Netzfischen und Liebespfade am Millstätter See

Eigentlich gilt ja der Wörthersee als der bekannteste See Kärntens und wird von vielen auch als der See betrachtet, wo am meisten los ist. Allerdings war das nicht immer so. Zur Zeit der Monarchie spielte nämlich der Millstätter See eine große Rolle als Ort für die Sommerfrische zahlreicher Städter aus Wien und anderen Städten des Kaiserreiches.

Und auch heute wirkt für mich das Erholungsangebot entlang des Sees recht attraktiv. Nicht zuletzt weil der Ort eine schöne Abwechslung zwischen Bergerlebnis und Wasserfreude bietet. Der See ist von Bergen umringt, von denen man fast immer auch einen hervorragenden Blick auf das blaue Gewässer hat.

Und so ist auch mein erster Eindruck, als ich mich für ein kurzes Wochenende in Millstatt einfinde. Meine erste Wanderung führt mich rauf zur Alexanderhütte, eine von mehreren Hütten, die sich auch für einfache Wanderer wie mich in einem angenehmen kurzen Abstand zum Ort befinden. Dieser Hütte ist auch eine Sennerei angeschlossen, die das Speiseangebot mit täglich frisch gemachtem Käse anreichert. Auf Wunsch kann man sich auch von der Sennerin die Eigenheiten der Käseproduktion erklären lassen. Der Wirt ermöglicht mir noch einen kurzen Blick in das Kaiser-Zimmer seiner Hütte: Zwischen den hüttentypischen Stockbetten tut sich über eine breite Fensterfront der Panoramablick auf die Berge und den See auf und für kurze Zeit fühle ich mich wie ein Kaiser oder zumindest nahe dran.

Linktipp: Alexanderhütte

Vorerst geht es aber mit dem Wandern weiter. Die Alexanderhütte ist für mich der Startpunkt für einen neugierig machenden Themenweg, der sich Pfad der Liebe (‚Sentiero dell’Amore‘) nennt. Auf diesem Pfad über mehrere Almen hinüber zum Granattor wandert man entlang von sieben Stationen, die Fragen über die Liebe stellen. Die Antworten lassen sich in ein ausliegendes Buch eintragen, Texte von anderen Wandernden dienen dabei als Inspiration. Ein Wanderweg für Frischverliebte und sicher auch für Langverheiratete. Besonders in Erinnerung wird mir aber der Eintrag bleiben: „Ich will nicht mehr wandern“ – Gut, dass der nahe See mit seinen Erholungsmöglichkeiten einer beginnenden Beziehungskrise entgegen wirken können wird.

Linktipp: Sentiero dell‘Amore

Ich selbst kehre aber um und steige zum ehemaligen Stift Millstatt hinab. Hier wird gerade im Forum Kunst eine Ausstellung mit Werken von Deborah Sengl gezeigt. Diese interpretiert mit Hilfe von ausgestopften Ratten verschiedene Szenen aus dem Stück ‚Die letzten Tage der Menschheit‘ von Karl Kraus. Eine Interpretation die zugleich gefällt, aber auch sehr unangenehm berührt.

Linktipp: Forum Kunst im Stift Millstatt

Den Abend verbringe ich im Hotel Forelle, wo das Abendessen am Ufer des Millstätter Sees serviert wird. Zu den Klängen eines Saxophonspielers beobachte ich, wie der Vollmond über den Bergen rasend schnell aufgeht und nun zusätzlich die Szenerie beleuchtet. So ein Naturereignis macht macht mir wieder mal bewusst, wie sehr sich doch alles bewegt, selbst wenn wir still sitzen und einem Saxophon lauschen.

Vollmondnacht! Eine Möglichkeit, noch zur späten Stunde das KÄRNTEN Badehaus am Millstätter See zu besuchen. Von außen erinnert mich der Bau ein wenig an den Stil der ersten Badehäuser, die für die Gäste aus der Monarchie errichtet wurden. Innen ist es aber ein modern eingerichteter Wohfühltempel, der besonders für jene Gäste nützlich ist, deren Hotels über keinen eigenen Spa Bereich verfügen. Ein interessanter Anblick in dieser Vollmondnacht: Die Silhouette des Sprungturms von Millstatt, der in den 30igern errichtet wurde und schon längst unter Denkmalschutz steht.

