In einer kürzlichen Debatte mit wirtschaftlich geschulten Personen wurde mir mal wieder bewusst wie wenig, selbst die Spezialisten, verstanden haben was Geld wirklich ist und was es sein könnte. Besonders auffällig ist das bei der Debatte über Crypto.

Um den Einstieg kurz zu machen: Geld ist ein Ding aus dem keiner etwas anderes machen kann, dass daher im Grund keiner wirklich braucht, in dem aber jeder einen Wert sieht und daher jeder haben will.

Geld ist damit anders als Eisen, Holz oder Gold. Wir können aus Eisen allerlei herstellen und je nachdem wie viele Menschen Eisen verarbeiten wollen steigt und sinkt sein Wert, im Verhältnis etwa mit Holz. Holz ist etwa im Winter wertvoller als im Sommer, weil Menschen es auch zum Heizen verwenden können. Auch die Goldmünze kann eingeschmolzen werden und Microchips daraus gemacht werden. Goldmünzen sind damit etwa inperfektes Geld, weil das Gold in ihnen auch eine Ware ist aus der man etwas anders machen kann.

Perfektes Geld aber kann aber nicht wirklich in etwas anderes umgewandelt werden. Alles was wir damit tun können ist es zu tauschen. Das macht Geld zum ultimativen Tauschgut und damit zu etwas sehr Praktischem. Wir erhalten Geld im Tausch gegen Nutzen den wir gestiftet haben, also Waren oder Dienstleistungen und tauschen es dann gegen andere Waren und Dienstleistungen.

In der Frühgeschichte taten wir das im Tauschhandel, wir tauschten etwa Fische gegen Holz. Praktisch überall auf der Welt wurde dann aber Geld erfunden. Man nahm Dinge die kaum einen Nutzen hatten, aber jeder haben wollte, und tauschte sie gegen Dinge die man wirklich brauchte. Verwendet wurde alles, von Muscheln bis Edelmetall. Je kleiner und wertkonzentrierter, desto besser.

Die Idee statt der wertvollen Güter Schuldscheine zu tauschen wurde mehrmals auf der Welt erprobt und setzte sich an mehreren Stellen durch. Man lies sein Gold in einem Tresor und gab Zettel aus auf denen stand, dass der Inhaber des Zettels befugt war eine gewisse Menge an Gold, Silber oder Muscheln, aus dem Tresor zu nehmen.

Schrieb man so einen Zettel, machte man Geld. Unser modernes Geld hat seinen Ursprung in genau diesen Schuldscheinen.

Der Inhaber des Tresors selber ermächtigte sich üblicherweise selber dazu mit dem eingelagerten Gold zu arbeiten. Er verborgte etwa 10 Goldmünzen und verlangte 11 nach einem Jahr zurück. Verborgte er aber schlecht, so verloren aber die Menschen ihre Einlagen. Wenn das passierte, gingen die Menschen zum König jammern und die Könige kamen zum Schluss, dass das nicht passieren würde, wenn sie die einzigen wären die dieses Geld in Umlauf bringen dürften.

So monopolisierten Herrscher das Geld. Sie taten dann aber das was jeder andre vor ihnen auch tat: sie verschleuderten die Einlage und das führte dazu, dass das Geld von Jahr zu Jahr weniger wert wurde, weil in den Schatzkammern des Königs eben weniger Gold lag als hätte liegen müssen.

Dieser Prozess gipfelte üblicherweise in einer Situation in dem Menschen auf Alternativen umstiegen. Ein zeitgenössisches Beispiel ist die 1998 in Bosnien eingeführte Marka, die zwar offizielles Zahlungsmittel in Bosnien war, defacto aber von keinem benutzt wurde. Die Bosnier zahlten lieber mit der deutschen Mark.

Ein anderes Beispiel ist das rezente Venezuela. Nach den sozialistischen Reformen entwertete eine galoppierende Inflation die Ersparnisse der Bevölkerung und Silbermünzen erlebten eine Renaissance. Eine Unze Silber brachte eine Person durch einen Monat, während die Lebensersparnisse nicht reichten um bei der Imbissbude Essen zu gehen.

Der Staat macht also genau das Gleiche wie jeder andere das Geld machte. Wundern sollte das keinen, der Staat ist ja auch nur ein Mensch.

Beachtlich ist aber eben, dass jeder von uns Geld machen kann. Es braucht nicht mehr als ein Stück Papier und das Vertrauen des Gegenübers, dass man seine Verbindlichkeiten auch bezahlen wird.

Und hier liegt dann der Hund begraben.

Damit Geld einen Wert hat muss der Herausgeber des Geldes irgendwas haben das echten Wert hat, also etwas das man haben will, aber kein Geld ist. Im Idealfall steckt im Geld selber wenigstens ein wenig von genau dieser Sache, so etwa bei Silber und Goldmünzen.

Und hier endlich kommen wir zu Cryptocurrancy. Um auch hier die Sache kurz zu halten: Crypto sind Zahlen auf Servern, die weitgehend nutzlos sind, Menschen aber haben wollen. Es ist also Geld. Das Problem an Crypto ist aber, dass die Zahlen völlig wertlos werden, wenn keiner sie mehr haben möchte, im Hintergrund aber absolut nichts steht das man verwerten könnte. Euros kann man wenigstens an die Wand tapezieren, seine Poster ausstopfen oder verbrennen, Crypto sind (im Wesentlichen) nur Zahlen im Internet und diese Dinger sind im Moment viel wert, weil viele Menschen sie haben wollen und sie wolle diese Dinge haben, weil vor wenigen Jahren wenige sehr reicht mit diesen Zahlen geworden sind und jetzt die Angst den Zug zu verpassen gerade stark ist. (Diese Nutzlosigkeit macht Crypto ironischerweise sogar theoretisch zu perfekteren Geld als etwa den Euroschein.)

Hinter Crypto steht also nicht viel „echter Wert“.

Hinter unserem Geld steckt aber auch nicht wirklich mehr, abgesehen vom Brennwert.

Und das ist der Witz an der Sache. Genauso wie Menschen das Vertrauen in den Bitcoin verlieren könnten, so könnten Menschen auch Vertrauen in den Euro verlieren und der Euro kann über Nacht so wertlos sein wie die bosnische Marka in den 1990igern.

Jeder der darauf pocht wie idiotisch eine Investition in Crypto ist sollte, basierend auf seiner eigenen Logik, auch zum Schluss kommen, dass es extrem riskant wäre alle Ersparnisse in Euros zu bunkern.

Crypto in unser Fiatgeld sind sich, vor allem im Risiko, ähnlicher als man glauben möchte, aber wenn diese Ähnlichkeit einmal offensichtlich wird, ist es eben zu spät sich Alternativen zuzulegen.

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