Wer sich in Österreich dazu entscheidet, Unternehmer zu werden, der weiß, dass das in die Kategorie „selbst gewähltes Elend“ fällt. Geknechtet von mehr oder weniger sinnvollen Gesetzen, entweder erfolgreich – dann leichtfertig als geldgeiler Ausbeuter beschimpft, der sich am Rücken seiner Arbeitnehmer im Luxus räkelt – oder nicht erfolgreich – dann als gewissenloser Arbeitsplatzvernichter diffamiert. Egal was ein Unternehmer tut, er wird (zu) oft als das personifizierte Böse gesehen. Ganz ehrlich, ich kann´s nicht mehr hören!
Zur Klarstellung: Mit Unternehmer meine ich nicht angestellte Geschäftsführer oder Vorstände, die mit sechs- oder gar siebenstelligen Eurobeträgen entlohnt werden, gleichzeitig aber kein persönliches Risiko tragen. Mit Unternehmern meine ich auch nicht jene Führungskräfte, denen Bilanzkennzahlen, Kursgewinne ihrer Aktien und Steuervermeidung über alles gehen, weil sich daran ihre Bonuszahlungen bemessen. Das sind keine Unternehmer im klassischen Sinn.
Mit Unternehmer meine ich jene, die ihre private, finanzielle Existenz riskieren, um sich ein selbstbestimmtes Leben zu schaffen, und dabei nicht selten auch ihre Familie und sozialen Kontakte vernachlässigen (manchmal auch verlieren). Unternehmer kennen keine maximale Arbeitszeit, keine Wochenenden oder Feiertage, und sie können es sich nicht leisten, krank zu werden. Unternehmer haben eine Idee und eine Vision, die sie verfolgen, weil sie etwas schaffen möchten. Nur eingefleischte Arbeitnehmer spotten, dass Unternehmer dabei stets ihren eigenen Geldbeutel im Auge haben.
Denn das ist schlichtweg falsch.
Fragen sie zum Beispiel ein Ein-Personen-Unternehmen oder den Eigentümer eines kleinen, mittelständischen Unternehmens, was am Ende des Monats (eigentlich am Ende des Jahres) trotz aller Mühsal & Plag plus Spott & Hohn auf seinem eigenen, privaten Konto übrig bleibt. In sehr vielen Fällen werden sie froh sein, dass sie Arbeitnehmer sind.
Ich kenne eine fast 80-jährige Unternehmerin, die seit 53 Jahren in ihrem kleinen Geschäft steht, und jetzt angesichts der Registrierkassenpflicht gegen ihren Willen wohl zusperren wird. Ich kenne Unternehmer, die sich bis über beide Ohren und darüber hinaus verschuldet haben, um ihrer Erfindung zum Erfolg zu verhelfen. Und ich kenne Unternehmer, die jeden Monat pünktlich ihre Mitarbeiter bezahlen, sich selbst aber seit Jahren nur ein Bettel aus der Firma nehmen, weil sie jeden noch so kleinen Gewinn sofort wieder in ihr Unternehmen investieren – und damit auch neue Arbeitsplätze schaffen.
DAS sind echte Unternehmer. Und davon gibt es mehr als sie wahr haben wollen!
Und trotz aller Diffamierungen tun sie es freiwillig. Unternehmer sind in ihrem Fachbereich in der Regel hoch qualifiziert. Sie würden sich Vieles ersparen, wenn sie von der Seite der Arbeitgeber auf die Seite der Arbeitnehmer wechseln. Weniger Risiko, weniger Verantwortung, weniger Stress, mehr Familie, mehr Lebensqualität – und nicht selten auch mehr Geld. Aber sie tun es nicht. Sie wollen nicht den einfachen, verantwortungslosen Weg gehen.
In einer Zeit von Rekordarbeitslosigkeit und Firmenpleiten ist es völlig unangebracht, jene Unternehmer zu verteufeln, die Österreich und ihren Arbeitnehmern treu sind. Gerade die vielen Ein-Personen-Unternehmen sowie Klein- und Mittelbetrieb sind es, die den Arbeitsmarkt entlasten. Sie verlagern ihre Produktion nicht ins Ausland, bauen zum Vorteil des „Shareholder Value“ keine Arbeitsplätze ab und nutzen keine Steueroasen, um nur ja keine Steuern und Abgaben zu bezahlen.
In wirtschaftlich erfolgreichen Ländern wie zum Beispiel den USA gelten Unternehmer als Begründer von Wohlstand und Arbeitsplätzen. Man schätzt sie und strebt danach es ihnen gleich zu tun. Warum ist das in Österreich nicht einmal ansatzweise ähnlich? Warum gilt der anständige Unternehmer in Österreich als Klassenfeind? Warum sind wir eine Nation der Neider und nicht ein Land der Macher?
Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten würde es Österreich gut tun, wenn mehr Nachahmer auftauchen. Aber es jammert und schimpft sich einfach leichter als Mut aufzubringen und Risiken einzugehen.