Wo kaufte Mozart seine Knöpfe? - Rundgang durch Salzburger Traditionsbetriebe

Eine bekannte Entwicklung in Städten ist der ständige Rückgang an Traditionsbetrieben. Diese Betriebe sind inzwischen schon so selten geworden, dass man sie als Sehenswürdigkeit betrachten könnte. Und über solche Sehenswürdigkeiten in meiner Lieblingsstadt Salzburg möchte ich diesmal erzählen.

Nehmen wir zum Beispiel das Lederhaus Schliesselberger in der Lederergasse 5. Eine Adresse, wo das Gewerbe der Lederer und Gerber bis 1422 nachgewiesen ist. Das ist eine Zeit, wo Amerika noch nicht aus europäischer Perspektive entdeckt worden ist. Dafür machte ich für mich eine erstaunliche Entdeckung in den hinteren Räumen des Geschäfts, die noch mit alten Fresken ausgestattet sind.

Linktipp: Lederhaus Schliesselberger

Ein wenig später ging mir ein Knopf auf. Im übertragenen Sinn. Seit 250 Jahren verkauft die Familie Mayer verschiedene Formen von Knöpfen in ihrem Geschäft am Rathausplatz 1. Um das mal an einem Beispiel darzustellen: In diesem Geschäft könnte also schon Wolfgang Amadeus Mozart an der Hand seines Vaters einkaufen gegangen sein. Ob sich der Verkauf von Knöpfen heute noch lohnt? Nach Information der Geschäftsinhaberin: Ja. Immer mehr modebewußte Menschen kaufen ihre Kleidung bei den üblichen Modeketten und peppen ihr Gewand anschließend mit individuellen Knopfkombinationen auf. Gute Idee!

Linktipp: Knopferlmayer

Wie wäre es mit einer kleinen Süßigkeit? Ich hatte an dieser Stelle schon mal von den ‚originalen“ Mozartkugeln der Konditorei Fürst erzählt. Diesmal besuchte ich aber eine Konditorei, kaum 50 Schritte entfernt: Die Confiserie Josef Holzermayr, die seit 1865 ihre Produkte am Alten Markt 7 anbietet. Unter anderem die ‚echten’ Mozartkugeln nach einer Rezeptur von 1890. Ob mir nun die ‚originalen’ oder die ‚echten’ Mozartkugeln besser schmecken? Ich habe dazu noch keine Entscheidung getroffen, aber ich arbeite beinahe täglich daran.

Linktipp: Confiserie Josef Holzermayr

Nicht weit davon entfernt befindet sich ein weiteres interessantes Ledergeschäft am Residenzplatz 3: Das Spezialhaus für Wildlederbegleidung und Trachten Jahn-Markl, das auf eine im Jahre 1408 gegründete Gerberei zurück geht. Mein erster Eindruck: Es ist geradezu unglaublich, wie klein so ein Laden mit so edlen Produkten sein kann. Ich würde meinen, bevor hier jemand rein gehen kann, muss zuvor wer raus gehen. Vorbeigehenden sei ein genauer Blick empfohlen. Das Besucherbuch des Geschäfts verriet mir, dass hier schon so manche Prominenz eine Krachlederne erstand.

Linktipp: Spezialhaus Jahn-Markl

Apropos Enge: Je rarer etwas ist, umso mehr wird es geschätzt. Das gilt wohl auch für Stehplätze in der Likör- & Punschmanufaktur Sporer in der Getreidegasse 39. Diese Manufaktur bietet ihre flüssigen Produkte seit 1905 in einem eher kleinen und engen Schankraum an. Eine hervorragende Möglichkeit, nicht nur die Hausmischung, einen Kräuterbitter, besser kennen zu lernen, sondern auch nach kurzer Rempelei mit Einheimischen und anderen Stadtspaziergängern ins Gespräch zu kommen. Manchmal wird es dann doch zu eng und so sieht man ab und zu auch ein lustiges Grüppchen auf der Gasse draußen beim Gustieren und Diskutieren.

Linktipp: Likör- & Punschmanufaktur Sporer

Falls dieses Gustieren durch den berühmten Salzburger Schnürlregen unterbrochen werden sollte: Es gibt da noch einen interessanten Traditionsladen zu entdecken: Die Schirmmanufaktur Kirchtag, die seit 1903 ihren Standort in der Getreidegasse hat und heute unter der Hausnummer 22 zu finden ist. Ein kurzer Blick in die Werkstatt verschafft mir Gewißheit. Hier wird mit Aussicht auf die Salzburger Dachlandschaft, in beschaulicher Ruhe, der Schirmstock noch von Hand geschliffen. Und nicht lackiert, wie mir der Besitzer erklärt. So das man beim Tragen noch das echte Holz und nicht den Lack in seinen Händen spürt.

Linktipp: Schirmmanufaktur Kirchtag

Mein Resumee aus dieser kurzen Wanderung durch Salzburger Traditionsbetriebe? Es ist beruhigend, dass es noch immer Menschen gibt, die diese Geschäfte weiter führen. Es ist spannend zu sehen, dass diese Geschäfte mit ihren zum Teil sehr teuren Produkten, trotzdem oft nur sehr klein sind und ganz ohne Glamour auskommen. Und sich die darin beschäftigten Menschen vielfach auch der Moderne so auffallend verschließen. Da tragen die Angestellten noch diese weißen Arbeitsmäntel und die Registrierkassen würden jedes Sammlerherz höher schlagen lassen. Manchmal tut auch ein Ausflug in solchen Geschäften gut. Es muss nicht immer Salzburger Barock sein.

Nun seid Ihr wieder an der Reihe. In welchen Traditionsbetrieben geht Ihr gerne einkaufen? Gibt es in Eurem Ort einen Traditionsbetrieb, auf den Ihr besonders stolz seit?

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