Hat die Natur einen Eigenwert?

Bei unserer täglichen Arbeit für die Rettung von Umwelt und Natur muss man sich ständig rechtfertigen, warum ein Biotop, ein Ökosystem oder auch nur ein Wald oder eine gefährdete Art geschützt werden soll. Ist Umwelt- und Naturschutz nur ein Hobby für Biologen und Naturliebhaber, die sich ständig beruflich damit beschäftigen? Wenn das so wäre, wozu dann all die Schutzbemühungen unserer nichtmenschlichen Mitwelt? Hier gibt es zwei Ansätze: Die Anthropozentristen sagen, die Natur ist nur eine Ressource für den Menschen und wir können mit ihr verfahren wie wir wollen – alles dient nur dem Wohl des Menschen. Nur was einen sozialen oder ökonomischen Wert hat – aus menschlicher Sicht – ist schutzwürdig. Wenn wir aber unsere natürlichen Lebensgrundlagen vernichten, dann schaden wir uns nur selbst. Umweltschutz wird verstanden als Menschenschutz oder Selbstschutz . Ich denke, diese Denkrichtung, die aus der abendländisch-christlichen Weltsicht kommt, greift viel zu kurz. Wir brauchen heute eine ökozentristische, ganzheitliche, Weltsicht, bei der wir Menschen uns nur als Teil der Evolution, der Natur, betrachten und nicht als die Krone der Schöpfung, die alles zu beherrschen imstande und berechtigt ist. Die Natur und auch ihre Systeme haben sehr wohl einen Wert – einen intrinsischen - innewohnenden - Wert, den wir respektieren müssen. Und wenn die Natur und ihre belebten Systeme einen Wert haben, dann ist es unsere Verantwortung, sie zu schützen. Und wir müssen unsere Bedürfnisse als Menschen mehr zurückzustellen um noch zu retten, was zu retten ist.

Muss ich die Sprache der Wirtschaft sprechen um als Naturschützer gehört zu werden? Wieviel Sinn macht es einen Baum nur nach seinem Festmeterpreisen zu beurteilen? Wieso muss der Wald nur nach seiner Leistung für uns Menschen – für Grundwasser, saubere Luft oder Erosionsschutz - betrachtet werden? Und wie sinnvoll ist es einen ökonomischen Wert für den kleinen braunen Vogel zu finden? Man wirkt plötzlich weltfremd, wird belächelt und nicht ganz ernst genommen, wenn man von schützenswerten Arten spricht. Nur wer in Euro oder Dollar spricht, ist ein Fachmann und weiß wovon er spricht. Das ist heute das herrschende Paradigma.

Dabei ist die Existenz des Menschen auf diesem Planeten nur ein verschwindend kurzer Augenaufschlag in der Evolutionsgeschichte der Erde. Und keine Spezies vorher hat sich die Welt so untertan gemacht wie der Homo Sapiens. Und keine Spezies hat auch so viel in so kurzer Zeit zerstört. Wir sind dabei die Zukunft unserer eigenen Spezies ernsthaft zu gefährden. Die Wälder wurden großteils abgeholzt, die Meere leergefischt. Unsere Gifte finden sich überall bis in die tiefsten Gräben der Ozeane und bis auf die höchsten Berggipfel. Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir aufhören, die Natur nur als unser Ersatzteillager zu betrachten. Vielmehr sollten wir die Natur als Teil von uns sehen und umgekehrt. Wenn dieses Denken in unsere Politik, unsere Wirtschaft, unsere Gesetze und unser persönliches und soziales Leben endlich integriert wird, dann haben wir eine Chance als Spezies zu überleben.

(Foto: fotolia)

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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Herbert Erregger

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