Die Attraktivitätsforschung beschäftigt sich seit über 20 Jahren damit, warum gewisse Gesichter und Körper bei Menschen von der Mehrheit als ästhetisch empfunden werden und andere leider nicht. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, heißt es - doch allen unterschiedlichen Geschmäckern zum Trotz, bestimme Merkmale scheinen universell als attraktiv wahrgenommen zu werden. Personen mit hohen Wangenknochen, makelloser Haut und harmonischen Proportionen gelten scheinbar in allen Kulturen und Epochen als hübsch, trotz sich immer wieder verändernden Idealen. Muskulöse Männer mit markantem Unterkiefer und Frauen mit weichen, zierlichen Gesichtszügen und großen Augen sind überall begehrt. Doch warum eigentlich? Scheinbar weil sie besonders "gute Gene" signalisieren, laut Wissenschaft und damit bei der sexuellen Selektion klar anderen weit voraus sind.
Schöne Menschen haben beruflich wie privat nur Vorteile, weil man ihnen automatisch gute Eigenschaften zuspricht - so sollen laut zahlreichen Untersuchungen attraktive SchülerInnen sogar besser benotet werden un gutaussehende VerbrecherInnen mildere Strafen bekommen. Wer attraktiv ist, wird von Leuten automatisch als klüger, engagierter und ehrlicher eingeschätzt - das haben unzählige Tests bewiesen. Ich finde das furchtbar. :(
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Ich selbst leide seit meinem zehnten Lebensjahr unter starker Akne, habe große, abstehende Ohren, schiefe Zähne, einen sehr dürren, unmuskulösen Körper, ein fliehendes Kinn, einen Überbiss, eine schwach ausgeprägte Gesichtsknochenstruktur usw. und so fort - alles an mir wirkt asymmetrisch und unförmig, zumal ich für mein Alter immer jünger geschätzt werde. Dadurch wird man leicht Opfer von langjährigem Mobbing und oftmals unterschätzt. Und so wie mir ging und geht es unzähligen weiteren Menschen auch.
Darum helfen immer mehr Menschen mit Skalpell und Spritze nach: Cindy Jackson, Guinness-Rekordhalterin für die Frau mit den meisten Schönheitsoperationen auf der Welt, ist zu meiner großen Überraschung auch Mitglied der MENSA aufgrund ihres außergewöhnlich hohen IQs (kein Scherz). Also bedeutet Schönheit tatsächlich Macht in unserer furchtbar oberflächlichen Gesellschaft? Muss ich mir jetzt auch Kieferwinkel- und Jochbein-Implantate, Nasenoperation, Gesichtsinjektionen, Bodybuilding, Brackets und Co. unterziehen, um als beachteter Teil der Gesellschaft gelten zu können? Wie ungerecht.
Ich fordere den Aufstand von uns Hässlichen! Sogenannter Lookismus sollte wie jede andere Form der Diskriminierung nicht mehr geduldet werden dürfen. Niemand kann irgendetwas dafür, wie er oder sie von Geburt an natura aussieht. Natürlich ist ein gepflegtes Erscheinungsbild wichtig und ein eigener Stil - aber sind wir schon soweit, dass Individualität und Makel aufgrund standardisierter (und oft unereichbarer) Schönheitsideale immer mehr eine Seltenheit wird? Man sieht im Fernsehen fast ausschließlich gut ausgeleuchtete Menschen mit perfekter Haut, makellosen Haaren und Zähnen und sportlichen Körpern. Was wäre, wenn alle Menschen auf der Welt blind wären? Was wäre, wenn alle Menschen identisch gleich aussehen würden - wäre das nicht ganz öde und extrem langweilig, so eine Welt voller Supermodels?
Lizzie Velásquez, ich und andere werden weiterhin versuchen, gegen diesen konformistischen Wahn zu rebellieren.
Es gibt keine hässlichen Menschen, es gibt nur schlechte Seelen.
Blog-Bild by (c) Lestertair (Quelle: via Shutterstock)