Seit meiner frühesten Kindheit bin ich ein regelmäßiger Besucher des Universalmuseums Joanneum in der Steiermark. Ich schreibe jetzt bewusst Steiermark, den nur ein Teil der Standorte des Museums befinden sich in Graz selbst. Das die Standorte nicht nur regional sehr verteilt sind, sondern auch inhaltlich eine große Bandbreite zu bieten haben, möchte ich ein wenig in diesem Artikel beleuchten.
Grazbesuchern empfehle ich immer einen Besuch im Landeszeughaus. Dieses Zeughaus beherbergt noch immer jene Waffen, die seinerzeit zur Ausrüstung eines Heeres gegen Angreifer aus dem Südosten gesammelt wurden. Es ist für mich weniger ein Museum mit großartigem didaktischen Ansatz, als vielmehr eine Art Zeitkonserve, die mir zeigt, wie so ein Waffenlager mitten in der Stadt seinerzeit ausgesehen hat.
Der zweite große und sehenswerte Standort in Graz ist Schloss Eggenberg. 2010 wurde es in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. Besonders empfehlenswert ist hier die Teilnahme an einer Führung bei Kerzenlicht. Für mich ein sensorisches Erlebnis, da man bei dieser Führung auch etwas über die von diesen Kerzen ausgehende Wärme und Geruch erfährt.
Ein etwas unterschätzter Standort ist das Museum im Palais in der Grazer Sackgasse. Hier kann man sich den Steirischen Herzoghut ansehen und sich auch ein wenig wundern, wie sich in einer so kleinteilig wirkenden Häuserzeile entlang der Sackgasse so ein schönes Palais verstecken kann.
Das Kunsthaus – extra errichtet für das Kulturhauptstadtjahr 2003 – kann man hingegen kaum übersehen. Zu eigenwillig ist seine Bauform. Als Grazer besuche ich hier bevorzugt die Kuratorenführunen, da ich der Meinung bin, dass man moderne Kunst sonst nicht wirklich gut versteht. Wer das Bauwerk lieber von außen betrachtet: Die Fassade strahlt sowohl Licht, als auch Töne ab. Achtet mal darauf!
Ein paar Gehminuten entfernt gibt es dann gleich ein ganzes Museumsviertel zu besuchen. Hier versammeln sich eine Kunstsammlung, das Lebenswerk von Günter Brus, eine Medienthek und eine Naturkundliche Sammlung um einen großen Platz. Ein sehr schöner Ort. Nach soviel Kunstgenuss gehe ich hier immer wieder gerne in die Naturkundliche Sammlung, nur um zu erleben, dass die Natur dann doch noch die größeren Meisterwerke hervorbringt.
Südlich von Graz gibt es noch einen Skulpturenpark. Auch hier muss man eher ein Freund der zeitgenössischen Kunst sein, damit sich der Ausflug lohnt. Besonders gelungen finde ich einen riesigen Henkel, der weit sichtbar auf einem Hügel montiert ist. Wirkt ein wenig so, als könnte man von hier die Welt wegtragen.
Fast hätte ich jetzt vergessen: Das Volkskundemuseum in der Grazer Altstadt ist auch einen Besuch wert. Man möchte meinen, so ein Thema wirkt etwas verstaubt. Ist es aber nicht, wenn man sich gerne mal damit beschäftigen möchte, wie die Menschen früher (über)lebt haben. Außerdem kann man an diesem Ort die Häferl und die Sticktücher mit Sinnsprüchen wiederentdecken, die man noch von der Großmutter kennt.
Aber das Universalmuseum hat nicht nur in und um Graz Standorte. Im Leibnitzer Feld betreibt es direkt über den Ausgrabungen des römischen Ortes Flavia Solva ein kleines Museum. Lässt sich gut kombinieren mit der großen Sammlung an Römersteinen, die man im nahe gelegenen Schloss Seggau betrachten kann.
Stichwort Schlösser: Es gibt noch zwei weitere Standorte des Universalmuseums, die in Schlössern einquartiert sind. Da wäre zum Einen das Jagd- und Landwirtschaftsmuseum in Schloss Stainz. Hier kann man neben vielem anderen auch eine Sammlung von Apfelsorten als Wachsabbildungen sehen. Berühren verboten. Reinbeissen auch.
Und dann wäre noch das Heimatmuseum auf Schloss Trautenfels im Ennstal. Hier kann man vor der Kulisse des prächtigen Grimmings allerlei über Kultur und Natur im Ennstall und im Ausseerland erfahren.
Die jüngsten Standorte des Universalmuseums sind hingegen wieder sehr einfach. Hier handelt es sich um das Geburtshaus des bekanntesten steirischen Heimatdichters Peter Rosegger und um ein weiteres Museum, dass in seinem späteren Wohnhaus untergebracht ist. Peter Rosegger nannte die Gegend rund um seinen Geburtshof gerne seine Waldheimat. Und so eine Waldheimat ist es auch heute noch. Zum Hof führt lediglich eine Forststraße, die man zu Fuß erklimmen muss.
Linktipp: Universalmuseum Joanneum
Aus der Länge des Berichts kann man ersehen, wie groß und vielfältig das Angebot des Universalmuseums Joanneum ist. Wie sind Eure Erfahrungen mit solchen Universalmuseen? Kennt ihr noch weitere? Habt ihr schon mal einen Standort des Universalmuseums Joanneum besucht?