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Wieder entlässt das türkische Regime unter Erdogan-Pascha zehntausend Regierungsangestellte. Ohne jegliche genaue Prüfung der Einzelfälle. Pauschal wird aussortiert, wer irgendeinem wichtigen Einflüsterer des Mächtigen nicht passt. Konkret steht auch die Wiedereinführung der Todesstrafe im Staat am Bosporus an. Erdogans Wunsch nach dem Henkerbeil wird, wie alles, was der Halbmond-Napoleon auf seinem Zettel hat, im angeblich (noch) demokratischen Parlament in Ankara durchgewunken. Das Gleitgel, damit des Paschas Willen flutscht, ist jene mittlerweile grenzenlose Angst vor Erdogans Schergen- und Geheimdienstapparat, die immer mehr an jene im Dritten Reich erinnert.
Wir alle sind dabei, Mittäter zu werden. Politiker jammern ob der Demokratievernichtung in der Türkei. Die EU droht mit Konsequenzen, sollte Erdogan die Todesstrafe wirklich durch das Parlament winken. „Na und?“, wird er sich denken. Sanktionen gegen das Reich seines Freundes Putins haben diesem nicht wirklich wehgetan und keine Wirkung gezeigt. Es wird eh nix passieren. Recht hat er!
Demokratie und die so oft (in falschem Kontext) beschworenen westlichen Werte müssen verteidigt werden. Das haben wir vergessen. Die Erinnerung an jene, die noch vor wenigen Jahrzehnten für die Demokratie gekämpft haben und gestorben sind, ist sichtlich ausgelöscht. Heute beginnt und endet ihre Verteidigung bei halbherzigen Wirtschafssanktionen, die ihren Namen nicht verdienen.
Man hat längst alle Werte auf dem Altar des Kapitals geopfert. Man ist inkonsequent, internationalen Konzernen Steuern abzunehmen, denn sie könnten ja Jobs streichen. Man ist inkonsequent der Türkei gegenüber, wenn es um Menschenrechtsverletzungen und die Zertrümmerung der Demokratie geht. Man ist inkonsequent jenen Staaten gegenüber, die ihre Landsleute im Fall einer Abschiebung nicht zurücknehmen. Was würde Europa also tun, wenn Erdogan hunderttausende Flüchtlinge gen Westen loslässt? Nichts, außer der üblichen Verbalakrobatik, in der diplomatisch tunlichst jede mögliche scharfe Formulierung – oder gar Drohung – vermieden wird. Die Konsequenzen schlucken die Bürger.
Ist Europa wirklich schon so degeneriert, dass man das konsequente Beseitigen von Missständen noch immer nicht gelernt hat? Man hat die Geschichten von Massenmördern wie Gaddafi oder Saddam vergessen? Man lässt Wahnsinnige uneingeschränkt gewähren, unterdrücken und töten – und sieht zu. Hauptsache man jammert auf höchster Ebene.
Würde denn wirklich Europas Wirtschaft kollabieren und Millionen an verwöhnten Wohlstandseuropäer frieren und verhungern, wenn die EU alle wirtschaftlichen Bande mit der Türkei einmal kappt? Keine Touristenreisen in die eine Richtung erlaubt, und kein Gastarbeiten die andere? Wieso probieren wir es denn nicht einfach aus, denn unzähligen Faserschmeichlerjahre haben bewiesener Maßen nicht nachhaltig funktioniert.
Ähnliches gilt, wie hier schon geschrieben, für jene Länder, die ihre Landsleute im Falle einer Abschiebung nicht zurücknehmen. Wäre es nicht nach haben, endlich an der Zeit auf den Tisch zu hauen? Ist es nicht überfällig Stärke zu zeigen und sämtliche verfügbare friedliche Mittel einzusetzen, um die Interessen der Europäer durchzusetzen? Vielleicht können wir so doch noch der kommenden Generation ein halbwegs intaktes Europa hinterlassen.
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