An vielen Abenden haben wir schon Theatervorführungen genossen und die glanzvollen Leistungen der Schauspieler mit tosendem Applaus belohnt. Doch wie sieht der Weg von der ersten Probe bis zur Premiere aus? Einer Einladung der Bühne Baden folgend mache ich mich auf, genau diese Frage zu klären. Ich darf für ein paar Stunden dem Ensemble beim Proben im Stadttheater zusehen. Geprobt wird für „Das Land des Lächelns“, welches am 17. Oktober Premiere haben wird.
Ich bin zu früh dran. So bleibt mir genug Zeit, das Gebäude von außen zu betrachten. Er wurde im Jahre 1909 vom Büro Fellner & Hellmer errichtet. Sehr sympathisch, denn auch die Oper in meiner Heimatstadt Graz wurde von den beiden gestaltet. Ich bin schon neugierig, ob ich im Inneren des Badener Stadttheaters Ähnlichkeiten mit Graz entdecken werde.
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Mein erster Weg führt mich in den großen Saal, von dem aus ich dem Orchester bei der Probe folgen darf. Der Saal unterscheidet sich nun doch etwas von Graz. Die Decke des rund 800 Personen fassenden Raumes wirkt wie ein hypnotisierendes Auge auf mich. An den Rängen sind die Namen berühmter Komponisten und Autoren wie etwa Mozart oder Grillparzer angebracht. Auch Beethoven fehlt nicht, hatte er doch in Baden für einige Zeit eine Wohnstätte, die heute als Beethoven-Museum dient.
Ich werde je aus meinen Überlegungen gerissen. „Ich begrüße Sie!“ ruft mir der herbei eilende Intendant Sebastian Reinthaller zu. Irgendwo in der Mitte des Saales lassen wir uns nieder und schon entspinnt sich ein Gespräch über aktuelle und geplante Vorstellungen, in denen es unter anderem auch über eine gute Zusammenstellung von bekannten und weniger bekannten Werken geht. Das Publikum, so ist das Ziel des Intendanten, soll nicht nur gut unterhalten, sondern auch ein Stück weit mit zusätzlichen Hörerfahrungen nach Hause gehen können.
Auf der Bühne klopft inzwischen Chefdirigent Franz Josef Breznik energisch auf das Pult. Ganz gefällt ihm die Intonation der Noten noch nicht. Er summt die Melodie, die mir die alte Kaiserhymne zu sein scheint, und siehe da, beim nächsten Einsatz ist das Orchester ganz bei der Sache. Der Dirigent nimmt es zufrieden zur Kenntnis.
Ich selbst werde eingeladen, einen Blick in die Schneiderei zu werfen. Dort herrscht gerade etwas Nervosität. Die meisten Kostüme werden nicht selbst geschneidert, sondern von einem renommierten Bühnenausstatter aus Mailand geliefert. Ob diese Kostüme dann auch passen, oder noch zwicken und zwacken, wird erst bei der ersten Anprobe festgestellt. Es scheint zu zwacken, denn die Leiterin der Anprobe blickt verzwickt.
Also werde ich höflich gebeten, etwas später noch mal zu kommen und stattdessen die Bühne selbst zu besichtigen. Ah, endlich ist es soweit: Der Backstage Moment. Nun, es ist vielmehr ein technisches Highlight, denn ein menschliches. Hier offenbaren sich mir all diese Seilzüge, Schienen und Hebel, die durch ihr Wirken ein rasches Wechseln des Bühnenbildes ermöglichen.
Ich eile über die Bühne, nein eigentlich tänzle ich, das Orchester probt gerade rasante Operettenmusik. Ich beginne die Seilzüge zu fotografieren, die sich irgendwo dort oben im Dach verlieren. Auf dem Rückweg stolpere ich fast über ein paar leere Instrumentenkoffer, lediglich aus einem lugt eine zurückgelassene Krawatte hervor. Aha, man probt leger. Das Instrument kommt mit, die Krawatte bleibt zurück.
