Eigentlich sollte es weder eine Überraschung noch ein Schock sein, dass Shimon Peres zwei Wochen nach einem Schlaganfall heute Nacht verstorben ist. Vor zwei Jahren, das Foto wurde bereits bemüht, saß er noch in der Wiener Hofburg beim Staatsbesuch an Heinz Fischers Seite – heute würdigen sein Vermächtnis Staatsoberhäupter auf der ganzen Welt, von Barack Obama bis Joachim Gauck.
Als einer der Gründerväter Israels, geboren am 2. August 1923 in Polen, stand der Friedensnobelpreisträger über allen Dingen. Doch es sind nicht nur seine historischen Verdienste, die nun die Welt trauern lassen: Mit Shimon Peres ist einer der letzten Hoffnungsträger abgetreten, die in der Vergangenheit viel für den Friedensprozess im Nahen Osten getan haben. Er war einer der wenigen Spitzenpolitiker Israels, der ein zwei-Staaten-Lösung präferierte – ein absolutes No Go bei den Hardlinern, die seit etlichen Jahren die offizielle Politik prägen. Legendär sein Shake-Hands zum Abschluss des, wie alle Abkommen später gescheiterten, Oslo-Friedensprozesses mit PLO-Legende Arafat und Bill Clinton 1993.
Mit Shimon Peres trat einer der alten Männer von der weltpolitischen Bühne ab, die noch jene Aura umgab, die die tragischen Jahre der Shoa, des Zweiten Weltkriegs und des Wiederaufbaus prägten. Ein Mann, der durch seine Taten, aber vor allem durch sein Lebensalter ein unantastbares Vertrauen und eine unerschütterliche Glaubwürdigkeit erlangt hatte. Wenn er etwas sagte, dann hörte man nicht nur aufmerksam zu, sondern war bereit, von ihm Gesagtes beinahe unreflektiert zu glauben und an die Lösungskompetenz des Veteranen unerschütterlich zu vertrauen.
Die Riege der alten Staatsmänner ist so gut wie abgetreten, verschwunden. So eigenwillig sie alle waren – ein Kreisky, ein Schmidt oder eben ein Peres – so sehr wird ihr Charisma und ihre Präsenz fehlen. An ihre Aura werden auch die ganz Großen auf der heutigen Weltbühne nicht herankommen, egal, ob Merkel, Obama oder Putin. Und andere Politiker die kommen und gehen, können an der Mammutaufgabe, aus den Schatten der alten Männer zu treten, nur scheitern.
Agência Brasil (Department of Press and Media). https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Shimon_Peres_in_Brazil.jpg