"Kopf hoch, das Handy kann warten" – eine Kampagne des deutschen Radiosenders N-JOY, die Autofahrer darauf aufmerksam machen soll, während des Autofahrens nicht auf ihr Handy zu schauen. Sie hat mich ebenfalls darauf aufmerksam gemacht, wie oft ich und wir alle eigentlich auf unser Handy starren. Während man früher beim Verlassen der Wohnung gecheckt hat, ob man Schlüssel und Geldbörse dabei hat, steht heute an erster Stelle das Smartphone.
Der Smombie
Weltweit nutzen laut GSMA Intelligence 5 Milliarden Menschen Smartphones; das sind zwei Drittel der weltweiten Bevölkerung. In Österreich liegt die Smartphone-Penetration mittlerweile sogar bei 94 %. Wir nutzen unser Handy mehr als drei Stunden pro Tag und das hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit (wie britische Forscher festgestellt haben, reduziert zu viel Nutzung unsere Gehirnfähigkeit) sondern auch auf ganze Lebensbereiche und auf unsere Gesellschaft. Wann seid ihr das letzte Mal U-Bahn gefahren, ohne ständig auf euer Smartphone zu schauen? Wann habt ihr zum letzten Mal ein Buch gelesen? Wir sind 24/7 erreichbar, dokumentieren sämtliche Lebenssituationen für die Nachwelt, der Kreis derer, mit den wir täglich Kontakt haben, hat sich gefühlt verdreifacht und ohne Wecker auf unserem Handy sind wir aufgeschmissen. Obwohl es unser Leben vereinfachen sollen, machen sie es oftmals komplizierter.
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Digital Detox
Die Gegenbewegung zu diesem Phänomen hat nicht lange auf sich warten lassen. Wem das alles (wie mir) manchmal zu viel wird, kann es mit "Digital Detox" probieren. Bei der "analogen Entgiftung" wird versucht, sich auf das analoge Dasein zu besinnen, seine Umgebung wieder bewusster wahr zu nehmen und das reale Leben mit wirklichen Menschen wieder mehr zu genießen. Und wie genau soll man das umsetzen? Ironischerweise mit Hilfe von Smartphone Apps, wovon einige hier kurz vorgestellt werden:
Forest
Die App verspricht ein Gutes Ökogewissen. Die Macher versprechen, dass echte Bäume gepflanzt werden, wenn man sein Handy weniger nutzt. Man kann einstellen, wie lange man sein Handy nicht benutzen möchte und schon sprießen kleine Pflanzen auf dem Screen. Solange man die App nicht verlässt, wächst der Baum weiter. Dazu kann, wer möchte, entspannende Musik eingestellt werden. Um echte Bäume zu pflanzen, muss die Premium-Version gekauft werden.
Space
Die App erstellt zu Beginn ein Nutzerprofil vom "Langeweile-Bekämpfer" bis zum "Social Media-Junkie" basierend auf den meistgenutzten Apps und einer kleinen Befragung, bei der die App wissen möchte, warum man das Handy benutzt (etwa zum arbeiten oder zu Unterhaltungszwecken). Anschließen kann man sich Ziele setzen wie z.B. wie viele Minuten man höchstens am Handy verbringen möchte. Wer die festgelegten Ziele erreicht, baut sich nach und nach eine kleine Galaxie aus virtuellen Sternen und Planeten auf.
Offtime
Wie der Name schon sagt, geht es hierbei um die reine Auszeit vom Handy. Die App blockiert andere Programme und Benachrichtigungen für einen bestimmten Zeitraum. Was wie lange und in welchem Ausmaß geblockt werden soll, kann selbst bestimmt werden.
Wem das noch nicht reicht, der kann sogar eine ganze "Digital Detox Reise" buchen.
Was und welchem Ausmaß jetzt der richtige "Detox-Weg" ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, aber eine kleine Auszeit vom Handy schadet uns allen sicher nicht. 😉