Der vollmundigen Ansage auf der Internetseite, dass es in Wien kein vergleichbares kulinarisches Angebot gibt, wollte ich (weil ich da schon ein oder zwei kenne) auf den Grund gehen. Umgeben von traditionellen Heurigen-Lokalen besticht das MELROSE schon beim Betreten durch sein exquisites Innendesign. Damit punktet das Lokal auf den ersten Blick. Mal schauen, ob die „einzigartige kalifornische Küche“ da mithalten kann …

Den Begriff HATTORI HANZO (€ 8,90, Gekkeikan Haiku Sake, Thomas Henry Kirschblüten Tonic Water, Limette) kennen Fans des Tarantino-Films „Kill Bill“ als Name jenes Schwertes, mit dem Uma Thurman viel Blut fließen lässt. Als Aperitif präsentiert sich der HATTORI HANZO weniger blutig, aber mit feinem Kirschenaroma. Mein CALIFORNIAN NEGRONI (stolze € 10, Beefeater London Dry Gin, Aperol, Punt e Mes Vermouth, Limettensaft, Zuckersirup, Rosa Grapefruitsaft, Schweppes Tonic Water) konnte geschmacklich mehr als mithalten. Beide sehr lecker.

Zu unserer Überraschung standen die Vorspeisen (die wirklich sehr prompt serviert wurden) schneller am Tisch als die beiden Aperitifs. Da haperte es wohl an der Koordination zwischen Küche und Bar. Aber abgesehen von diesem kleinen Lapsus hat sich das Service-Personal während des ganzen Abends als zuvorkommend und sehr kompetent gezeigt.

Zum 4-gängigen ERÖFFNUNGSMENÜ (€ 49) – das sich in der Speisekarte im Lokal etwas von jenem unterscheidet, das wir online finden – gönnten wir uns den 2014er Gemischter Satz, Neuberg, vom Fuhrgassl-Huber. Frisch und resch, wie der Wiener sagt. Für 38 Euro meiner Ansicht nach hart am oberen Preislimit (was auch am Produzenten liegen mag, der nur ein wenige hundert Meter entfernt im noblen Neustift am Walde keltert). Die „Exoten“ vom anderen Ende der Welt sind oft günstiger.

Generell ist die Weinauswahl modern (neben Österreich auch Nordamerika, Südafrika, Australien, Neuseeland, Peru, Argentinien, Brasilien, Mexiko). Von überall eine kleine, feine und preislich akzeptable Auswahl. Ich würde mir wünschen, dass es auch ein, zwei Exoten – zum Beispiel aus Peru oder Brasilien – glasweise zum Kosten gibt.

Schon die VORSPEISEN VARIATION (Beef Tartar, Cobia-Fisch Carpaccio, Melrose’s Caesar Salad) zeigte sich für eine Menü-Portion beachtlich üppig. Die Qualität der Speisen und die liebevolle Präsentation bewiesen ebenfalls hohes Niveau. Die folgende GAZPACHO (mit gebratener Riesengarnele vom Josper Grill) hob sich positiv vom spanischen Einheitsbrei ab. Sehr fein und herrlich frisch.

Die MAISHÄHNCHENBRUST VOM „JOSPER GRILL“ (Thai-Spargel, Lotuswurzel-Chips, Jakobsfrucht, Moqueca Creme, Koriander-Öl, Jasminreis) war saftig gebraten, wobei die Moqueca Creme gut, aber auf Dauer ein wenig zu süßlich-schwer erschien. Ebenfalls perfekt zubereitet war die GEGRILLTE TRANCHE VOM „LABEL ROUGE“ LACHS (Enoki-Pilze, Rotes Chimichurri, Tamarinde, Sautierter Blattspinat, Zuckererbsen). Vielleicht hätten der Fisch und das Gemüse einen Tick mehr geschmackliche Raffinesse vertragen. Andererseits hebt die zurückhaltende Würzung erst recht die hohe Qualität der Zutaten hervor.

Auch die Steaks und Burger, die im Laufe des Abends an den Nachbartischen serviert wurden, sahen sehr appetitlich aus. Die gut bemessenen Menü-Portionen „zwangen“ uns zu einem Zwischengang an der gleich nebenan liegenden Cocktail-Bar mit Averna & Fernet Branca für je 3 Euro, die Portion für Erwachsene (4 cl) also je 6 Euro.

Als süßen Abschluss genoss ich MELROSE‘S DESSERT VARIATION (Cheese Cake, Mousse von weißer und dunkler Schokolade, Mango-Eis & Kokosnuß-Pandan). Ausgezeichnet und wieder reichlich. Meine Begleitung wählte den KÄSE (Empfehlung von Norberts “The Cheese Store of Beverly Hills”, Gruyère, Epoisses, Blue Stilton, Saint Maure). Hier zeigte sich einmal mehr die Kompetenz des Service-Personals, das nicht nur die einzelnen Käsesorten benennen konnte, sondern genau wusste was man woher und warum ausgerechnet in dieser Reihenfolge am Teller hat.

Die Rechnung am Ende machte 172 Euro (für zwei Personen) aus. Gut, es muss nicht immer das komplette Menü sein, aber ganz günstig wird ein Besuch um MELROSE wohl auch á la carte nicht. Wird der Heurigenort Grinzing zukünftig auch als Hotspot für kalifornische Küche bekannt sein? Vielleicht, wir werden sehen. Verdient hätte es das MELROSE durchaus.

Internetseite: Http://www.melrose-vienna.at/

Bildquelle: Internetseite MELROSE

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