#Mehrsprachigkeit #Muttersprache #Sprache
Kürzlich wurde der Tag der Muttersprache gefeiert, im September steht der Europäische Tag der Sprachen im Kalender. Logisch, denn schließlich gibt es weltweit weniger einsprachige als zwei- oder mehrsprachige Menschen.
Es ist nicht lange her, da wurden Eltern, die ihre Kinder mehrsprachig erzogen haben, dafür geschimpft. Viele meiner Freunde, die ebenfalls Kinder von Zuwanderern sind, können die Muttersprache(n) ihrer Eltern unter anderem aus diesem Grund nicht. Als Kind einer österreichischen Mutter in Schweden geboren, bin ich zweisprachig erzogen worden. Damals musste meine Mutter sich dafür viel Kritik anhören. Ich bin ihr endlos dankbar dafür, dass sie trotzdem dabeigeblieben ist.
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Heute ist alles anders bzw. umgekehrt: Ich wohne nun in Österreich und bemühe mich, meinem Kind Schwedisch beizubringen. Er wird, so wie ich, hoffentlich auch mal sagen, dass er zwei Muttersprachen hat. Ich und meine mehrsprachigen FreundInnen bekommen keine Kritik, wenn wir unsere jeweilige „Mehr-Sprache“ mit unseren Kindern sprechen, sondern fast nur positive Rückmeldungen – so ändern sich die Zeiten. Zum Glück!
Im Austausch mit Eltern auf der ganzen Welt (Facebookgruppen sei Dank) stelle ich fest: Es gibt ebenso viele spracherzieherische Herangehensweisen, wie es mehrsprachige Kinder gibt. Eines haben alle gemeinsam, von „alleine“ geht das nicht. Dahinter steckt viel Arbeit, die mit der eigenen Überzeugung beginnt. Die positiven Effekte der Mehrsprachigkeit wurden in Studien öfters belegt, aber zudem wird mit der Sprache auch die Kultur weitergegeben. Ich kann dieselben Bücher vorlesen und Lieder singen, mit denen ich groß geworden bin. Man muss sich stets vor Augen halten, warum man das macht und Methoden entwickeln, die in den eigenen Alltag passen.
Im Alter von etwa 12 Jahren habe ich meine eigene Technik entwickelt, die für mich wunderbar funktionierte: Ich las Bücher (bevorzugt österreichische, denn wie wir wissen, ist man am patriotischsten, wenn man in einem anderen Land verweilt bzw. wohnt) erst in schwedischer Übersetzung, bevor ich dieselbe Geschichte noch einmal auf Deutsch las. So stellte ich sicher, dass ich alles verstanden hatte. Als ich viele Jahre später mein erstes Kind erwartete, sorgte ich dafür, dass ich mittels einem online Musik-Streamingdienstes, Zugang zu schwedischen Kinderliedern zu haben. Nun, wo mein Kind älter wird, will ich mir einen VPN-Zugang organisieren, um schwedisches Fernsehen nutzen zu können. Wenn schon „Skärmtid“ (Schirmzeit), wie wir in Schweden sagen, dann auf Schwedisch! Dass bei jedem Besuch in der alten Heimat auch Bücher gekauft werden, ist selbstverständlich. Als nächstes steht ein Besuch in der „Kinderbücherei der Weltsprachen“ im 15. Wiener Bezirk an.
Sich durchzusetzen und bei der eigenen Sprache zu bleiben, obwohl neben dem eigenen Kind, niemand im Umfeld versteht, was Du sagst, ist teilweise eine größere Herausforderung, als man denkt. Aber irgendwann geht es von selbst und wenn das zweijährige Kind plötzlich spontan Sätze auf Schwedisch produziert bzw. durchgehend (auch) Schwedisch mit Dir spricht, ist es jede Mühe wert.
Emilie
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