Haide Media
Reist man von Hurghada nach Luxor, lässt man nach knapp zwei Stunden die Grenzen der Arabischen Wüste hinter sich. Etwas deplatziert wirken erste klobige Wohnbauten an der Stadtgrenze von Quina, die an Plattenbauten erinnern. Überall ist Bautätigkeit unterschiedlichster Art sichtbar, doch sowohl industrielle Projekte und auch der private Hausbau scheinen von einem Tag auf den anderen in einen Dornröschenschlaf gefallen zu sein: Kaum ein Arbeiter ist zu sehen, die Baustellen wurden irgendwann in den Jahren nach der Revolution einfach aufgegeben. Bewässerungskanäle, die nach wie vor zur Entsorgung von Hausmüll verwendet werden, erinnern daran, dass Ägypten noch lange nicht in der „ersten Welt“ angekommen ist.
Der Eindruck ändert sich auch nicht, wenn man die Provinz und die Stadt Quina hinter sich lässt. Auch Luxor, das sich in den 15 Jahren seit meinem bisher letzten Besuch vom kleinen Städtchen zur respektablen Stadt entwickelt hat, wurde von der Revolution und den darauffolgenden unruhigen Zeiten eiskalt erwischt: Verlassene Bauruinen, auf denen die Arbeit von einer auf die andere Minute eingestellt wurde; leere Straßen und mit Rollläden verschlossene Shops, wo eigentlich Touristenmassen gut gelaunt bummeln sollten; weltberühmte Monumente wie der Luxor- und der Karnak-Tempel wirken verwaist – sogar am Vormittag, wenn die Sonne über der Perle am Nil noch Gnade kennt, finden nur vereinzelt Touristen den Weg zu den Kulturschätzen.
Die Bauten der Pharaonen trotzen auch dieser Krise, die Ägypten seit Jahren in den Stillstand zwingt. Sie strahlen sogar noch prächtiger! Wo noch vor einem Jahrzehnt einfache Lehmhütten standen und Brachland die nähere Umgebung der Tempel dominierte, hat man Unzähliges ausgegraben, rekonstruiert und in zum Teil neu geschaffen Freiluft-Ausstellungsflächen präsentiert. Sicherheitsschleusen, dezent an uralten Mauern platzierte Überwachungskameras, die obligaten Polizisten mit ihren schusssicheren Westen vor den Eingängen und verschämt versteckte gepanzerte Fahrzeuge geben ein Gefühl der Sicherheit.
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Nicht viel anders präsentiert sich die West Bank mit den wichtigsten Monumenten Luxors. Auch wenn wir – verhältnismäßig – spät am Morgen beim Tempel der Hatshepsut ankamen, waren wir die ersten und einzigen Touristen. Das sollte bis zu unserer Abfahrt mehr als eine Stunde später, gegen 10:00 Uhr, nicht ändern: Das gesamte Tempelgebiet war menschenleer, von einigen Wächtern, Polizisten und Archäologen abgesehen.
Die Grabungstätigkeiten sind am Westufer des Nil allerorts unübersehbar: Wo noch vor einigen Jahren die Memnon Kolosse in Zuckerrohrfeldern standen, erstreckt sich nun eine archäologische Grabung bis zum Rand der Wüste. Das alte Grabräuberdorf Kurna wurde abgerissen, die Bewohner zwangsumgesiedelt. Einige Ruinen deuten noch auf die alte Siedlung hin, doch auch dort haben Wissenschafter bereits mit Ausgrabungen begonnen. Gleiches gilt für die Hügel beim Hatshepsut Tempel.
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Beinahe menschenleer zeigte sich auch das Tal der Könige, wo sich in Zeiten der Hochblüte des Tourismus täglich Tausende anstellten, um die Pharaonengräber zu bestaunen. Heute ist man manchmal sogar der einzige Besucher…
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Derzeit wartet die Welt gespannt auf neue Sensationen aus dem Grab von Tut Ench Amun. Trotz der intensiven Untersuchung (u.a. mittels Bodenradar) ist die Grabstätte geöffnet, es herrscht absolutes Fotoverbot: Die Bildrechte an neuen Entdeckungen hat sich ein US-Medienunternehmen exklusiv gesichert!
Der am Boden liegende Tourismus hat die neue Generation ägyptischer Politiker – wie den Gouverneur Luxors Mohamed Badr – neue Wege finden lassen. Natürlich bleibt der wirtschaftliche Fokus in Zukunft auf dem Tourismusbereich, derzeit werden neue Märkte wie China und Südamerika vorrangig erschlossen. Aber auch Infrastrukturprojekte werden in Angriff genommen.
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Mehr dazu im vierten & letzten Teil meiner Mini-Serie: Quo Vadis, Ägypten?
…und ein paar Infos:
Gebucht via www.restpaltzboerse.at bei JT Touristik in Berlin (www.jt.de).
Von einem Ein-Tagesbesuch in Luxor ist abzuraten – zu sehr wird man von den monumentalen Sehenswürdigkeiten erschlagen. Nur mit genügend Zeit ergeben sich auch stille Momente, in denen man unzählige Kleinigkeiten entdecken kann. Das gilt für Land, Leute und die Tempelanlagen. Um eine „Steigerung des Staunens“ zu ermöglichen, empfiehlt sich zuerst ein Besuch des Luxor Tempels und der darin befindlichen Moschee. Im Schatten des (Touristen-) Souk lässt es sich gut chillen – wer die Stadt abseits der Touri-Shops erleben möchte, sollte die Einkaufsstraßen der Einheimischen auf keinen Fall versäumen. Die Straßen Luxors sind ein Erlebnis!
Deshalb kann man bei der Buchung getrost auf ein fixes Abendessen im Hotel verzichten, es kann – wie z.B. im Asti Resort/Sheraton, in dem wir wohnten – täglich zum gleichen Preis eingenommen werden. Allerdings lässt man sich so Raum für kulinarische Entdeckungen auf eigenen Wegen.
Für Fahrten in der Stadt bieten sich sowohl Pferdekutschen als auch Taxis an – sie sind besonders günstig. Zwischen einem und drei Euro (10-30 ägyptische Pfund) verlangen die, vom Touristenschwund besonders betroffenen Fahrer. Da der Karnak Tempel etwas außerhalb des Zentrums liegt, nimmt man hier ein Taxi anstatt der Kalesche. Zu Ausflügen an die West Bank geht es am besten zeitig am Morgen los, Lunchpakete stellen die Hotels. Zwischen 20 und 30 Euro kostet derzeit ein Roundtrip, bei dem der Fahrer gerne zwischen den einzelnen Stopps auch wartet.
Apropos Bargeld: Wer abseits der offiziellen Stellen Euro in Ägyptische Pfund wechselt, bekommt oft einen viel besseren Kurs. Dennoch sollte man hier äußerst vorsichtig sein!
Vorsicht: Wie anderorts bereits angemerkt, dürfen die Hügel zwischen dem Hatshepsut Tempel und dem Tal der Könige nicht begangen werden. Am besten bucht man das Taxi für den gesamten Vormittag. Außerdem ist das absolute Fotoverbot (mit Kameras) im Tal der Könige zu beachten, Mobiltelefone sind allerdings erlaubt.