Hunde werden doppelt so alt wie noch vor drei Jahrzehnten, Katzen drei Mal so alt. Immer öfter werden Haustiere viel zu früh eingeschläfert, konstatiert eine junge Tierärztin im deutschen TV, denn es gäbe mittlerweile genügend Medikamente und Therapien, die das Leben der geliebten Hausgenossen verlängern.
Freilich, mir steckt bei diesem Thema – als stolzer Besitzer eines 16jährigen, von meiner Tochter und mir sehr geliebten Katers – ein Kloß im Hals. Aufgrund seines hohen Alters denke ich ab und zu die „was wäre wenn“-Varianten durch, sein Dahinscheiden beschäftigt auch meine Kleine. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem Tierarzt, der ihn beinahe sein gesamtes Tierleben über begleitet: „Es macht keinen Sinn das Leiden zu verlängern, wenn ein Tier alt wird“, höre ich noch seine Worte nachklingen, „Besitzer tun das zumeist für sich selbst, nicht für das Tier.“
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„Haustier und Sterben“ ist oft ein Gesprächsthema zwischen meiner Tochter, zehn Jahre alt, und mir. Ich versuchte ihr zu erklären, dass bei uns, in der Stadt, Haustiere oft mehr zu Familie gehören und vor allem einen Namen haben. Auf dem Land, wo „die Katze“ schon mal über Nacht „verschwindet und nicht mehr auftaucht“, kommt eben eine neue ins Haus, die sich um die Aufgabe des Mäusefangens zu kümmern hat. Auch wenn man sie dort ebenfalls mehr als Haus- als Nutztier ansieht, scheint das Verhältnis zum Sterben eines Tieres ein natürlicheres zu sein als in der Stadt.
Verständlich, dass man sich um ein Senior-Tier sorgt und therapiert – aber wo ist Schluss? Wo überwiegen die Quälerei von Mensch und Tier, und die Vernunft steht nicht mehr im Vordergrund? Darf man die Kostenfrage stellen, wenn das Tierarzthonorar etliche hundert Euro beträgt und kein Ende in Sicht ist?
Das ist ein gefährliches Terrain, findet genau diese Diskussion bei der Sterbehilfe beim Menschen statt. Auch wenn dieser – bei klarem Verstand – über einen möglichen (illegalen) Suizid selbst nachdenken und entscheiden kann, befürchtet man psychischen Druck auf Sterbenskranke. Steht die Sinnhaftigkeit und Verhältnismäßigkeit von lebensverlängernden Maßnahmen noch im Vordergrund, oder die Fragen der Kosten: „Wie lange darf ich Angehörigen zur Last fallen?“
Haustiere im Alter einschläfern, auch wenn der Hund mit massiver Medikation noch ein paar Monate weiterleben kann? Der Katze mit Infusionen die kaputte Niere ersetzen oder Tumore mit massiver Chemotherapie behandeln? Wo ist die Grenze zwischen verständlicher Tierliebe und egoistischer Verlustangst? Könnten wir das bei unseren geliebten Vierbeinern – wo Dinge einfacher beim Namen genannt werden als beim Menschen – beantworten, wären wir der Lösung des Sterbehilfe-Themas vielleicht auch einen Schritt näher.
Foto copyright Elizabeth Haide