Styrian Fine Dining im WIRTSHAUS AM POGUSCH

Carpe diem. Nutze den Tag, dachte ich mir. Denn selten passen an einem Wochentag zwei Dinge – ideales Cabrio-Wetter und ein leerer Terminkalender – so perfekt zueinander. Also habe ich mir spontan frei genommen und einen Ausflug zum Wirtshaus am Pogusch, der steirischen Dependance vom Wiener Steirereck, gemacht. Frei nach dem Motto „ENTschleunigen beim BEschleunigen“.

Eine gute Cabrio-Tour beginnt mit dem richtigen Frühstück. Das gönnte ich mir nach den ersten Kilometern in der Kalten Kuchl. Dort genoss ich sowohl gut – fast zu gut – gebratene Ham & Eggs als auch den Exotenstatus des einzigen Cabrio-Fahrers unter all den Bikern. Zum Verdauen gab´s später beim Rasten am Erlaufsee bei Maria Zell ein (kleines!) Jagasaftl. Dieser grün schimmernde Likör aus 16 verschiedenen Alpenkräutern ist dort schon der traditionelle Begleiter zur Schartner Bombe Himbeer.

Mein ursprüngliches Ziel, quasi die Belohnung für all die abgespulten Kilometer, war eigentlich nur ein Steirisch.Irish (0,3L für 3,50 Euro) im Wirtshaus am Pogusch. Herrlich, dieses helle Bier vom Fass mit einem Schuss Guinness. Während ich damit meinen ersten Durst löschte, warf ich einen Blick in die Speisekarte … „Authentisch.Vertraut“ oder „Raffiniert.Einfach“, alles klang sehr lecker. Gut, dachte ich mir, dann wird es nicht nur eine Jause. Glücklicher Weise fand sich für ein frühes Abendessen noch ein freier Tisch, denn mittags und abends ist das Wirtshaus am Pogusch oft restlos und Wochen im Vorhinein ausgebucht.

Zum Gedeck (3,80 Euro) gehört der großartige Wurzelspeck. Der ist nichts für Kalorienzähler, schmeckt aber großartig. Ja, Fett ist nun mal ein Geschmacksträger. Für zu Hause gibt es ihn meist auch verpackt zum Mitnehmen. Als Ausgleich für den deftigen Speck ließ ich mir als leichte Vorspeise den Marinierten, geflämmten Turnauer Bachsaibling mit Sommerkürbis, Frischkäse & Gartenkräuter (12,90 Euro) servieren. Immerhin ist freitags ja „Süsswasserfischtag fürs Herz“.

Leider, beichtete mir der Kellner, sei das Bauern.Bratl vom schwäbisch–hällischen Hausschwein aus eigener Schlachtung mit Sauerkraut & gebratenem Blunzen–Serviettenknödel (10,80 Euro) schon aus. Das Bratl ging mittags wohl zu gut. Also empfahl er mir das Pikante Beinfleisch vom Almochsen mit Kohlrabi Gemüse & Steirereck Rösti (13 Euro). Eine ausgezeichnete Empfehlung. Herrlich zartes Rindfleisch, am Rippenknochen serviert, auf einem Spiegel aus Creme-Spinat. Geschmacklich hervorragend und reichlich.

Einen Blick in die begehbare Weinkarte musste ich natürlich auch werfen. Was ist eine begehbare Weinkarte? In zwei Räumen im hinteren Teil des Lokals präsentiert sich das gesamte Weinsortiment, Flasche für Flasche, fein säuberlich sortiert nach Herkunft, mit (annehmbaren, aber nicht mehr ganz günstigen) Preisen beschriftet. Eine geniale Idee, die sich jeder Gast ansehen sollte! Der Rote Veltliner vom Weingut Josef Fritz am Wagram (um gut 40 Euro) machte mir echt lange Zähne. Aber weil ich ja noch mit dem Auto nach Hause fahren musste, verließ ich die Weinkarte schweren Herzens mit leeren Händen …

Dafür belohnte ich mich mit einer Mandel.Wipfel.Tarte, Stachelbeeren + Schaf.Joghurt.Sorbet (10 Euro). Dass anstelle der Stachelbeeren Kirschen serviert wurden, störte mich gar nicht, die sind mir eh lieber. Dazu ein kleiner San Cristobal (Kaffee) von den Galapagos Inseln mit einem Stück Rosa Pfeffer.Schokolade (5,50 Euro). Die Mächtigkeit der Portion (siehe Blogbild) überraschte mich. Auch zwei hätten damit ihr Auslangen gefunden. Also warf ich beim Schlemmen schon einmal einen Blick in die Schnapskarte … ein kleiner durfte es ja sein. Wer lieber Käse mag, dem präsentiert sich in der „Käse.Adel“-Karte eine reichliche und internationale Auswahl.

In der separaten Schnapskarte finden wir die bekannten und teils hochpreisigen Destillate. Ich persönlich bleibe allerdings viel lieber in der Rubrik „Söwa Brennd“. Kriecherl, Williams, Zirberl, Schwarze Nuss oder Eierlikör (0,02L für jeweils 3,50 Euro) werden am Pogusch selbst gebrannt oder angesetzt. Nicht zu vergessen das herrliche Lärcherl, rötlich-klar in der Farbe, süßlich-herb-bitter im Geschmack. Etwas für Kenner.

Die Rechnung am Ende blieb angesichts des Gebotenen im Rahmen. Bodenständige, ländliche Küche mit Fokus auf regionale und frische Produkte gibt es in derart perfektem und mit so viel Liebe fürs Detail gestaltetem Rahmen wirklich nur selten. Von Donnerstag bis Sonntag hat das Wirtshaus am Pogusch geöffnet und ist immer eine Reise wert. Aber bitte rechtzeitig Tisch reservieren! Und Bargeld einstecken, denn am Pogusch werden keine Kreditkarten akzeptiert.

P.S.: Wer sich zum Essen einem guten Tröpferl aus der begehbaren Weinkarte nicht versagen möchte, kann grundsätzlich direkt am Pogusch übernachten. „Schlafen bei Schafen“ lautet da beispielsweise das Motto. Die Zimmer dort sollen sensationell sein. Aber ebenso sensationell lange im Vorhinein müssen sie gebucht werden. So nebenbei habe ich gehört, dass sie an Wochenenden bereits zwei Jahre (!) im Voraus ausgebucht sind.

Als Alternative kann ich wenige Kilometer entfernt, unten in St. Lorenzen im Mürztal, Romantikzimmer Hölzl empfehlen. Solche „spannenden“ Zimmer sieht man selten! Wahrlich ein Extra-Erlebnis. Dort lässt man das Auto am besten stehen, denn der Chef persönlich bringt einen gerne rauf zum Pogusch. Runter geht´s dann mit dem Taxi.

Wirtshaus am Pogusch: http://www.steirereck-pogusch.at/

Romantikzimmer Hölzl: http://www.kompetenzzentrum-hoelzl.at/

Bildquelle: privat

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Claudia Braunstein

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