Ich gebe zu, ich musste den Satz des Fay(er)mann-Kanzlers in der Wiener Zeitung (Online-Ausgabe) zwei Mal lesen: Er wünsche sich bei den Nationalratswahlen im Jahr 2018 (!) zwar ein Plus, rechne aber mit einem Minus. Denn die meisten Regierungen schreiben in diesen schwierigen Zeiten ein Minus.
Zum „auf der Zunge zergehen lassen“: Der Kanzler ist sich einer deftigen Niederlage bei der nächsten Nationalratswahl demnach bereits jetzt sicher und rechtfertig sie schon jetzt – drei Jahre im Voraus!
Als alleinerziehender Vater einer bald elfjährigen Tochter kommt mir Derartiges sehr bekannt vor. Es erinnert mich daran, wie meine Kleine wenige Tage vor einer Schularbeit oder einem Test ihr Können einschätzt: „Ich kann alles, es wird sicher gut. Und wenn nicht, dann wird’s im schlimmsten Fall ein Dreier. Aber, Papa, bei einem Fünfer geht die Welt auch nicht unter.“
Ein Kanzler mit dem Verhalten eines präpubertierenden Gymnasiumerstklässlers? Nun, Kinder tendieren auch dazu, bei akuten und gravierenden Problemen einfach davonzulaufen, sich zu verstecken oder pikiert, mit gesenktem Blick, zu schweigen. Eine weitere Parallele: Faymann ist dann mal einfach weg. Oder schweigt.
Besonders auffällig ist auch das Faymann’sche Abputzen der eigenen Verantwortung am Koalitionspartner: Ich tät‘ ja eh wollen, nur die anderen lassen mich nicht. Naja, es sind immer die anderen schuld. Eh klar. Eine Argumentation, die sogar in meiner Schulzeit keinen Lehrer beeindruckte.
Dass Faymann das Schrumpfen der SP-Wählerschaft in Wien um fünf Prozent für ein „tolles Ergebnis“ hält, unterstreicht seine Weltfremdheit. Oder er hat in der Schule, im Fach Mathematik, einfach (wieder einmal) nicht aufgepasst. Ich würde sagen: Werner, setzen, nicht genügend.
Und zum Klassensprecher reicht’s ebenfalls nicht. Vielleicht haben dies viele Genossen, darunter sichtlich auch der letzte verbliebene „g’standene Rote“, Michael Häupl, erkannt und sie rufen nun endlich zur Oktoberrevolution auf. Noch sind diese Stimmen leise, doch der Oktober hat 31 Tage – wenn ich in der Schule richtig aufgepasst habe…
Vielleicht heißt es ja dann doch sehr bald: Good Baymann…