Es gibt einen Anschlag mit Toten in London. Minuten später sind nicht nur die internationalen Nachrichtenkanäle voll von den aktuellsten Handy-Videos und -Fotos. Und vor allem voll von Experten aller Art, die über Täter, Hintergründe und Konsequenzen spekulieren, noch bevor die letzten Toten geborgen und die letzten Verletzten abtransportiert sind.
Es gibt einen Anschlag in St. Petersburg. Die Bilder im TV und auf den Nachrichtenseiten im Netz sind vergleichbar mit jenen aus London, die exzessive Live-Coverage detto. Aber es gibt einen gravierenden Unterschied. Nach dem Anschlag in London - oder vergleichbaren im Westen - wird u.a. mein Facebook-Account mit Beileidskundgebungen geflutet. Mit dem Tauschen von Profilbildern. Mit dem Wechsel von Titelbildern. Mit dem Dauerposten von "Pray for XXX".
Nun, seit der Explosion in St. Petersburg warte ich vergebens auf Ähnliches. Niemand hat sein Profilbild mit einer russischen Flagge mit Trauerflor getauscht. Keiner mag für die Toten und Verletzten Russen Facebook-Beten. Oder traut sich niemand zu zeigen, dass man auch mit Russen Mitleid haben darf? Sind Russen Menschen zweiter Klasse? Oder mag die Welt Putin ganz einfach nicht? Ist es um die weniger schade als um einen Engländer, einen Deutschen, einen Franzosen?
Ähnliches gilt, wenn in Afghanistan, im Irak oder in Syrien die zivilen Leichenberge aus den Bildschirmen fallen. Sie berühren uns sichtlich weniger als jene Opfer mit weißer Hautfarbe.
Nun warte ich gespannt, ob das Brandenburger Tor oder der Eifelturm oder das Empire State Building in den Farben Russlands beleuchtet werden. Ich würde es mir wünschen.
Ja moljus sa Rossiiu.
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