Das Schreckgespenst eines rechten Bundespräsident hat also die Flut gedreht, die Botschaft ist klar: Wir sind keine Nazis! Zumindest wird das im Ausland so aufgefasst – die Vermeidung des Stigmas einer rechten Republik aus eigenem Antrieb.

Denn nicht allerorts, schon gar nicht jenseits der Grenzen, hat sich herum gesprochen, dass nicht alle Wähler von Norbert Hofer Nazis sind, sondern stinksauer auf die vergangenen Jahre des „Regierungsarbeit“.

Nur diesem Umstand hat es Alexander Van der Bellen zu verdanken, dass ihm der Einzug in die Hofburg nun dennoch gelingt. Das ist, bei aller Wertschätzung, nur in geringem Maße eine Folge seiner politischen Ziele und zum Teil idealisierten Visionen von Gesellschaft, Welt und Europa.

Nicht der visionäre, linke Geist des Miteinander hat gesiegt, sondern die Angst, als Nazi-Republik ins Aus gebrandmarkt zu werden.

Es mögen zudem Vorschusslorbeeren für Neo-Kanzler Kern sein, die die Mehrheit der Wähler ein letztes Mal an die Versprechen des politischen Establishments glauben lassen. Doch es ist nur eine kurze Galgenfrist, die im besten Fall 18 Monate dauert – bis zur nächsten Nationalratswahl.

Van der Bellens Wahlsieg ist deshalb nicht nur als klarer Arbeitsauftrag an ihn selbst zu sehen, sondern als des Volkes letztes Ultimatum an die ehemaligen Großparteien, an die Bundesregierung. Deshalb werden sich sowohl der designierte Bundespräsident, als auch der besonnen wirkenden Kanzler von zu sozialistisch-romantischen Idealen verabschieden müssen und sich mehr als nur einen Schritt in Richtung Realpolitik bewegen. Und damit auf die FPÖ zu!

Das Volk ist nicht gegen (mehr) Flüchtlinge, doch das Volk erwartet sich eine geregelte Aufnahme, anstatt Chaos an den Grenzen und deren gesicherte Versorgung ohne Nachteile; eine Unterscheidung zwischen Sozialhilfe für Österreicher und der Unterstützung von Asylwerbern und anerkannten Flüchtlingen; den Schutz heimischer Arbeitsplätze vor Lohndumping z.B. aus Ungarn; eine rigorose Durchsetzung von Gesetzen (wie z.B. bei der Abschiebung von straffällig gewordenen Fremden oder sich illegal in Österreich aufhaltender Menschen).

Sollte es Kern nicht schaffen, ganz rasch ganz große Reformen nicht nur auf den Weg zu bringen, sondern auch umzusetzen, ist spätestens 2018 die Republik eine blaue. Dagegen wird Van der Bellen nichts ausrichten können.

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