Haben Sie schon Ihren Pensionskontoauszug erhalten? Welche Pensionshöhe stellt Ihnen die Pensionsversicherungsanstalt in Aussicht? Werden Sie damit Ihren Lebensstandard im Ruhestand halten – und idealer Weise in vollen Zügen genießen – können? Wenn ja, dann gehören sie zu einer kleinen Gruppe von Glücklichen. Denn viele von uns sind eher schockiert angesichts der Lücke zwischen aktuellem Einkommen und versprochener Bruttopension. Des einen Leid ist aber des anderen Freud …
Mit dem Pensionskontoauszug zeigt uns das staatliche Pensionssystem erstmals sein wahres Gesicht. Diese neue Transparenz ist grundsätzlich zu begrüßen. Allen politischen Beteuerungen zum Trotz zeigt sich aber, dass unser staatliches Pensionssystem Not leidend ist. Und dabei zeichnet ein aktueller Pensionskontoauszug noch ein idealisiertes Bild, das sich in Zukunft weiter eintrüben wird. Es ist zu befürchten, dass wir nach jeder noch kommenden „Pensionssicherungsreform“ nachlesen müssen wie unsere Pension geringer und geringer wird.
Staatlich legitimierte Schönfärberei
Uns muss klar sein, dass die ausgewiesene Bruttopension ein unverbindliches Versprechen auf Basis der heutigen Gesetzeslage ist. Die chronische Geldnot des Staates beschert uns aber höchst wahrscheinlich weitere Reformen. Und keine davon wird die staatliche Pension erhöhen. Außerdem verfügt niemand tatsächlich über ein persönliches Pensionskonto auf dem sich ein Guthaben befindet. Unser staatliches Pensionssystem ist nach wie vor ein Umlageverfahren. Was die Beitragszahler heute einzahlen, wird schon morgen an die Beitragsempfänger, also die Pensionisten, ausbezahlt.
Glücklich über die Zahlen am Pensionskontoauszug sind nur Banken und Versicherungen. Sie sind es, die uns in der Werbung jetzt den Finger in die Wunde legen. Kernaussage: Wenn wir im Ruhestand nicht den finanziellen Kollaps erleiden wollen, müssen wir privat vorsorgen. Im Grunde vollkommen richtig. So nebenbei aber eine Steilvorlage für alle Produktverkäufer.
„Jetzt PENSIONSLÜCKE schließen“
„Wir sorgen dafür, dass es ihnen auch morgen gut geht.“, so oder ähnlich lauten die Slogans bekannter Anbieter. Vielen Banken und Versicherungen springen derzeit auf diesen Zug auf. Sie alle nutzen die durch den Pensionskontoauszug offensichtlich gewordene Pensionslücke als Absatz fördernde Maßnahme. Nehmen Sie diese Denkanstöße ernst. Lassen Sie sich beraten und überlegen Sie sich wie Ihre richtige, private Vorsorge aussehen soll. Aber lassen sie sich von der Werbung ja nicht vorschnell das falsche Produkt aufschwatzen!
Schon die Informationen im Internet sind mit Vorsicht zu genießen. Zum Beispiel lautet die offizielle, von der Pensionsversicherungsanstalt betriebene Internetseite neuespensionskonto.at. Und nicht pensionskonto.at. Hier war wohl ein findiger Unternehmer einfach schneller beim Registrieren der prägnantesten Internetadresse.
Seien sie skeptisch bei staatlich geförderten Lösungsansätzen. Schon einmal hat das von der Politik entworfene Vorsorgemodell versagt. Ob es nach den Reparaturen jetzt besser funktioniert, wird erst die Zukunft zeigen. Und staatliche Prämien sollten schon gar kein Kaufargument sein. Denn wie schnell diese wieder halbiert werden, haben wir schon erlebt.
Nicht umsonst kritisieren Branchenverbände den Slogan „einfach.transparent.sicher“ der Pensionsversicherungsanstalt. Denn die damit vermittelte Sicherheit gibt es nicht. Vielmehr sollte die neue Transparenz als Denkanstoß gesehen werden, um sich – endlich und ernsthaft – über den persönlichen Wohlstand in der Pension Gedanken zu machen. Je früher, desto besser!
(Anmerkung: Diesen Beitrag habe ich erstmals am 8. Oktober 2014 als Weblog auf be24.at veröffentlicht.)