Das Phänomen, dass es bei jedem bewaffneten Konflikt auch eine sexuelle Komponente (egal, welcher Natur samt der damit verbundenen Straftaten) gibt, ist nichts Neues. Es ist einer der besonders schmutzigen Aspekte jeden Krieges, dass die weibliche Zivilbevölkerung vom Sieger geschändet, vergewaltigt und/oder ermordet wird. Das Alter spielt – wie zahlreiche Beispiele der Geschichte belegen – keine Rolle, egal ob Mädchen oder Greisin. Geahndet werden Vergewaltigungen durch die kämpfenden oder besetzenden Truppen so gut wie nie. Kaum ein Täter wird je zur Verantwortung gezogen.

Auch die UN machte so manchen Bock zum Gärtner. Die Friedensmissionen der Vereinten Nationen sind nötig, und die Mehrheit der beteiligten Soldaten glänzt durch bewundernswerte Einsatzbereitschaft und macht sich keinerlei Vergehen schuldig. Doch besonders blind zeigte sich die UNO in der Vergangenheit, wenn es um Verbrechen ging, die von der Truppe an Zivilisten begangen wurden. Kaum tauchten grausame Schlagzeilen in der internationalen Presse auf – so wie 2007 im Sudan, als vier Blauhelme wegen Kindesmissbrauchs vom Dienst enthoben wurden, oder vor drei Jahren im Kongo, wo UN-Soldaten Mädchen und Frauen vergewaltigten – schon ist die Sache wieder unter den Tisch gekehrt: Beschuldigte wurden meist durch die Entlassung „bestraft“.

Das Problem: Straffällig gewordene Blauhelme können ausschließlich in ihren Heimatländern verfolgt und – wenn schuldig – bestraft werden. Behörden jenes Landes, in dem ein Verbrechen begangen wurde oder gar die UNO selbst dürfen nicht eingreifen.

2014 listete die UNO offiziell 51 Fälle sexuellen Missbrauchs durch ihre Friedenstruppen auf – geschönte Zahlen, meinen Aktivisten. Die Dunkelziffern dürfte wesentlich höher sein.

Im vergangenen Jahr wurden nun wieder Helfer zu Tätern – wie der Bericht der US-Organisation „Aids-Free World“ enthüllte. „Widerliche und abscheuliche Vorwürfe“, meinte der französische UN-Botschafter dazu, denn es gibt in der Zentralafrikanischen Republik zumindest 108 Opfer, darunter auch Todesfälle. Bereits Monate lang gab es Gerüchte, nun versprach man seitens der Vereinten Nationen völlige Aufklärung und Bestrafung der Täter.

Wie genau das nun endlich geschehen soll, bleibt noch im Unklaren: Denn bisher sind eben die ausschließlich Heimatländer der Beschuldigten dafür zuständig, über eine Änderung des Verfahrens wird – zumindest bisher – nicht diskutiert. Oft ist schon die zeitnahe Befragung von Zeugen – wenn man sie in tausende Kilometer entfernen Krisengebieten überhaupt findet – unmöglich. Und damit bleiben die Täter ungeschoren…

Man darf gespannt sein, ob die UN sich endlich zu einer raschen und rigorosen Strafverfolgung durchringen können, ohne die Verantwortung auf Dritte abzuwälzen.

Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Bei den etwa 125.000 derzeit weltweit im Einsatz befindlichen UN-Soldaten ist die Grauzone zwischen sexuellem Missbrauch, sexueller Ausbeutung und Prostitution in Einsatzgebieten Alltag. Gegen geringe Geldbeträge oder kleine Geschenke werden Frauen zu sexuellen Leistungen animiert. Oft wird die bittere Not in betroffenen Gebieten schamlos ausgenutzt: So sollen Blauhelme einem siebenjährigen Mädchen (!) eine Flasche Mineralwasser und ein paar Kekse als Gegenleistung für begangenen sexuellen Missbrauch gegeben haben…

mehr zum Thema: www.youtube.com/watch?v=L6t6bh6nLBQ

shutterstock/sylv1rob1

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