Vorweg: Respekt für die Bronzemedaille von Tanja Frank und Thomas Zajac in Rio in der Nacra-17-Klasse beim Segeln!
Doch es tut mir leid: Warum diese einzige Medaille – vielleicht nur im ersten Überschwang – vor allem von den Medien so frenetisch abgefeiert wurde, ist mir unerklärlich. Fast hätte man den Eindruck bekommen, Österreich habe damit den Olymp erklommen, alle andere Nationen deklassiert und wäre nun „King of the World“. Freilich, die Gesamtleistung ist wesentlich besser, als sie noch in London 2012 war: Damals flogen die 70 Austro-Athleten ohne jegliches Edelmetall nach Hause.
Was war seither passiert? Erinnere ich mich richtig, sprach ein hochrangiger Funktionär des ÖOC noch vor wenigen Tagen davon, dass man seit dem Totalausfall vor vier Jahren zwanzig Millionen Euro an Sonderbudget zur Vorbereitung auf „Olympia in Rio“ investiert hätte. „Es hilft nichts, wenn der Sportler den Punch nicht hat“, resümierte Peter Schröcksnadel, der sich trotz Mini-Erfolg vom Abscheiden der heimischen Sportler zufrieden zeigte.
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Danke!
Das erinnert mich doch ein Wenig an die österreichische Innenpolitik. Dort wird jede Kleinigkeit bejubelt, auch wenn sie Unsummen verschlungen hat. Jedes Reförmchen wird als Meilenstein gefeiert, obwohl man ständig in internationalen Vergleichen zurückfällt.
Und es erinnert mich sehr an die Fußball-EM-Qualifikations-Europameister. Der (gescheiterte) Präsidentenkandidat Hundstorfer wollte seinen ersten Auslandsbesuch beim Finale in Frankreich absolvieren, wo man die Österreichischen Elf bereits lange im Voraus wähnte. Doch – wie wir wissen – war die heurige EM ebenfalls eine Warmluftblase, und irgendwie war die Verunglimpfung des Teams als „Blablabla“ in Anlehnung an den teuersten Fußballer made in Austria nicht unpassend.
Da war noch vor vier Jahrzehnten Niki Lauda Formel Eins-Weltmeister; da rasten ein Franz Klammer und eine Annemarie Moser-Pröll den anderen um die Ohren; da war noch etwas: Ach ja, Cordoba.
Ist der Spitzensport, in dem Österreich zwar Ankündigungsweltmeister ist, aber de facto seit gefühlten Ewigkeiten nix mehr reißt, wie der Rest des Landes drauf und dran, den Bach runterzugehen? Sind Vergleiche mit der Politik unzulässig, wo ebenfalls Millionen ohne jegliches Ergebnis (oder ohne jegliche Leistung) verpulvert werden? In der Politik weist man ja ständig gerne und stolz darauf hin, dass Österreich noch immer im internationalen Spitzenfeld der entwickelten Nationen zu finden ist. Und man kündigt viel an – und hält äußerst wenig.
Tu felix Austria, auch wenn du immer mehr zur Loser-Nation wirst?
PS: Im Nationenvergleich zu Deutschland müsste Österreich etwa 10% – gemessen an der Bevölkerung – holen. Also sollten unsere Olympioniken 1,6 Goldene, eine Silberne und 1,4 Bronzene mitbringen. Doch so ist (derzeit) Deutschland auf Platz vier im Medaillenspiegel (mit insgesamt 38 Mal rundem Edelmetall) und Österreich auf Platz 75…
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