Wer tatsächlich geglaubt hat, dass das Bankenkrisen-Gespenst von 2008 endgültig in einer Kiste schlummert, wird dieser Tage eines Besseren belehrt. Es lebt noch – und es wird fleißig von den Medien gefüttert. Die Deutsche Bank war der Stein des Anstoßes. Wenn hier letztendlich Probleme auftauchen, die nicht mehr zu kaschieren sind, dann könnten kurz darauf einige Großbanken im südlichen Teil Europas gleich mitpurzeln.
Der inhomogene Haufen Europa steht – zumindest was die Position an den Finanzmärkten anbelangt – der geballten Kraft der USA gegenüber. Die USA können in kürzester Zeit, ohne eine Vielzahl von lokalen Regierungen einbinden zu müssen, Entscheidungen treffen und diese auch umsetzen.
Im Gegensatz dazu hat Europa die letzten acht Jahre seit der Finanzkrise nur mangelhaft genützt, um das europäische Bankensystem auf Vordermann zu bringen. Die überbordenden Formalvorschriften aus Brüssel waren und sind wohl nicht der richtige Weg. Die europäische Finanzindustrie administriert sich zu Tode und die Amis lachen sich ins Fäustchen – weil bei Basel II sind sie ja nicht dabei, obwohl es ihre Idee war. Schlau gemacht.
Sind die USA sauer auf Europa?
Irgendwie riechen die Ereignisse rund um die Deutsche Bank AG nach einem Revanche-Foul der USA für jene Schwierigkeiten, die Europa bei TTIP, Apple und Microsoft macht. Schon seit Monaten halten große US Hedge Fonds Short Positionen in den Aktien der Deutschen Bank. Erst in den letzten Wochen erhöhte sich der mediale Druck auf die Deutsche Bank. Und am 16. September fordert das US Justizministerium von der Deutschen Bank 14 Milliarden US Dollar für Immobilienkredite aus der Zeit der Finanzkrise 2008.
Unmittelbar danach reduzierten große US Hedge Fonds ihre Cash Bestände bei der Deutschen Bank, um ihr Risiko zu reduzieren. Zur Erinnerung: einige Wochen davor hatte der IWF in einem Bericht die Deutsche Bank als das weltweit größte Risiko im Bankensektor bezeichnet.
Schweigen & Tollpatschigkeit
Hier hätte es eines eindeutigen Statements seitens der EZB bedurft. Stattdessen meldet sich in Sachen Schadenersatzforderungen Frau Merkel zu Wort. Und wie so üblich sind Aussagen von Politikern in Finanzmarktangelegenheiten meistens leider kontraproduktiv. Da hat das US Justizministerium die Hand an der Kehle der Deutschen Bank – und die deutsche Kanzlerin zieht der Bank auch noch verbal den Teppich unter den Füssen weg. Soviel zur Tollpatschigkeit europäischer Politiker in Angelegenheiten der Finanzmärkte.
Nicht dass die Geschäftspolitik der Deutschen Bank bei mir auf sonderlich viel Sympathie stößt – aber so leicht kann man es den USA auch nicht machen. Das US Justizministerium wird doch nicht ernstlich eine Schadenersatzforderung in einer Höhe durchsetzen wollen, die eventuell eine internationale Finanzkrise auslösen könnte?
Mit etwas Entgegenkommen der Europäer bei TTIP lässt sich das Problem Deutsche Bank vermutlich schnell aus der Welt schaffen. Vielleicht will man die Deutsche Bank auch nur zu einer Fusion mit einer anderen Bank zwingen. Wie auch immer – Palermo lässt grüßen.
Auszug aus dem SCA Marktkommentar September 2016 (kostenfreier Download)