#Texten #Roboter #KuenstlicheIntelligenz
Gute Texte zu schreiben zählt zu den wichtigsten Kompetenzen in der Kommunikationsberatung. Wer Pressetexte, Blogartikel oder Social-Media-Posts schlecht formuliert, verliert. Umso spannender war es für mich, als ich letztens meine eigene Schreibkompetenz mit der künstlichen Intelligenz eines Textroboters verglich – und überrascht zurückblieb. Aber der Reihe nach.
Ausgangspunkt war ein englischer Pressetext, den ich für einen Kunden so rasch wie möglich ins Deutsche übersetzen musste. Ich machte mich sofort an die Arbeit, bemühte mich um saubere Formulierungen und vermied alle „false friends“, die mir in den Weg kamen. Und das alles in nur einer Stunde. Good job, oder?
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Auftritt künstliche Intelligenz
Ein Kollege, der beim Vorbeigehen meine übersetzerischen Mühen mitbekommen hatte, fragte mich lapidar, warum ich denn nicht einfach DeepL verwendet hätte, den kostenlosen Online-Übersetzer. Der hätte ihm schon des Öfteren viel Arbeit erspart.
Daraufhin startete ich den Selbstversuch: Wer übersetzt besser, der Roboter oder ich? Also ging ich auf deepl.com, kopierte den englischen Text hinein und sah, wie der deutsche Text synchron daneben erschien. Und ich staunte.
Die automatische Übersetzung war bis auf wenige Kleinigkeiten nicht nur wirklich gut gelungen, sondern teilweise sogar besser als meine eigenen Formulierungen. Und das alles in einem Bruchteil einer Sekunde. Roboter eins, ich null. Mein Texter-Selbstwertgefühl rutschte kurz in den Keller. Ein bisschen tröstete mich aber die Beschreibung von DeepL auf deren Webseite: „DeepLs künstliche Intelligenz läuft auf einem Supercomputer in Island, der 5.1 petaFLOPS (5 100 000 000 000 000 Operationen pro Sekunde) ausführen kann, genug Leistung, um eine Million Wörter in weniger als einer Sekunde zu übersetzen.“ Ich weiß zwar nicht, wie viele petaFLOPS mein Gehirn schafft, aber dieser Supercomputer in Island ist ein ziemlich starker Gegner. Offensichtlich ist die Entwicklung in der Textautomatisierung dank künstlicher Intelligenz weit fortgeschritten. Aber wie weit sind die Textroboter und Algorithmen schon fortgeschritten und wie gut sind sie dabei, nicht nur zu übersetzen, sondern auch neue, eigene Texte zu schreiben?
Textroboter der nächsten Generation
Bekanntlich werden viele Fußballberichte, Börsenmeldungen, Wettervorhersagen oder Produktbeschreibungen in Online-Shops heute schon von Textrobotern geschrieben. Dabei handelt es sich um stark datenbasierte Textformate, die immer nach dem gleichen Schema aufgebaut sind. Sobald die Komplexität der Textgattung aber zunimmt, geraten die gängigen Algorithmen schnell an ihre Grenzen. Doch wie es scheint, sind genau diese Grenzen der Textautomatisierung gerade dabei, sich langsam aufzulösen. Zumindest deutet eine vor kurzem veröffentlichte Mitteilung des kalifornischen KI-Forschungszentrum OpenAI darauf hin.
Die Forscher der von Elon Musk mitfinanzierten Non-Profit-Organisation verkündeten einen Durchbruch in der Textautomatisierung. Demnach sei ihr neues Programm namens GPT-2 in der Lage, auf Basis eines vorgegebenen Satzes oder einzelner Wörter, einen Text völlig automatisch neu zu erschaffen. Im Grunde funktioniert GPT-2 ähnlich wie die Vervollständigungsfunktion bei Textnachrichten am Handy: Die Wörter, die zuvor geschrieben wurden, lassen darauf schließen, welches Wort am wahrscheinlichsten als nächstes geschrieben wird. Nach dem gleichen Prinzip wählt GPT-2 jedes neue Wort auf Basis von Wahrscheinlichkeiten aus, die sich aus den bisherigen Wörtern ergeben. Dabei besteht die Datengrundlage von GPT-2 aus über 40 GB Internettext. Der Guardian hat das Tool mit dem Thema „Brexit“ getestet und das Resultat kann sich sehen lassen.
Auf der Grundlage des ersten Satzes, entsteht ein automatisch generierter Text mit Zitaten und Statistiken in stringenten und gut formulierten Sätzen – kaum von einem menschlichen Text zu unterscheiden. Doch bevor ihr euch jetzt voller Vorfreude nach hinten lehnt und von einer Zukunft ohne Textstress träumt, muss ich euch leider enttäuschen: OpenAI hat sich dazu entschlossen, den Quellcode von GPT-2 nicht zu veröffentlichen. Zu groß erachten die Forscher das Risiko, dass ihre Entwicklung für Fake News eingesetzt werden könnte.
Das Handwerk der Zukunft heißt Kreativität
Man kann davon ausgehen, dass die künstliche Intelligenz der Textroboter immer besser wird und früher oder später einen spürbaren Einfluss auf die Arbeit von Journalisten, PR-Beratern und alle anderen Berufsschreiber haben wird. Was das für Kommunikatoren bedeutet? Es wird wohl viele Abkürzungen im Tagesgeschäft geben, um Texte schneller und einfacher zu erzeugen. Gleichzeitig wird sich der handwerkliche Aspekt in der Textierung vermutlich immer stärker in Richtung Strategie und Kreativität verschieben. Denn starke Kernbotschaften und überzeugende Argumente aus einer strategischen Perspektive abzuleiten, und das in einer hochkomplexen Welt, die sich ständig verändert – das traue ich der KI noch lange nicht zu.