Erdbeer-Marmelade disqualifiziert sich für mich durch eine Abscheulickeit, die ich einfach ekelhaft finde: die klitzekleinen, Erdbeer-typischen Körndln. Erdbeer-Marmelade ohne Körndln gibt es aber nirgends. Weder im Supermarkt (auch nicht in den "Luxus-Supemärkten" in der Wiener Innenstadt), noch im Hotel, selbst das nobelste Frühstücksbuffet bietet nur die Körndl-verseuchte Variante. Einziger Ausweg: Selber machen! Also habe ich letztes Wochenende Erdbeer-Marmelade eingekocht. OHNE diese grauslichen Körndln.
Mit dem Einkochen von Marmelade habe ich vor zwei Jahren begonnen. Mir ging einfach Mutti´s selbst gemachte Marillen-Marmelade ab. Sowohl meine Mutter als auch ich hatten damals jeweils vier Kilogramm frische Marillen gekauft. Ein klassischer Kommunikationsfehler. Die Folge waren 37 Gläser Marillen-Marmelde. Eine sehr stolze Menge, wenn man bedenkt, dass ich vielleicht drei Gläser pro Jahr brauche. Aber es fanden sich zahlreiche Abnehmer, Familie, Freunde und Kollegen, die meinen Erstversuch durchwegs als sehr gelungen lobten. Heuer werde ich also zum dritten Mal ein paar Dutzend Gläser Marillen-Marmelade einkochen.
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Die gute, alte Flotte Lotte ist dabei unersetzlich. Fruchtstücke werden damit passiert, und die feinste Loch-Scheibe schützt auch Ribisel-Marmelade vor den grauslichen Körnern. Für die klitzekleinen Erdbeer-Körndln muss allerdings "schweres Gerät" her. Für immerhin 35 Euro habe ich mir ein feines Küchensieb geleistet. Die gewaschenen und gestückelten Erdbeeren werden mit ein wenig Flüssigkeit (statt Wasser nehme ich Erdbeer-Fruchtsaft) weich gekocht und anschließend durch das Sieb gestrichen. Dabei bleiben die gehassten Körndln gemeinsam mit einer rosaroten, Kautschuk-artigen Masse im Sieb hängen. Auch das kleine Stück Vanille-Schote, das ich mitgekocht habe, lässt sich so wieder herausfangen.
Die pure Fruchtmasse wird mit Gelierzucker 2:1 - also doppelt so viel Frucktmasse wie Gelierzucker - aufgekocht. Zum Verfeinern kommt ein Schuss Limettensaft dazu. Und ein gut doppelt so großer Schluck Gin (Hendrick´s zum Beispiel). Mindestens fünf bis sechs Minuten muss die dunkelrote Mischung im Topf unter ständigem Rühren sprudelnd kochen. Sonst geliert die Marmelade später nicht. Vor dem Einfüllen in die vorbereiteten Gläser empfiehlt sich eine Gelier-Probe (einen Esslöffel der heißen Marmelade auf einen schief gehaltenen, kalten Teller geben, die Marmelade darf nicht vom Teller rinnen, sondern muss vorher fest werden).
Oft lese ich, dass die Gläser vor dem Einfüllen der heißen Marmelade (die durch den hohen Zuckergehalt erst bei über 100° Celsius kocht) kalt ausgespült werden sollen. Meine Mutter hat sie hingegen - soweit ich mich erinnern kann - immer heiß ausgespült. Das erscheint mir fast logischer, denn sind die Gläser kalt, dann ist der Temperaturunterschied noch viel höher als bei warmen Gläsern und die Gefahr, dass ein Glas zerspringt, ist meiner Ansicht nach noch größer. Meine Gläser spüle ich stets heiß aus, aber bis zum Einfüllen der heißen Marmelade sind sie schon wieder auf Zimmertemperarur abgekühlt. Zersprungen ist mir trotzdem noch nie eines.
Nach dem ersten Auskühlen werden die Gläser mit der noch warmen Marmelade verschlossen. Idealer Weise ohne dass Luft im Glas ist. Dabei hilft mir Mutti´s alter Trick. Auf die Innenseite des Deckels kommen ein paar Tropfen hochprozentiger Schnaps, den ich anzünde. Noch während der Schnaps (bei mir Grappa mit 50 vol% Alkohol) brennt, muss der Deckel mit dem Glas verschraubt werden. Das kann eine heiße Angelegenheit sein, aber nur dann verbrennt der Schnaps die Luft im Glas, es macht "Plopp" und die Marmelade ist vakuumdicht verschlossen. Und hält so jahrelang.
Ein paar Stunden später ist die 2015er Erdbeer-Marmelade ohne Körndln, aber dafür mit einem Hauch Vanille und einem Schuss Gin fest geworden und bereit zum Kosten. Sehr lecker! Die oberste Schicht schmeckt übrigens immer am besten ... ein Hoch auf die Grappa-Versiegelung!