Linktipp: KÄRNTEN Badehaus

Beim Frühstück im Hotel Forelle lasse ich mir den Bereich zeigen, wo noch im September eine festliche Tafel veranstaltet wird. Diese Tafel ist Teil einer Veranstaltungsserie rund um den Millstättersee, die sich mit Essen und Trinken beschäftigt. Nach einem Aktivprogramm, das schon auch mal eine längere Wanderung einschließen kann, versammeln sich die Gäste an einem langen Tisch, und genießen zu den Reden eines Moderators gute Küche.

Das Konzept von moderiertem Essen hatte ich zuerst an der Langen Tafel in Graz kennen und schätzen gelernt. Das Besondere an den Tafeln hier am Millstätter See scheint mir das Aktivprogramm zu sein und die abwechslungsreichen Locations, die mal hoch in den Bergen, mal nahe am Strand sind.

Linktipp: Herbstliche Tafeln rund um den Millstätter See

Da bis zu meinem ersten Termin an diesem Tag – Netzfischen mit einem der Reinankenwirte – noch etwas Zeit bleibt, spaziere ich in der schönen Frühmorgensonne entlang des Villenweges von Millstatt. Das ist ein Themenweg, der entlang der schönsten Villen von Millstatt führt, das in der Zeit der Monarchie wohl als eine Art Nizza von Österreich gegolten haben mag. An den Gebäuden sind erklärende Tafeln angebracht, die mir über die einstigen Erbauer und späteren Besitzer dieser Villen Auskunft geben.

Ein Teil dieser Gründerzeitbauten dienen heute als Hotels und können von innen erlebt werden. Aber auch durch die Veranstaltungsreihe KULTUR SALON sind einige dieser Villen für das interessierte Publikum geöffnet.

Linktipp: KULTUR SALON

Ich selbst aber eile nun zum See, um mich mit Peter, einem Reinankenwirt zu treffen. Peter ist einer von vier Hotelbesitzern und Gastwirten, die ihre Gäste dazu einladen, mit dem Boot am täglichen Netzfischen teilzunehmen.

Ein Angebot, dass an diesem Sonntag Vormittag nicht nur ich annehme. Am Sammelpunkt bei den Fischnetzten schwirren mehre Gruppen von jungen Gästen herum, die sich mit ausgeliehen Ruderbooten zu dem Ereignis einfinden. Peter erklärt also nun nicht nur mir, sondern einer inzwischen auf gut 12 Personen angewachsenen Gruppe, auf was es beim Netzfischen ankommt und was die Reinanke so besonders macht.

Scheinbar zufällig landen auch eine Reihe von Möwen neben den Booten und beäugen unser Tun. Sie haben erkannt, dass Netzfischen auch für Sie interessant sein könnte. Wenn Peter mit der Qualität einer Reinanke nicht zufrieden ist, richtet er sich in seinem Boot auf und bietet den Fisch mit einem lauten Pfeifen den Möwen an. Ein kurzer Wurf und schon hebt ein Gerangel um das Frühstück für die Möwen an.

Ein Gerangel, dass mir erspart bleibt, den ich sitze ja mit Peter ‚in einem Boot‘. Das Netzfischen endet nicht mit dem letzten Fang, sondern wird bei einem guten Mittagessen fortgesetzt, wo die Reinanke in verschiedenen Zubereitungsarten serviert wird. Der Fisch schmeckt sehr leicht, besonders gut mundet er mir diesmal in der Kombination mit einem Rote Rüben Risotto.

Linktipp: Reinankenwirte

Frisch gestärkt breche ich zu einer weiteren Wanderung auf. Eigentlich wollte ich noch mit dem E-Bike rund um den See fahren. Eine interessante Erfahrung wie mir Einheimische versicherten, da der Radweg auch entlang der gänzlich unverbauten Seite des Sees führt. Aber ich habe mich mit Peter verplaudert, und bis zur Abfahrt meines Zuges bleibt nicht mehr viel Zeit.

Diese nutzte ich für einen Spaziergang durch eine Schlucht, die auf meinem Stadtplan als Klangschlucht eingezeichnet ist. Tatsächlich ist es eine Art Klamm, durch die ein Bach in Richtung See rauscht. Und genau dieses Rauschen wird in dieser Schlucht thematisiert. An mehreren Hörstationen werde ich als Wanderer eingeladen, den speziellen Geräuschen des Baches zu lauschen. Besonders beeindruckend jene Stelle, wo das Gluckern des Baches und das Rauschen eines Wasserfalles nebeneinander existieren.

Linktipp: Themenwege in Millstatt

Und mit diesem Zweiklang im Ohr beende ich ein schönes Wochenende am Millstättersee.

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