Anfang Dezember 2015 missbrauchte ein irakischer Asylwerber einen zehnjährigen (österreichischen) Jungen in einem Wiener Bad. Wochenlang sind die Medien nicht nur hier zu Lande voll mit der tragischen Geschichte, Baderegeln für Flüchtlinge werden überlegt und vereinzelt erlassen, zusätzliches Aufsichtspersonal in Bädern angestellt. Der 20jährige Täter wird Mitte Juni zu sechs Jahren Haft (nicht rechtskräftig) verurteilt.
Ich höre noch die Rufe, nicht nur der rechten Volksgenossen: Die Ausländer sind allen Übels Wurzel, die widerwärtige Straftat gereichte zur willkommenen Munition gegen Immigranten. Gerne anonym in den Social Networks, aber nicht nur dort, wurde der Slogan „Todesstrafe für Kinderschänder“ skandiert.
Im Dezember 2014 hatte ein damals 24jähriger Deutscher im Erzgebirge mehrmals Sex mit einer 13jährigen. Vor wenigen Tagen wurde er nach erfolgter Berufung wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Das Pikante: Der Täter ist ein Neonazi und wurde wegen des „Tragens verfassungswidriger Kennzeichen“ (z.B. Hakenkreuze, SS-Runen) bereits davor verurteilt. Bis auf lokale Randnotizen herrscht Schweigen im Blätterwald und natürlich auch vom sonst so eifrigen rechten Rand gibt’s keine Kommentare. Eine Krähe hackt der anderen Kein Auge aus. Nazi-Kinderschänder sind also im Prinzip okay. Oder nicht?
Ich möchte – wieder einmal – die Statistik bemühen: Im Jahr 2015 wurden 17% der Vergewaltigungen von Ausländern begangen, Spitzenreiter der Tatverdächtigen sind Türken, Serben und Rumänen, bereits an vierter Stelle liegen deutsche Täter.
Bei der Zumessung des Strafmaßes ist die Schieflage genauso deutlich wie beim medialen Aufschrei und dem Kochen der Volksseele: Es wird mit zweierlei Maß gemessen.
Doch ist eine Vergewaltigung einer Frau oder eines Kindes durch einen Ausländer gravierender oder abscheulicher als jene von einem „einheimischen“ Täter begangene? Oder ist es ja gar nicht so schlimm, wenn ein Deutscher oder ein Österreicher zum Sexualverbrecher wird?
Manchmal habe ich diesen verstörenden Eindruck…