Sind wir das nächste Griechenland? Noch nicht, aber auf dem Weg dahin.

Sie denken nicht, dass Österreich das nächste Griechenland werden kann? Ja, ich denke, um nicht zu sagen ich hoffe, dass wir davon noch ein gutes Stück weit entfernt sind. Wie wir gerade an den Ereignissen in Griechenland sehen, ist das alles andere als ein wünschenswerter Zustand. Aber wir haben schon eine ganze Menge mit den Griechen gemeinsam.

Griechenland lebt seit vielen Jahrzehnten über seine Verhältnisse. Das Land gibt viel mehr Geld aus als es – auch mangels funktionierender Steuerverwaltung – einnimmt. Das ist in Österreich genauso. Nicht erst seit Bruno Kreisky´s legendären Ausspruch „Mir sind ein paar Milliarden mehr Schulden lieber als ein paar Arbeitslose mehr“ werfen wir mehr Geld zum Fenster raus als wir einnehmen.

Die Griechen gehen viel zu früh in Pension. Erst letzte Woche habe ich in einem Fernsehbericht einen griechischen Pensionisten über die Kürzungen klagen hören, der im Alter von 52 Jahren nach gerade einmal 30 Jahren Erwerbstätigkeit mit 3.400 Euro monatlich (!) in Pension gegangen sein soll. Auch wir Österreicher treten zu früh den Ruhestand an. Und Luxus-Pensionen leisten wir uns auch zu viele.

Griechenland beschäftigt ein riesiges Beamtenheer. Österreich mit seinen neun Bundesländern ebenso. Wohl nicht zuletzt deshalb kämpfen Firmengründer in Griechenland mit überbordender Bürokratie. Auch in diesem Zusammenhang können wir in Österreich sehr gut mithalten. Ein Entstauben unserer Gewerbeordnung wäre zum Beispiel sicher nicht von Nachteil.

Griechenland wurde viele Jahre lang von einer Politiker-Kaste regiert, der man nachsagt, dass sie überdurchschnittlich viel auf sich selbst und die eigenen Weggefährten geschaut hat. Sagen Sie bloß, dass Sie von unseren österreichischen Volksvertretern nicht immer wieder einen ähnlichen Eindruck haben!?

In Griechenland wurden längst fällig Reformen konsequent auf die lange Bank geschoben. Wie lange warten wir in Österreich schon auf eine Bildungsreform? Auf eine Pensionsreform (die den Namen auch verdient)? Auf die Transparenzdatenbank und die Reform des Förderwesens? Auf eine Arbeitsmarktreform? Oder die Zusammenlegung der zahlreichen Sozialversicherungsanstalten?

Die griechische Regierung ließ das Volk zuletzt über ein Rettungspaket abstimmen (das nebenbei erwähnt in der zur Frage gestellten Form gar nicht mehr existierte). Der mit dem Abstimmungsergebnis geäußerte Wille des Volkes war den griechischen Politikern augenscheinlich vollkommen wurscht. So oder ähnlich erging es in Österreich nicht erst einem Ergebnis einer Volksbefragung.

Wenn meine schnelle Recherche stimmt, dann wurde Griechenland in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stets von Politkern aus dem konservativen und/oder sozialistischen Lager regiert. Nachdem die Griechen schließlich genug hatten davon, wählten sie eine ziemlich weit außerhalb der Mitte positionierte (linke) Partei. Die sie jetzt ins Chaos führt.

Denken sie nicht auch, dass bei uns in Österreich die Gefahr besteht, dass wir nach Jahrzehnten mit Rot oder Schwarz an der Macht bei der nächsten Nationalratswahl die sprichwörtliche Schnauze voll haben und sich dann eine ebenso ziemlich weit außerhalb der Mitte stehende Partei als Wahlgewinner feiert?

Ich höre lieber auf weitere Gemeinsamkeiten zu suchen. Weil sonst wird mir wirklich angst und bange …

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Silvia Jelincic

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AndreasK

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