Bei meinen Besuchen auf Burgen entwickelt sich öfters ein Gespräch, dass in etwa so abläuft:'... und angeblich gibt es da noch einen Geheimgang runter zu Kirche!' – 'Echt?' – 'Ja!' – 'Habt ihr ihn schon gefunden?' – 'Nein!' – 'Habt ihr schon danach gesucht?' – 'Nö, wieso auch? Die Geschichte dazu reicht doch!'

Das ist so mit Geheimgängen. Man findet sie besser nicht. Oder sucht gleich gar nicht danach. Und trotzdem wäre es interessant, mal durch solche unterirdische Gänge zu gehen. Gibt es irgendwo die Möglichkeit dazu? Ja! Die Gänge sind aber nicht geheim, sondern oft aus wirtschaftlichen Überlegungen angelegte Stollen.

In Nürnberg gibt es zum Beispiel Gänge, die sich weit unter der Altstadt hinziehen. Ursprünglich waren es lediglich Keller, in deren Kühle das Bier oder andere verderbliche Lebensmittel gelagert wurden. Später wurden diese Keller verbunden und so entstand ein Netz unter der Stadt. Das Witzige daran: Währed eines Spazierganges kann man ab und zu durch Lüftungslöcher den Unterhaltungen der Leute auf der Straße lauschen.

Linktipp: Historische Felsengänge in Nürnberg

Eine ähnliche Situation gibt es in Köln. Hier ist es ein kurzes Stück eines ehemaligen römischen Abwasserkanals. Man betritt den Kanal über einen Abgang beim ehemaligen römischen Statthalterpalasts in der Budengasse und kann ihm bis zu einer Stelle durchwandern, wo ein Abschnitt des Abwasserkanals für Anschauungszwecke zur Gänze nach oben gehoben wurde, um der Außenwelt zu zeigen, wie groß der Querschnitt des Kanals einst war. Auch hier ist man dann mit dem Ohr am Puls der Zeit.

Linktipp: Römischer Abwasserkanal in Köln

Der ehemalige römische Kanal in Köln ist heute sauber und trocken, wer es lieber schmutziger und feucht mag: Der Stiftsarmstollen des Almkanals in Salzburg wird einmal im Jahr abgelassen und auf Schäden inspiziert. In dieser Zeit kann man im Rahmen von Führungen durch Teile des mittelalterlichen Kanals wandern. Teilweise besonders schaurig, da frühere Generationen die Idee hatten, den  Boden des Kanals mit nicht mehr gebrauchten Grabsteinen auszukleiden. Stiefel und leicht zu reinigendeKleidung ist aber Pflicht!

Linktipp: Almkanal und Stiftsarmstollen

Das Thema mit Wasserkanälen ist noch nicht erschöpft. Im Weltkulturerbe Rammelsberg in der Nähe der deutschen Stadt Goslar kann man durch jene Stollen eines ehemaligen Bergwerks wandern, die ursprünglich zur Wasserversorgung dienten. In diesem Falle ging es weniger um die Trinkwasserversorgung, sondern um Wasserenergie, die verschiedene Räder und damit Hilfsmittel im Bergwerk antrieben. An einigen dieser riesigen Räder kommt man auf dieser Wanderung auch vorbei.

Linktipp: Der Röderstollen (PDF)

Wem das noch nicht eng genug war, dem kann ich das ehemalige Silberbergwerk im tschechischen Kutna Hora (Kuttenberg) empfehlen. Hier sind die Gänge so durch den Felsen getrieben, dass sie auch heute noch ohne bergmännische Abstützung halten. Allerdings sind sie manchmal nur 40 cm breit oder hoch. Beleuchtet werden sie durch mitgeführte Lampen, eine Stollenbeleuchtung gibt es nicht. Besonders merkwürdiges Gefühl: Bei der Führung geht man immer weiter nach unten und man fragt sich, wie komme ich eigentlich jemals zurück? Simple Antwort: Es gibt keinen Weg zurück, man kommt aber trotzdem ins Freie. Einfach ausprobieren!

Linktipp: Silver Mine in Kutna Hora (Engl.)

Vielleicht ist das jetzt aber schon zuviel des Guten. Es gibt auch einfachere Möglichkeiten sich ein Bergwerk anzusehen. Zum Beispiel gibt es ein Schaubergwerk direkt unter Bochum, das tatsächlich nur zur Ausbildung der Bergleute angelegt wurde und heute Besuchern offen steht. Gemeinsam mit den Museumsbauten und dem Förderturm an der Oberfläche gilt es als eines der größten Bergwerksmuseen in der Welt.

Linktipp: Deutsches Bergbaumuseum Bochum

Oder man löst eine Eintrittskarte im Deutschen Museum in München, in dessem Keller (!) sich gleich drei Schaubergwerke befinden. So kann man sich quasi am Sonntag Nachmittag mal durch ein Kohlebergwerk, Erzbergwerk und Salzbergbergwerk bewegen. Ein ähnliches Schaubergwerk gibt es übrigens auch im Keller des Technischen Museums in Wien.

Linktipp 1: Deutsches Museum München

Linktipp 2: Technisches Museum Wien

Das war nur eine kleine Auswahl von unterirdischen Gängen, die aus verschiedensten Gründen angelegt wurden und die heute besucht werden können. Ob ich schon mal durch einen echten Geheimgang gegangen bin? – Klar! – Wo? – Verrate ich nicht, ist ja ein Geheimgang!

Aber vielleicht verratet Ihr Eure Erfahrungen mit unterirdischen Gängen und Bergwerken?

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Herbert Erregger

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Gudrun Krinzinger

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Marlene

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lebe.lache.liebe.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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