Ich selbst tänzle weiter. Es geht zum Ballett. Kaum habe ich den Raum betreten, schallt mir ein „Schuhe ausziehen!“ entgegen. Ordnung muss sein. Das Ballett beginnt inzwischen seine Übungen, und es wiederholt sich, was ich schon beim Orchester erlebt habe. Nicht alles passt sofort, es wird gestoppt, es wird neu begonnen und schließlich schwebt unter Anleitung von Ballettmeister Michael Kropf alles schön harmonisch durch den Raum. Besonders erschwerend wirkt für mich der Umstand, dass das Stück später auf der Bühne und nicht in diesem Raum gespielt werden wird. Bewundernswert das räumliche Vorstellungsvermögen der Agierenden.
Genug getanzt. Der nächste Programmpunkt ist die Maske. Ein nicht allzu großer Raum, indem gerade die Schauspielerin Christine Pauls in ein Chinesisches Mädchen verwandelt wird. Der Raum ist gut gefüllt mit Perückenköpfen, zwischen denen sich ein Teddybär (offensichtlich ein Maskottchen) sichtlich wohl fühlt. Ich stelle meine Fragen auf Deutsch, der Maskenbildner antwortet auf Englisch. Wir verstehen uns trotzdem.
Plötzlich steht das Chinesische Mädchen neben mir. Besser ausgedrückt, ich sehe sie mit ihrem prächtigem Kopfschmuck im Spiegel neben mir auftauchen, und ertappe sie, wie sie gerade versucht, ein Foto von sich selbst (oder gar von mir?) zu machen. Wir lachen beide und es entwickelt sich ein Gespräch darüber, wie man den ihr Kostüm am besten fotografieren könne.
Die kritische Phase bei der Anprobe scheint vorbei zu sein. Also darf ich noch mal vorbei sehen. Irgendwie hatte ich ja gehofft, ich würde gleich dem fernöstlichen Prinzen Sou-Chong im prächtigen Gewande gegenüber stehen, aber stattdessen ist der Obereunuch zugegen. Ein sehr staatlicher Herr, an dessen Kostüm gerade drei Damen eifrig Verbesserungen vornehmen.
Mein Rundgang nähert sich seinem Ende, als letzter Programmpunkt ist im Max-Reinhardt-Foyer ein Gespräch mit Regisseur Alexander Kuchinka vorgesehen. Meine Frage, nach einem Tipp, auf was wir den nun bei dem von ihm inszenierten Stück besonders achten sollten, wird vom Regisseur mit einem energischen „Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie es einfach“ beantwortet.
Nun, ab 17. Oktober haben wir alle die Chance dazu: Das Land des Lächelns von Franz Lehár, mit Monika Rebholz in der Rolle als die Wiener Diplomatentochter Lisa und Sebastian Reinthaller als fernöstlicher Prinz Sou-Chong, hat Premiere am Stadttheater Baden.
Die Karten gibt es hier zu bestellen: https://www.buehnebaden.at/spielplan-und-karten
Ich selbst werde noch eingeladen, zu einem Mittagessen ins El Gaucho Steakhouse im ehemaligen Josefsbad vorbei zu kommen. Ein Steakrestaurant, das auch spät am Abend noch mit Angeboten wie dem Late Night Steak aufwarten kann, und somit eine gute Ergänzung zum Theaterabend bildet. Ich freue mich auf ein saftiges Steak und den für mich spannenden Umstand, ein Restaurant in der Architektur eines alten Bades besuchen zu können. Aber das ist jetzt eine ganz andere Geschichte. www.elgaucho.at
Epilog: Und was hat mir der Besuch gebracht? Es brachte mir vor allem die Einsicht, wie viele Menschen in verschiedenen Teilen des Hauses an so einem Theaterstück zusammenwirken. Obwohl die einzelnen Teams zunächst völlig getrennt voneinander proben und agieren, entsteht zum Schluss ein Gesamtkunstwerk, das alle Mühen bis zu seinem Entstehen vergessen lässt. Der Gedanke daran wird mich wohl bei meinen nächsten Theaterbesuchen um ein paar Takte länger und lauter applaudieren lassen. Alle Beteiligten haben es verdient.
IN KOOPERATION MIT BÜHNE BADEN. WIR DANKEN.