Wenn wir die Politik anrufen dann üblicherweise, weil wir entweder wollen, dass die Politik etwas umsetzt das wir mögen oder aber etwas verhindert, dass wir nicht mögen. Und hier lauert ein weit verbreitetes Missverständnis das den gesamten politischen Diskurs vergiftet.

Um das Problem zu illustrieren betrachten wir ein einfaches System aus zwei Parteien. Es ist ein absolut verständlicher Irrtum davon auszugehen, dass alles für das die eigene Partei ist genau das sein muss vor dem die Gegenseite Angst hat, denn wenn es anders wäre, warum stehen sie dann auf unterschiedlichen Seiten?

In der Realität ist die Sache komplexer. Jede politische Bewegung hat ihre eigenen Perspektiven, ihre eigenen Sets an Dingen die sie umsetzen und verhindern wollen und diese Dinge sind in den aller seltensten Fällen perfekt gegengleich zu anderen Parteien. Ganz trivial ausgedrückt: die <Rechten> wollen nicht notwendigerweise verhindern was die <Linken> einführen wollen und umgekehrt.

Es ist dabei aber erstaunlich in wie viele verblüffte Gesichter man blickt, wenn man diese Binsenweisheit feststellt.

Der Hintergrund liegt oftmals darin, dass diese Idee der spiegelbildlichen Natur der Parteien ein fixer Bestandteil vieler Weltbilder ist, aus dem dann ein völliges Unverständnis gegenüber alternativen Denkmuster resultiert.

Vereinfacht gesagt funktioniert das Denkmuster in etwa so: Man betrachtet die eigene Seite (in die man irgendwie reingewachsen ist) und stellt fest, dass all die Dinge die die eigenen Leute wollen gut sind und alle Dinge die sie verhindern wollen schlecht sind und fragt sich dann warum die anderen die schlechten Dinge haben wollen und die guten verhindern möchten.

Dabei wird aber die Gegenseite nie wirklich unter die Lupe genommen, sondern nur die eigene Seite invertiert und das verdrehte Resultat der anderen Seite als ihre Ziele unterstellt.

Für jemanden der mehr als ein Parteiprogramm gelesen hat ist das alles tendenziell tragisch amüsant, das Problem ist, dass die meisten nicht einmal eines gelesen haben und nicht wissen was die eigene Partei haben möchte. Alles was diese Mehrheit kennt sind die netten Schlagworte der Politiker denen sie eben Glauben schenken.

Jede Partei wird darauf pochen für die guten Dinge und gegen die schlechten Dinge zu sein und ihre Anhänger werden das glauben.

Das Übersetzt sich in eine ungesunde Entwicklung der Politik weg von einer gelebten Debatte zur Problemlösung hin zur Sportball-live-Übertragung für Akademiker.

Und das ist nicht wie Demokratie funktionieren kann.

Demokratie funktioniert nur wenn jeder der seine Stimme abgibt eine gute Vorstellung hat was die Fraktionen tun wollen und zwar aus erster Hand. Sich übers eine Fraktion zu informieren was die anderen tun wird immer dazu führen dass man in der bequemen Lüge verharrt dass die andren für das Böse sind und die eigenen für das Gute.

Aber genau das reicht eben vielen als Weltbild.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 22.02.2024 21:23:51

Tourix

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