Die Geschichte der Menschheit liest sich nicht anders als die Geschichte der Tiere im Wald: der Stärkere nimmt sich vom Schwächeren, was er haben will. Mehr ist da nicht (auch wenn es nicht so sein sollte).
Was wir Diplomatie nennen, läuft darauf hinaus, dass man seinen Worten mit Waffen Nachdruck verleihen musste. Wenn etwa ein schwächeres südamerikanisches Land etwas im 16 Jahrhundert aufbaute, das den Spaniern gefiel, hätte der größte Diplomat nicht verhindern können, dass Spanien vorbeikam und besagtes Land zur Kolonie machte. Der Grad der Diplomatie bestimmte nur den Modus, wie dann das Zeug nach Spanien verschifft wurde.
Mit dem Ende des kalten Krieges dominierte aber nun eine Macht die Welt, die eine andere Vorstellung von Eroberung hatte. Die USA hatte einen anderen Plan. Man eroberte und besetzte nicht Nationen, um Ressourcen von dort ins eigene Land zu verschiffen, vielmehr wurde versucht, die ganze Welt in die eigenen Versorgungsketten zu integrieren.
Am Ende stünde noch immer Motorola am Handy, auch wenn die Rohstoffe aus Afrika kommen, die Chips aus China und die Hülle aus Mexico. Natürlich war dieser Ansatz imperialistisch und kolonialistisch, aber es war der bis jetzt sanfteste Weg, den wir in der Geschichte beobachten konnten.
Diese Phase ist vorbei.
Der Grund dafür ist, dass die Welt nicht mehr so monopolar ist. Die USA konnte ihren aus dem kalten Krieg geerbten Militärapparat nutzen, um den Welthandel zu garantieren. Das bedeutete zum einen, dass Nationen wie Deutschland nicht ihre eigenen Frachtschiffe schützen mussten und zum anderen erlaubte es vor allem armen Nationen, ihr Geld in die Industrie zu stecken anstatt zu rüsten. Das übersetzte sich in erheblichem Wohlstand für uns alle.
Mit den Machtansprüchen von China und den neu aufkeimenden Ideen in Russland musste sich dieser Fokus ändern. Die USA verteidigten auch in den vergangenen Jahrzehnten ihre Interessen, aber in einem breiteren Sinn. Man garantierte Sicherheit, um billig an Ressourcen zu kommen.
Jetzt sind aber Kerninteressen in Gefahr und die USA muss Kapazitäten frei machen, um diese Kerninteressen zu schützen. Trump brachte nicht die Idee der Fokussierung auf die USA in die USA, sondern ein Indiz, dass diese Idee zunehmend Rückhalt findet. Aus unterschiedlichen Gründen.
Die nächste Phase in der Geschichte wird schwieriger.
Die globalen Versorgungsketten sind am zusammenbrechen und die Wirtschaften werden gerade in atemberaubender Geschwindigkeit entkoppelt, vor allem im Hinblick auf Russland. Die gesamte entwickelte Welt hat mit einer Bevölkerungspyramide zu kämpfen, die am Kopf steht. China und Russland etwa müssen ihre Eroberungspläne jetzt durchziehen, weil in einer Generation die jungen Männer fehlen werden. Wir blicken vermutlich einer Reduktion der Weltbevölkerung entgegen. Zum einen, weil im Norden die jungen fehlen und zum anderen, weil ein erheblicher Teil der nicht entwickelten Welt wieder für die eigene Sicherheit sorgen wird müssen und Hilfslieferungen das erste sein werden, das wir streichen, wenn es hart auf hart kommt. Und in so einer Phase werden viele verwundert sein wie rasch wir fähig sind Mauern zu bauen und sie gegen Millionen von Menschen zu halten.
Diese Länder werden um Hilfe rufen und diese Hilfe wird getarnte Kolonialisierung sein: Nahrung für Erz, Schutz für Exklusivdeals.
Die Globalisierungsparty ist vorbei und wir werden alle verlieren. Zu Beginn jedenfalls. In 10 Jahren werden Nationen wieder nutzen was sie selber herstellen können, Tomaten werden nicht mehr 5-mal durch Europa fahren um dann als abgelaufenes Ketchup im Müll hinter dem Supermarkt zu enden.
Die Welt ist im Wandel und wie in jedem Wandel wird es Sieger und Verlierer geben, vor allem die globalen Konzerne mit extrem komplexen Versorgungsketten werden erhebliche Probleme bekommen und eventuell das Ende der Megakonzerne einläuten.
Wir stehen am Beginn eines neuen Zeitalters und langsam erkennt auch der geschichtlich Uninteressierte, dass irgendetwas im Umbruch ist. Es ist Zeit zu verstehen was es war das vor unsren Augen zerbrochen ist und nun in Scherben liegt.
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