Am 17. Mai wird in Österreich der Internationale Museumstag gefeiert und viele Museen bieten spezielle Programme für Ihre Besucher an. Allerdings werden nun die Tage immer sonniger und wärmer und es ist nicht ganz einfach, an so einem Tag mit der ganzen Familie in ein Museum zu gehen. Aber es gibt eine interessante Alternative zu Museen in geschlossenen Gebäuden: Ich spreche von Freilichtmuseen.
Diese Museumskategorie ist perfekt für Menschen, die auch beim Kulturgenuss gerne an der frischen Luft bleiben und für Familien, wo die Kinder nun mehr Gelegenheit haben, das Gezeigte auch zu ‚begreifen‘. Bei meinen weiteren Ausführungen möchte ich mich auf einen Typ von Freilichtmuseen konzentrieren, der sich mit dem Bauwerken und Lebensgewohnheiten der ländlichen Bevölkerung beschäftigt.
Persönlich besuche ich diese Museen gerne am frühen Morgen, wenn die Sonne schon ein schönes Licht entfaltet, aber noch nicht alles in eine schwirrende Hitze taucht. Auch das Gelände ist noch nicht so bevölkert, man kann in Ruhe seinen Gedanken nachhängen.
Zum Beispiel bewundere ich bei solchen Gelegenheiten die Fähigkeit von uns Menschen, alte Häuser komplett abzubauen und an einem anderen Ort, eben in diesen Freilichtmuseen, wieder aufzubauen. Auf diese Art und Weise wurde schon viel erhaltenswerte Bausubstanz vor der sicheren Zerstörung bewahrt. Oft gucke ich in den ausgestellten Bauwerken nach den Spuren des Abbaus und Wiederaufbaus und stelle verblüfft fest, dass sich diese fast nicht finden lassen.
Gerne sehe ich mir auch die so völlig anderen Formen und Materialien an. Die heutige Architektur ist sehr von Glas und Beton dominiert, beides hatte man früher nicht in diesem Ausmaß. Holz und Stein wurden verarbeitet, oft gaben diese auch die einzigen Muster und Texturen vor, die man dem Bauwerk gönnte.
Im Inneren gucke ich mir gerne die Raumeinteilungen an und überlege mir, wie es wohl in alten Zeiten in diesen Räumen gerochen haben mag. Immer wieder spannend zu betrachten, was man früher als Verschönerung der Wände wählte, meistens waren es ja Sinnsprüche mit oft religiösem Inhalt. Statt dem papierenen Abrisskalender ein gestickter Spruch an der Wand.
Bei den Werkzeugen habe ich oft den Eindruck, diese wurden wirklich für die Ewigkeit gemacht, Obsoleszenz war damals weder als Wort bekannt, noch wurde es angestrebt.
Die Architektur folgte offensichtlich regionalen Notwendigkeiten. Frühere Bewohner von alpinen Hütten mit ihren schrägen Dächern würden heute verwundert fragen, wie man den auf die Idee kommen kann, Flachdächer in Gebieten mit hoher Schneebelastung zu bauen?
Auch das Thema Kühlen und Heizen erforderte damals wohl ein sehr viel größeres Verständnis von Abläufen in der Natur, als es heute gemeinhin vorhanden ist. Immer wieder staune ich, wie man es seinerzeit geschafft hat, auch im Sommer noch Eisblöcke zum Kühlen von Bier verfügbar zu haben, oder wie man sich einrichten musste, damit die Heizstelle den Raum und das Essen wärmte, nicht aber die Luft zum Atmen nahm.
Diesen Fragestellungen kann man ganz für sich alleine nachgehen, wenn man durch so einem Freilichtmuseum spaziert. Wenn man es etwas geselliger mag und auch ein wenig mehr über das Handwerkliche erfahren möchte, für den gibt es ein ständig steigendes Angebot an Vorführungen und Kursen. So kann man in diesen Freilichtmuseen mal eine Buckelkraxe basteln oder testen, ob man das Zeug zum Sensen mähen hat. Natürlich samt fachgerechtem Dengeln des Sensenblatts.
Persönlich reizen mich solche Aktivitäten sehr, auch wenn das Ergebnis nicht immer perfekt ausfällt. Sie sind für mich eine schöne Abwechslung zur täglichen Arbeit am Computer oder zu Tätigkeiten, die hauptsächlich aus Reden und Diskutieren bestehen. Man merkt, dass man mit seinen Händen auch etwas erschaffen und bewirken kann und man bekommt mehr Gefühl für den Wert von auch heute noch handwerklich hergestellten Produkten.
Ob ich ein bestimmtes Freilichtmuseum empfehlen kann? Ich denke, man sollte sich im Laufe der Zeit viele verschiedene ansehen, denn durch deren ausgeprägten regionalen Charakter, sind auch deren Unterschiede signifikant.
Aber vielleicht habt ihr ja schon ein Lieblingsmuseum ausgewählt? Vielleicht weil es besonders informativ ist, spannende Kurse anbietet, oder ganz einfach ein idealer Ort für eine kleine Wanderung am Wochenende ist?
Oder werdet ihr diesen Bericht zum Anlass nehmen, nach dem nächstgelegenen Freilichtmuseum Ausschau zu halten? Im folgenden Link erfahrt ihr mehr über den internationalen Museumstag und die sich daran beteiligenden Museen.
Linktipp: Internationaler Museumstag in Österreich mit Liste der beteiligten Museen