Foto-Tipp für Städtereisende: Alte Fassadenschriften

Es war an einem nebeligen Herbstag im letzten Jahr, als ich während meiner Fotostreifzüge durch Wien eine für mich merkwürdige Entdeckung machte. Etwas, was ich bereits als aussterbede Art bezeichnen würde, war plötzlich in Hülle und Fülle da. Ich rede von alten Fassadenaufschriften aus Neon.

Konkret stieß ich in der Kleinen Sperlgasse 2 im 2. Bezirk auf eine Sammlung von alten Fassadenaufschriften, die anscheinend durch eine Zeituhr im Wechsel zur Erleuchtung gebracht wurden.

Dieses beeindruckend mich auf zweierlei Art und Weise. Zum Einen bin ich ein großer Fan von diesen Schriften, die für mich ein Hort an Kreativität und Vielfalt darstellen. Hier wurde ja nicht nur der Name eines Inhabers oder die Idee einer Marke in die Dunkelheit gemalt, hier wurden oft auch neue Schriften einzig und allein für einen Elektroladen oder ein Friseurgeschäft entworfen.

Zum Anderen beeindruckte mich die Idee und die Kühnheit, diese Schriften nicht nur von ihrer Zerstörung zu bewahren, sondern diese wieder in einer Art Open-Air-Ausstellung genau wieder dorthin zu bringen, wo sie eigentlich ursprünglich herkamen: Ins Stadtbild.

Veranstaltet wurde diese Ausstellung von einem Verein mit dem Namen Stadtschrift. Dieser Verein ist eine Verbindung von Sammlern, die gemeinsam nicht nur ein Hobby, sondern auch eine Mission verfolgen: Möglichst viele dieser Unikate von der Zerstörung zu retten und wieder für das interessierte Publikum sichtbar zu machen.

Linktipp: Verein Stadtschrift

Und ich zähle mich zu diesem Publikum. Ich bin der Meinung, dass es sich lohnt, auf Reisen und während Besuchen von fremden Städten, nach diesen Schriften Ausschau zu halten. Gibt es Städte wo sie noch sehr präsent sind? Sind sie in manchen Regionen schon zur Gänze verschwunden? Und warum ist das so?

Auch aus der Sicht des Fotografen sind sie ein lohnenswertes Ziel. Möchte man gerne Dinge dokumentieren, die es vielleicht schon bald nicht mehr gibt, dann stünden für mich diese Schriften ganz oben auf der Prioritätenliste.

Wer diese Schriften gerne gesammelt und kuratiert betrachten möchte: In Warschau gibt es ein Museum, dass sich genau diesem Thema widmet. Hier liegt der Schwerpunkt allerdings bei polnischen Neon-Aufschriften, die in einer Art politisch verordneten Boomphase in den 60iger und 70iger Jahren entstanden sind.

Linktipp: Neon Muzeum

Aus meiner Sicht müssen wir uns aber gar nicht auf die Neon Schriftzeichen konzentrieren. Auch die alten Schriftzeichen ganz ohne Beleuchtung üben einen eigenartigen Reiz aus. Haben wir sie nicht oft zur Orientierung verwendet? Ist man nicht früher beim Schulweg bei einem Schriftzeichen vorbei gekommen und hat später beim Arbeitsweg festgestellt, dass es nicht mehr da ist? Oder hat sich nicht der eine oder andere von uns unter so einem großen Schriftzug verabredet? Auf Eure Geschichten bin ich schon gespannt.

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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