Aus Rücksicht auf muslimische Mitbürger wird überlegt, in deutschen Kantinen gänzlich darauf zu verzichten, Schweinefleisch anzubieten. Ich denke, diese Diskussion ist entbehrlich, genauso wie jene über ein Verbot des Kopftuchtragens aus religiösen Gründen. ABER leider ist auf beiden Seiten - der "Einheimischen" und der "Migranten" - nicht klar, worum es geht: Um das Miteinander, nicht um das Nebeneinander oder gar ein Gegeneinander.

In Kantinen sollte zumindest ein Menü zur Auswahl stehen, das kein Schweinefleisch oder Produkte vom Borstenvieh enthält. Das gilt natürlich auch für Kindergärten oder Schulen. Doch die gewohnte, lokale Küche aus falsch verstandener Toleranz aus Kantine & Co. zu kippen, entbehrt jeder Logik. (Kann nur eine Speise angeboten werden und Muslime essen mit, dann sollte es ein Gebot der Rücksicht sein, auf die Sau zu verzichten.) Nun vorzuschieben, dass bereits jetzt aus "gesundheitlichen Gründen" auf das Anbieten von Schweinefleisch z.B. in Kindergärten und Schulen verzichtet wird, ist nur Augenauswischerei.

Genauso wie die immer wiederkehrende Diskussion über ein Kopftuchtragen unnötig ist. Außer, es gibt triftige Gründe: auf Passfotos, z. B. Es kommt übrigens ja auch niemand auf die Idee, Miniröcke zu verbieten, nur, um die religiösen Gefühle von Muslimen nicht zu verletzen.

Doch - und ich bemühe absichtlich grenzwertiges Vokabular - eine Kapitulation unserer Kultur vor Migranten oder Flüchtlingen ist ein Irrweg. Niemand soll auch nur einen Millimeter seiner Kultur und Sitten aufgeben, außer, es widerspricht Gesetzen. Im Gegenteil: Zuwanderer werden in unserer Kultur genügend Neues und Unbekanntes finden, das ihr Leben nachhaltig bereichert. Und vice versa, denn ehrlich, wer könnte sich heute ein Leben ohne Kebap, Kaffee oder Kipferl vorstellen?

Die Frage der Sekularität stellt sich nun umso dringender in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Ist - egal welches - Glaubenssymbol nicht längst obsolet in Schulklassen & Co.? Ist der Religionsunterricht per se längst nicht mehr zeitgemäß, und weshalb ist nicht längst ein Ethikunterricht, der Kinder jeder Herkunft und Religion universelle und allgemein gültige Werte und Moral vermittelt? Die Liste ließe sich fortsetzen...

Deshalb ein "JA! zum Schweinsschnitzerl und Minirock (in der Kantine), und auch zum Kebap und Kopftuch (ebendort)!

shutterstock/Igor Stramyk

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