es in diesem Lande krankt: Es übernimmt niemand die Führerschaft, sondern vom Kanzler bis zum Bundespräsidenten akzeptiert man z.B. den bequemen Bürokratismus, dass im Lager Traiskirchen dreißig (!) Säle von der Baupolizei gesperrt wurden. Ist die Statik denn so miserabel, dass alles zusammenkracht, wenn man die Räume nützt? Jede andere Begründung ist vorgeschobene Paragraphenreiterei die einem Ziel dient: Ned bei uns!

Mikl-Leitner war sogar eine echte Visionärin: Vor wenigen Tagen wurde kurz anderorts die Idee diskutiert, verpflichtende Aufnahmequoten für Flüchtlinge wie die CO2-Emmissionzertifikate zu handhaben. Co2-Zertifikate werden, je nach Bedarf, vom den großen Umweltverschmutzern aufgekauft, denn in der dritten Welt gibt’s eben nicht so viel Industrie. Zynismus pur. So könnte sich jeder reiche Staat humanitären Verpflichtungen legal und einfach entledigen und eines wäre erreicht: Ned bei uns!

Mikl-Leitners Outsourcing von Asylwerbern, die vor Krieg, Terror und Verfolgung ihr Heil in Europa suchen, erinnert an das Abschieben von Sondermüll. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das Wichtigste: Nur net bei uns!

Facts: Im Mai, so die offiziellen Zahlen, gab es 20.620 Asylwerber in Österreich, monatlich kommen nun etwa 6.000 hinzu. Ein gutes Viertel (5.233 Personen) stammt bisher aus Syrien, 3.833 kamen aus Afghanistan und 2.305 aus dem Irak – eindeutige Kriegsflüchtlinge. Freilich, in den ersten fünf Monaten des Jahres suchten auch 2.172 Kosovaren ihr Glück bei uns – sie werden wieder in ihre (sichere) Heimat abgeschoben, da sie Wirtschaftsflüchtlinge sind.

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Hansjuergen Gaugl

Hansjuergen Gaugl bewertete diesen Eintrag vor 9 Jahren

Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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