Es sind Träumer, die behaupten, es gehe kein tiefer Riss durch unser Land. Angestachelt durch die Monate und Jahre langen Versäumnisse der Faymann-Regierung und den koalitionären Stillstand, kochte die Volksseele im Rahmen des Wahlkampfs nun über. Ich habe gelesen, wie langjährige (reale) Freundschaften Nazi-schimpfend oder –beschimpft auf Facebook zu Ende gingen. Bloß, weil sich ein sonst eher Linker als Hofer-Wähler geoutet hatte. Oder der Linke ein depperter Gutmensch ist.
Hofer-Wähler? Na und? Das sind nicht unbedingt Nazis. That’s democracy, Baby!
Der Graben, der durch unser Land geht, ist tief. Denn die Geschwindigkeit, in der die FPÖ und auch Nobert Hofer zulegen, ist atemberaubend – wäre Faymann und seine Koalition noch länger im Amt geblieben, stünde Hofer längst als Sieger fest. Denn es wird im Eilzugstempo das Lager gewechselt, derart verärgert sind die Österreicher ob des Monate und Jahre langen Stillstands. Auch der letzte hat längst den Zerfall unseres Wohlstandes, unserer Sicherheit und unserer Zukunft bemerkt.
Noch mehr Stillstand, noch mehr FPÖ – das ist die Milchmädchenrechnung.
Also. Hofer-bzw. FPÖ-Wähler sind keine Nazis. Punkt. Sie sind sogar garantiert näher an der Realität als Sozialismus-Romantiker. Um den Beinahe-Totalschaden Austria zu reparieren bedarf es nun Lager übergreifendes Denken.
Eine rigorose Registrierung und Überprüfung von Asylwerbern, eine unverzügliche Abschiebung von illegalen Fremden, eine Reform des gesamten Arbeitsmarkts inklusive Verhinderung von Lohndumping (z.B. durch Ungarn), eine umfassende Bildungsreform, abseits von überholten Konzepten – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
All das dürfen angesichts von 2,2 Millionen Hofer-Wählern für Linke keine Denkverbote mehr sein.
Es bleibt zu hoffen, dass die gemütliche Konsenspolitik der Marke rot-weiß-rot wieder die Oberhand gewinnt, sich die Gemüter beruhigen und die Wogen sich glätten. Das wird maßgeblich von jener Tonart abhängen, in der der politische Diskurs in den kommenden Wochen geführt wird – es wäre an der Zeit, dass Strache sich mäßigt und Kern/Mitterlehner beginnen, zuzuhören.
Alles andere treibt uns in die Eskalation.
Youtube Screenshot ORF Sendung